Winzer im Burgenland stehen vor einer großen Herausforderung: Die Rebzikade breitet sich aus und überträgt die tödliche Flavescence dorée: Land, Landwirtschaftskammer und Behörden starten ein koordiniertes Vorgehen, um die Reben zu schützen. Früherkennung und schnelle Rodungen seien entscheidend.
Burgenländische Weinbauern erleben gerade ein Déjà-vu: Schon einmal, Ende des 19. Jahrhunderts, drohte eine Plage ihre Lebensgrundlage zu zerstören: die Reblaus, eingeschleppt aus Übersee. Ganze Weingärten wurden damals vernichtet. Heute ist es wieder ein unscheinbares Insekt, das den Winzern Sorgenfalten beschert: die Amerikanische Rebzikade.
Sie selbst hinterlässt kaum Spuren, doch ihr Stich ins Rebblatt hat fatale Folgen. Mit ihm überträgt sie den Erreger der Flavescence dorée, besser bekannt als „Goldgelbe Vergilbung“. Einmal befallen, ist der Rebstock nicht mehr zu retten. Die Infektion frisst sich durch die Wasseradern, bis der Rebstock unweigerlich zugrunde geht. Besonders tückisch: Fünf Jahre kann es dauern, bis die Krankheit sichtbar wird, ansteckend ist die Rebe aber viel früher.
Hochsaison für Schädlinge
Ab Juni hat die Rebzikade Hochsaison. Bevorzugt nistet sie sich in Weingärten ein, die brachliegen und nicht mehr bewirtschaftet werden. Ruheplätze, die für die Winzer zur Gefahr werden. Durch die Klimaerwärmung wandern die kleinen Überträger immer weiter nach Norden und haben längst auch das Südburgenland fest im Griff.
Land, Kammer und Behörden ziehen an einem Strang
Weil eine direkte Bekämpfung der Krankheit nicht möglich ist, setzt man jetzt auf ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen. Das Land Burgenland, die Landwirtschaftskammer, die Bezirkshauptmannschaften und der Pflanzenschutzdienst haben ein Maßnahmenpaket geschnürt.
„Unser Ziel ist klar: Wir wollen die Ausbreitung verhindern und die burgenländischen Reben schützen. Das gelingt nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin und Agrarlandesrätin Anja Haider-Wallner (Grüne).
In betroffenen Regionen wie Eisenberg, Csaterberg oder Deutschkreutz laufen Sofortmaßnahmen. Dazu gehören Kontrollen in den Weingärten, Beratungen durch Experten sowie das Entfernen infizierter Stöcke, samt Wurzel. Auch Gelbtafeln, die die Zikaden anlocken, werden eingesetzt, um den Befall zu überwachen.
Existenz der Winzer steht auf dem Spiel
„Wir wollen nicht, dass unsere Winzer ihre Existenzgrundlage verlieren. Deshalb handeln wir entschlossen“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich und dankt den Beratern, die täglich in den Rieden unterwegs sind.
Für die Weinbauern selbst heißt es, besonders wachsam zu sein. Frühzeitige Symptome sind verfärbte Blätter – bei Rotweinsorten leuchtend rot, bei Weißweinen deutlich gelb. Die Blätter rollen sich zudem stark nach unten.
Rodungen im Gespräch
Parallel denkt man bereits einen Schritt weiter. Immer mehr kleine Weingärten bleiben ungenutzt und sind somit ideale Brutplätze für die Schädlinge. Hinter den Kulissen wird daher über eine Novelle des Landesweinbaugesetzes beraten: Künftig sollen verpflichtende Rodungen vorgeschrieben werden. Wer dem nicht nachkommt, muss mit Strafen rechnen.
„Wir appellieren an alle Weinbauern, ihre Weingärten regelmäßig auf Symptome zu kontrollieren. Nur durch frühe Erkennung und rasches Handeln können wir die Krankheit eindämmen“, unterstreichen Berlakovich und Haider-Wallner.
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