Beim Faserhersteller Lenzing in Oberösterreich geht es Schlag auf Schlag: Erst am Montag gab das börsennotierte Unternehmen nach seiner Aufsichtsratssitzung bekannt, dass bis Ende 2027 aus Kostengründen insgesamt 600 Stellen abgebaut werden, am Dienstag wurden auch schon die ersten Beschäftigten informiert.
In einer ersten Phase sollen noch heuer 250 Mitarbeiter gehen. „Die Betroffenen werden bis Ende der Woche persönlich von ihren Vorgesetzten informiert“, sagt Betriebsrat Stephan Gruber zur „Krone“. Ihnen wird ein Sozialplan angeboten, in Kombination mit dem Eintritt in die Lenzing-Stiftung. Solche Arbeitsstiftungen sind bei großen Kündigungswellen nicht unüblich. Teilnehmer können sich darin weiterbilden und bekommen eine finanzielle Unterstützung.
So auch beim Faserhersteller: „Man kann bis zu drei Jahre in der Stiftung bleiben und Ausbildungen machen – von Weiterbildungen zum Masseur bis zum Nachholen einer Fachhochschule“, sagt Gruber. 150 Plätze sind in der Lenzing-Stiftung vorerst freigeschaufelt worden. „Aber es kann bei Bedarf mehr werden.“
Mich und meine Kollegen im Betriebsrat nimmt das persönlich mit. Wir schlafen momentan natürlich auch nicht gut in der Nacht.
Stephan Gruber, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrats
Bild: Stephan Gruber
Einspruch gegen Kündigung möglich
Freilich steht es den Betroffenen auch frei, Sozialplan und Stiftung nicht zuzustimmen und gegen die Kündigung Einspruch zu erheben. Aktuell laufen die Beratungsgespräche mit den Betriebsräten. „Die Leute haben jetzt Ängste. Die erste Frage ist: Wie schaut es draußen am Arbeitsmarkt aus und was steht mir zu? Und Kollegen, die schon lange im Unternehmen sind, sind in erster Linie sehr enttäuscht“, erzählt Gruber. Am Dienstag fand ein Treffen zwischen Vorstand und Betriebsrat statt.
Dabei hat man sich auf eine gemeinsame Stellungnahme verständigt: „Vorstand und Betriebsrat der Lenzing AG befinden sich in einem konstruktiven Dialog. Unser gemeinsames Ziel ist es, soziale Härtefälle zu vermeiden und die vom Personalabbau betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen. Wir sind uns einig, dass wir über Inhalte und Zwischenschritte keine öffentlichen Diskussionen führen werden. Ergebnisse werden wir stets zuerst mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teilen, bevor wir an die Öffentlichkeit treten.“
Kursziel von Aktie gesenkt
Parallel zum Stellenabbau will sich das international tätige Unternehmen stärker auf Premiumfasern für hochwertige Textilien fokussieren und investiert 100 Millionen Euro in die heimischen Standorte Lenzing und Heiligenkreuz (Burgenland).
Die Beschlüsse hinterlassen auch Spuren am Finanzmarkt: Analysten der Deutschen Bank haben das Kursziel für Lenzing-Aktien von 30 Euro auf 28 Euro nach unten revidiert.
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