Warum wurden die Warnungen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ignoriert, warum deren Hilfsangebote mehrfach ausgeschlagen? Und warum wurden Anrainer im Umfeld der Infektionsquelle nicht informiert? Antworten auf all diese Fragen rund um den Legionellenausbruch in Vorarlberg fordert nun SPÖ-Gesundheitssprecherin Manuela Auer in einer Landtagsanfrage.
Es war einer der größten Legionellenausbrüche in ganz Österreich. Insgesamt 43 Menschen erkrankten zu Jahresbeginn. 41 Männer und Frauen mussten im Spital, neun Betroffene sogar intensivmedizinisch behandelt werden. Mitarbeiter des Umweltinstituts waren wochenlang damit beschäftigt, die Infektionsquelle zu finden. Als diese Ende Februar gefunden worden war, hielten sich die Verantwortlichen des Landes sehr mit Informationen zurück. „In mehreren Privathaushalten und Kühltürmen konnten Legionellen-Verkeimung nachgewiesen werden“, lautete die recht allgemeine Formulierung in einer Aussendung des Landes.
Kühlturm als Grund allen Übels
Ähnlich wie bei den Covidförderungen wurden Auskünfte verweigert, über die genaue Vorgehensweise der Mantel des Schweigens gehüllt. Einmal mehr wurden Gerichte bemüht und nach dreimonatigem Rechtsstreit mussten die Zuständigen des Landes die mutmaßliche Quelle des Legionellenausbruchs nennen. Grund allen Übels soll demnach der Kühlturm der Wolfurter Firma Rattpack gewesen sein. Externe Wartungsunternehmungen waren offenbar nicht ordnungsgemäß ausgeführt worden, wie es im Abschlussbericht der AGES heißt.
Der AGES-Bericht – den ohne die Weigerung des Landes, die mutmaßliche Infektionsquelle zu nennen, wohl niemand Außenstehender so genau zu Gesicht bekommen hätte – beinhaltet zudem einiges an Zündstoff. So scheint es nämlich, dass das Land die Warnungen der AGES ignoriert und zunächst auch deren Hilfe verweigert hat.
„Dass die Behörden so spät reagierten, wirft gravierende Fragen zum Krisenmanagement der Landesregierung auf“, meint SPÖ-Gesundheitssprecherin Manuela Auer. Um all die offenen Fragen rund um den Legionellenausbruch zu klären, stellte sie nun eine umfassende Landtagsanfrage an Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher.
Gemäß dem Bericht der AGES hätten die Zuständigen der Landessanitätsdirektion erst nach dem dritten Hilfsangebot, Anfang Februar 2025, um Unterstützung angesucht, kritisiert Auer. „Zwischen dem ersten Angebot und der tatsächlichen Beauftragung der AGES vergingen 20 Tage – in dieser Zeit sind 16 weitere Menschen erkrankt. Das ist kein Verwaltungspatzer, das ist ein eklatantes Versagen im Krisenfall!“
Wieso war Turm noch wochenlang in Betrieb?
Die eingebrachte Anfrage soll aber nicht nur klären, warum die Landesregierung die Hilfsangebote der AGES so spät angenommen hat, sondern auch, wann genau die Quelle tatsächlich bekannt war und warum die betroffenen Anrainer nicht informiert wurden. „Wir wollen wissen, wann Landesrätin Rüscher über den Ausbruch informiert worden ist, warum das Epidemiegesetz offenbar falsch ausgelegt wurde und wieso der Kühlturm, der letztlich als Quelle identifiziert wurde, noch wochenlang in Betrieb war“, echauffiert sich Auer.
Für sie steht bereits jetzt fest, dass sich dieses „mehr als fehlerhafte Krisenmanagement“ nicht wiederholen dürfe. „Wenn das Land aus der Pandemie nichts gelernt hat, ist das fatal. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass Gesundheitsrisiken rasch erkannt, transparent kommuniziert und effektiv bekämpft werden. Es darf nicht sein, dass ein solcher Ausbruch erst nach Dutzenden Erkrankungen ernst genommen wird!“
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