Drei Kinder, kein Studium, kein Karriereplan – und trotzdem der Weg bis an die Spitze: Gabriele Galler zeigt, was Entschlossenheit, Mut und Wiener Schmäh bewirken können. Mit Hilfe des waff wagte sie 1996 den Neuanfang.
Wenn Gabriele Galler von ihrem Berufsleben erzählt, klingt es wie ein Lehrstück über Willenskraft. „Ich war nie der Typ, der das Handtuch schmeißt“, so die Wienerin. Und das ist keine Floskel. Die Wienerin, Mutter von drei Töchtern, hat sich vom Kassajob bis zur Niederlassungsleiterin eines internationalen Konzerns hochgearbeitet – Schritt für Schritt, gegen Widerstände und gegen alte Rollenmuster.
„Wollte eigentlich immer mehr“
Alles beginnt in den 1980er-Jahren. Die gelernte Einzelhandelskauffrau arbeitet beim Stiefelkönig, dekoriert Schaufenster, zieht ihre Kinder groß. „Ich wollte eigentlich immer mehr, aber mit drei kleinen Kindern muss man realistisch bleiben“, erinnert sie sich im Gespräch mit der „Krone“. Doch als ihre jüngste Tochter drei Jahre alt ist, packt sie der Ehrgeiz.
Vom waff aus der Zeitung erfahren
1996 hört sie erstmals vom waff, dem Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds, und meldet sich für einen Wiedereinsteigerinnenkurs an. „Das war der Wendepunkt“, sagt Galler. In Workshops und Rollenspielen entdeckt sie ihre Stärken, schreibt Bewerbungen – und wagt den Sprung in den Außendienst. „Man hat mir damals abgeraten, das sei nichts für Frauen. Aber ich hab’s trotzdem gemacht.“
„Frau zu sein ist keine Entschuldigung“
Bei CWS startete sie im Verkauf, klopft täglich an 20 Türen, überzeugt Kunden und Chefs gleichermaßen. Danach ruft Coca-Cola an. Galler steigt auf, wird Supervisorin, führt ein Team, holt parallel dazu die Berufsreifeprüfung nach. „Meine Tochter hat mich damals herausgefordert: ,Mama, du redest immer vom Lernen – mach du mal!‘“, erzählt sie lachend.
Jeder ist seines Glückes Schmied – aber man muss auch den Hammer in die Hand nehmen.
Gabriele Galler
Keine halben Sachen
Und Gabriele Galler macht. Und zwar gründlich. Nach der Matura folgt ein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie. 2016 übernimmt sie die Niederlassungsleitung bei Dallmayr – verantwortlich für bis zu 100 Mitarbeiter. Eine Position, die vor ihr nie eine Frau innehatte. „Ich war die Erste – und ich hoffe nicht die Letzte“, sagt sie. Von Sonderbehandlung wollte sie nie etwas wissen. „Frau sein ist keine Entschuldigung. Wenn man führen will, muss man das auch können – ohne Bonus.“
Seit drei Jahrzehnten hilft der waff Wienern beim beruflichen Neustart. Die seither investierten 1,4 Milliarden Euro kamen 700.000 Menschen zugute.
Auch private Rückschläge
Privat läuft es nicht immer glatt. 2006 trennt sich ihr Mann. Sie bleibt dennoch auf Kurs. Aufgeben kam für sie nie infrage. „Das geht nicht, gibt’s nicht“, sagt sie trocken – und man glaubt ihr jedes Wort. Rückschläge, Absagen, Hindernisse? Für Gabriele Galler waren sie Treibstoff. Sie denkt lösungsorientiert, nicht problemorientiert. Vielleicht liegt genau darin ihr Erfolgsgeheimnis: konsequent handeln, statt klagen.
„Man muss den Hammer auch in die Hand nehmen“
Heute, in Pension, blickt sie zufrieden zurück. Sie joggt, baut Insektenhotels, lernt Italienisch – und ist stolz auf ihre drei Töchter, die alle in Führungspositionen stehen. „Ich hoffe, ich hab ihnen gezeigt, dass man alles schaffen kann, wenn man will.“ Und wenn sie gefragt wird, was sie anderen rät? Galler überlegt kurz, dann sagt sie: „Jeder ist seines Glückes Schmied. Aber man muss auch den Hammer in die Hand nehmen.“
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