Schauspielerin Sarah Zaharanski sprach mit der „Krone“ bei einem Dinner über den Dächern Salzburgs über eine Branche mit vielen Schattenseiten, kontroverse Rollen und Hollywood.
„Krone“: Es freut mich, dass es mit einem Dinner geklappt hat, Frau Zaharanski – und das noch dazu bei dieser traumhaften Aussicht!
Sarah Zaharanski: Ich habe dieses Lokal nicht nur wegen des Ausblicks gewählt. Es gibt tatsächlich eine Anekdote dazu: Noch als Schauspielstudentin habe ich vor ein paar Jahren beim Jedermann mitgespielt. Mit einem Teil des Ensembles sind wir nach einer der Vorstellungen ins M32 gegangen. Für mich war das total aufregend, aber ich hatte wirklich Angst vor der Rechnung (lacht). Als es dann ans Heimgehen ging, wir die Rechnung verlangt haben, hieß es vom Kellner: „Die Rechnung ist bereits von Herrn Udo Lindenberg (deutscher Rockmusiker, Anm. d. Red.) bezahlt.“ Er saß einfach den ganzen Abend ein paar Tische weiter und hat uns einfach alle eingeladen. Dieses Erlebnis werde ich einfach nie vergessen (lacht).
Nein! Das gibt es ja nicht! Aber jetzt zu einer Begegnung mit einer anderen spannenden, aber durchaus umstrittenen Persönlichkeit: Monika Donner (Monika Donner ist ehemaliger Soldat, lebt jetzt als Transfrau und ist Autorin. Ihre Bücher werden von der rechten und rechtsextremen Szene im deutschsprachigen Raum gefeiert, Anm. d. Red.) Sie spielen im Film „Der Soldat Monika“ die Rolle ihrer ehemaligen Lebensgefährtin. Was interessiert Sie an so einem kontroversen Projekt?
Bei dieser Rolle dachte ich mir wirklich, puh, da kann man sich schon die Finger verbrennen. Aber als Schauspielerin will man manchmal einfach möglichst weit weg von sich selbst sein, weil dann wird es ja erst spannend. In diesem Fall hat mich beschäftigt: Was macht das mit einem, wenn der Mensch, den man liebt, plötzlich nicht mehr er selbst sein möchte.
Schwierige oder unangenehme Dinge scheinen Sie nicht zu scheuen. Sie haben in der ARD-Doku „Gegen das Schweigen – Machtmissbrauch bei Theater und Film“ mitgewirkt und offen über die teils prekären Umstände bereits bei der Schauspielausbildung gesprochen.
Das war für viele Mitwirkende dieser Doku tatsächlich nicht leicht, darüber zu sprechen.
Nachdem ich in einer Doku über Machtmissbrauch in der Branche erzählte, blieben Drehs aus. Ich finde es trotzdem wichtig, dass man Haltung bezieht.
Zaharanski über Schattenseiten ihrer Bra
Das kann ich mir vorstellen. Hat man da nicht Angst, als Konsequenz daraus von diversen Casting-Listen gestrichen zu werden?
Das war bei mir tatsächlich auch der Fall. Nach dem Erscheinen der Doku im letzten Jahr hatte ich das erste Mal im Sommer keinen Dreh. Sonst jedes Jahr. Ich finde es trotzdem wichtig, dass man Haltung bezieht. Und ich merke auch, dass die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, genau diese Haltung schätzen. Erst kürzlich habe ich zum Beispiel ein Stück über das Thema Abtreibung gemacht. Zwar möchte ich nicht nur politische Kunst machen, aber ich sehe es schon als meine Aufgabe, diese Art von Inhalten nach vorne zu bringen.
Wie gehen Sie mit Kritikern Ihrer Arbeit um?
Während der Pandemie habe ich Sprechwissenschaften studiert. Meine Masterarbeit habe ich über Feedback-Kultur geschrieben. Das hat mir sehr viel innerliche Klarheit darüber gebracht, was wirklich Feedback ist und was quasi nur „Senf“ ist, der in der Welt ist. Von Feedback kann man ja tatsächlich etwas lernen. Ich musste schon lernen, dass ich mir nicht einfach alles zu Herzen nehmen darf. Generell bin ich der Meinung, jede Art von Kunst und Kultur hat ihre Berechtigung. Dass sich Leute daran reiben, ist auch gut.
Aber es gibt sicher auch entspanntere Rollen zu spielen. Setzt man heutzutage nicht auch als Schauspieler lieber manchmal auf Sicherheit? Dreht zum Beispiel lieber eine Telenovela regelmäßig von Montag bis Freitag als eventuell wochenlang arbeitslos zu sein?
Es ist natürlich nicht ganz leicht, aber ich versuche nicht auf Sicherheit zu spielen. Und ich muss sagen, ich habe damit bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Weil ich zusätzlich zum Beispiel angefangen habe, Hörspiele zu produzieren. Ich arbeite also auch sehr viel als Sprecherin. Ich habe somit Theater, Film und das Sprechen als berufliche Standbeine. Alle drei führen dazu, dass es insgesamt recht gut läuft.
Sarah Zaharanski wurde am 20. Mai 1989 in Hallein geboren. Schon im Volksschulalter spürt sie den Drang, auf der Bühne stehen zu wollen. An der Kunstuniversität Graz studiert sie schließlich ab 2008 Schauspiel. Danach folgen Film- und Theaterengagements in Deutschland und Österreich. Neben ihrem Schauspielberuf ist Zaharanski auch als Sprecherin tätig und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet. Sarah Zaharanski lebt in Wien.
Sie sind auch viel bei internationalen Filmfestivals zu Gange, treffen dort auf viel Hollywood-Prominenz. Wie ist das, auf einmal neben Angelina Jolie zu stehen?
Natürlich ist das beeindruckend, wenn so jemand unmittelbar vor einem steht. Aber ich mach’ mir weniger aus dem Star als aus der Künstlerin Angelina Jolie. Mich interessiert mehr, was sie über ihre Arbeit erzählen, als ein Selfie zu machen. Irgendwie ist Prominenz auch beängstigend. Wenn Angelina Jolie eine Bühne betritt, werden in jeder Sekunde Hunderte Fotos von ihr gemacht. Mit Bekanntheit muss man umgehen lernen. Am Ende des Tages ist jeder Star auch ein echter Mensch und hat ein Privatleben fernab des Rampenlichts.
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