Am 30. September 2012 stürzte ein Kleinflugzeug bei Ellbögen in Tirol ab. Insgesamt sechs Insassen starben, zwei Passagiere – Gert Platzer (72) und Werner Eberharter (69) – überlebten schwerst verletzt. Mit Moderator Vitus Amor sprechen die beiden Zillertaler erstmals über das Unglück – zu hören am Montag im Radio U1 sowie als Podcast.
Es sollte ein Flug von sieben besten Freunden ins spanische Valencia zu einem Motorrad-WM-Lauf werden. Geendet hat dieser Männerausflug jedoch in einer Tragödie, die erschütterte. Die Cessna zerschellte nach nur wenigen Flugminuten am Berg bei Ellbögen – es war menschliches Versagen des Piloten. Die tragische Bilanz: Sechs Tote – unter ihnen fünf Zillertaler und der Salzburger Pilot – sowie zwei Schwerverletzte, ebenfalls aus dem Zillertal.
Die beiden Überlebenden, Gert Platzer (72) und Werner Eberharter (69), brechen nun ihr Schweigen – in der Radio U1-Sendung „Wie geht’s da?“ mit dem Zillertaler Vitus Amor, die Montag um 20 Uhr ausgestrahlt wird. Eines vorweg: Es ist ein Gespräch über Freundschaft, unvorstellbarem Verlust, Schuldgefühle, Dankbarkeit, Hoffnung und den langen Weg zurück ins Leben. Bewegend, ehrlich, voller Demut – gespickt mit so manchem emotionalen Ausbruch.
Die Cessna war deutlich überladen
„Uns verband eine echte Männerfreundschaft, 1977 gründeten wir sogar einen Verein – mit dem Ziel, Reisen zu realisieren, die wir uns sonst nicht leisten konnten“, sagt Platzer. So auch jene nach Valencia. „An diesem Tag wurde ich von meinem besten Freund Lois Eberharter um 4.30 Uhr geweckt“, erinnert sich Eberharter mit Tränen in den Augen, „Treffpunkt mit dem Piloten am Flughafen Innsbruck war um 6.30 Uhr.“ Dort stellte sich heraus, dass die Maschine deutlich überladen, also zu schwer war. Dennoch hob der Pilot ab. „Zweifel hatten wir keine, nur ein wenig Angst machte sich breit“, erinnert sich der 69-Jährige. Das Wetter war beim Abflug noch schön, rund um den Bergisel zog plötzlich Nebel auf. „Der Pilot flog durch die Nebelbank durch, das war der fatale Fehler. Wie sich später zeigte, hatte er weder eine Blindflug-Ausbildung noch die entsprechende Ausrüstung dafür“, sagt Platzer.
Er war nicht angeschnallt. „Meine Aufgabe war es, den Kellner zu spielen. Kaum waren wir in der Luft, stand ich auf und wollte Frühstück auftischen. Doch erste Turbulenzen traten auf. Ich warf einen Blick auf mein Navi am Handy. Werner schnallte sich ebenfalls ab, um sich das mit mir anzusehen“, schildert der 72-Jährige. Wenige Sekundenbruchteile später stürzte die Cessna ab.
„Dann brannte ich lichterloh“
„Ich sah umgestürzte Bäume. Mein letzter Blick galt aber Lois, dann wurde ich bewusstlos. Ich wurde aus dem Flugzeug hinauskatapultiert und von Trümmerteilen eingeklemmt – schließlich kam ich wieder zu mir, brannte lichterloh, niemand war mehr hier – das war fürchterlich“, schildert Eberharter. Er orientierte sich, entdeckte einen Weg, begab sich dorthin und hörte plötzlich Hilferufe. „Es war Gert“, wusste er auf der Stelle. Dann traf er einen Jäger – und die Rettungskette nahm auf Anhieb ihren Lauf.
Auch Platzer funktionierte „wie ein Roboter“: „Ich checkte meinen Körper durch und realisierte, wo ich überall verletzt war. Beim Blick durch die Maschine sah ich meine Freunde, keiner bewegte sich. Ein klares Bild davon habe ich aber nicht – der Körper dürfte jene Details, die er nicht benötigte, ausgeblendet haben.“ Er kämpfte sich eigenständig aus der Cessna, wartete im Wald auf Hilfe: „Das war das Schlimmste. Ich dachte, ich würde verbrennen.“
Platzer und Eberharter konnten schließlich gerettet werden. Sie erlitten eine Reihe von schwersten Verletzungen – der 72-Jährige wurde zehnmal operiert, der 69-Jährige musste mehrere Hauttransplantationen samt schmerzhafter Nachbehandlungen ertragen -, aber sie überlebten. „Dass wir das geschafft haben, ist ein Wunder“, sind sich die beiden einig.
Der einstige Chef der Zillertaler Haderlumpen, Vitus Amor, stellt seit 2024 Tiroler Persönlichkeiten die Frage „Wie geht’s da?“ – und zwar in seiner U1-Radiosendung und als Podcast bei YouTube, Spotify, Apple sowie auch auf der U1-Homepage. Normalerweise wird die Sendung jeden ersten Dienstag im Monat um 20 Uhr ausgestrahlt.
Aber dieses Mal ist es anders! Die Sendung mit den beiden Überlebenden des Cessna-Absturzes von 2012 ist bereits am Montag, dem 1. September 2025, um 20 Uhr auf Radio U1 Tirol zu hören. Dabei gewähren die beiden Zillertaler noch mehr Einblicke – absolut hörenswert!
Übrigens: Abrufbar ist die Sendung ab dem besagten Montagabend auch mittels folgendem QR-Code:
„Das Unglück ist dauernd präsent“
Mittlerweile haben sie das Erlebte auf unterschiedliche Art und Weise „recht gut“ verarbeitet. „Aber das Unglück ist dauernd präsent, an jedem Tag“, verrät Platzer. Eberharter suchte den Unfallort wenige Wochen später auf. „Ich war bis heute nicht dort, weil ich das nicht schaffe“, sagt Platzer. Mit einem Flugzeug geflogen sind beide bereits wieder und die Freude am Leben kam bei beiden „relativ rasch“ wieder retour.
Spannend: Miteinander haben sich die beiden Freunde erst im Zuge der Vorbereitungen für diese Radiosendung erstmals ausgetauscht. „Werner meinte immer, dass er den Unglückstag nicht möge. Ich hingegen feierte meinen zweiten Geburtstag. Zwei konträre Ansichten, daher haben wir nie das Gespräch zueinander gefunden.“
Anfangsbuchstaben der verlorenen Freunde eingraviert
Ihre besten Freunde vermissen die beiden nach wie vor „extrem“. „Am Tag des Absturzes habe ich eine Kette samt Kreuz getragen. Du, Vitus, hast mir diese repariert und mir die fünf Anfangsbuchstaben unserer verlorenen fünf Freunde eingraviert – das berührt mich noch immer“, so Eberharter.
Sowohl die Sendung am Montag, um 20 Uhr, auf Radio U1 Tirol als auch dieser Beitrag sind ein stilles Gedenken an die fünf Verstorbenen Willi Breuss, Lois Eberharter, Toni Freund, Siegi Eberharter und Hansjörg Haidacher.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.