Newcomer aus Wels

Shinade: Mundartmusik, Tracht und die grüne Fee

Musik
06.10.2025 09:00

Auf ihrer EP „Wunder“ will die Oberösterreicherin Shinade Mundartmusik mit interationalem Soul- und Folk-Flair verknüpfen. Die Welserin setzt dabei optisch auf Traditionelles, ohne sich aber von den Mechanismen der Schlagerbranche vereinnahmen zu lassen. Geht diese Rechnung auf? Die „Krone“ bat sie zum Gespräch.

kmm

Wenn man hierzulande mit musikalischer Tracht konfrontiert wird, dann schneuzt sich meistens Andreas Gabalier in das karierte Tuch seiner Großmutter oder die Lesachtalerin Melissa Naschenweng sucht sich „Bergbauernbuam“ oder macht den „Traktorführerschein“. Dass traditionelles auch mit weniger offensichtlicher Folklore geht, beweist Shinade. Die Welserin mit karibischen Wurzeln hat vor wenigen Tagen ihre EP „Wunder“ veröffentlicht und gibt darauf erste Einblicke in ihre neue musikalische Welt. Die fünf Songs sind mal poppiger, mal folkloristischer und dem Schlager manchmal gar nicht so fern – aber vollständig und zu 100 Prozent aus der emotionalen Welt der Künstlerin erschaffen. Die Musik wurde der 30-Jährigen schon in die Wiege gelegt. „Meine Mama stammt aus der Karibik, mein Papa ist Österreicher. Sie ist Sängerin und hat mir schon als Kind im Bauch Lieder vorgesungen und Mozart vorgespielt.“

Schritte im Fünfjahresmodus
Den Weg zur Klassik hat Shinade zwar nicht gefunden, allerdings schon früh begonnen, ihre Gedanken und Gefühle in Form von Liedern niederzuschreiben. „Das erste habe ich in der Schule einem Lehrer geschrieben, der sich sehr um uns Schüler bemüht hat und dieses Lied habe ich ihm dann gemeinsam mit meinen zwei Geschwistern vorgesungen.“ Bis zur heutigen musikalischen Identität hat es aber etwas gedauert. Früher sang Shinade ausschließlich auf Englisch, dann hat sie es mit Hochdeutsch versucht und vor fünf Jahren gewann sie gemeinsam mit der Kölnerin Leonie die RTL2-Sendung „Battle Of The Bands – Boys vs. Girls“. Weitere fünf Jahre davor, 2015, schied sie im Recall von „Deutschland sucht den Superstar“ aus. Frei nach dem ungeschriebenen Gesetz, dass alle fünf Jahre etwas Größeres im musikalischen Leben der Oberösterreicherin passiert, schlägt sie nun mit „Wunder“ wieder neue Wege ein.

„Die Lieder fassen meine musikalische Reise ziemlich gut zusammen“, erklärt sie uns im „Krone“-Gespräch. Wichtig sei ihr dabei eine gewisse Hemdsärmeligkeit. Shinade komponiert ihre Songs auf der Gitarre oder dem Klavier und verzichtet auf Computer- oder KI-Unterstützung. „Mir ist wichtig, dass das Klangerlebnis direkt von der Musikerin zum Hörer kommt.“ Die Liebe zur Tracht schien offenbar schon immer ausgeprägt gewesen zu sein. „Ich fand es immer schade, wenn man sich um 300 Euro eine schöne Tracht kauft und die dann vielleicht nur einmal im Jahr zum Volksfest trägt. Ich habe mir die Tracht angezogen, weil mir egal ist, was andere darüber denken. Ich möchte mein Leben in allen Bereichen so gestalten, wie es mir gefällt und wie ich mich darin wohlfühle. Ich bin gerne in der Natur wandern, liebe die Berge und die frische Luft. Das Meer ist gar nicht so meins, in der Hinsicht bin ich eher ein Süßwasserfisch.“

Treu bleiben und Herz zeigen
Die Überlegung, wie Outfit und Musik nach außen wirken können, hat sich für Shinade nicht gestellt. „Ich will ich selbst sein, mich wohlfühlen und vor allem sehr viel Spaß und Freude an der Sache haben. Ich habe keine Ahnung, ob Schlager- oder Austropop-Fans meine Musik mögen, aber ich habe auch schon Feedback von Leuten bekommen, die sonst eigentlich nur Hip-Hop hören und den Sound mögen.“ Sich selbst treu zu bleiben, offen durch die Welt zu gehen und Musik aus dem Herzen zu schreiben wären ihr die wichtigsten Prämissen. „Das Gefühlvolle in meinen Songs wird immer ein wichtiger Teil sein, das werde ich nie ablegen. Die Musik selbst stammt von Mantras und Gebeten, sie ist ein Energieaustausch zwischen zwei Polen. Das nehme ich sehr ernst, weil ich als Musikerin etwas vertrete, was Menschen im tieferen Sinne bewegen sollte.“

Mit „Wilds Feuer“, dem energetischsten Song auf ihrer EP, hat sie auf Spotify und YouTube, vor allem aber auf TikTok einige Leute erreicht und ihren Namen damit deutlicher bekannter gemacht. Heimatverbundenheit und patriotischen Mief mixt sie in ihren Liedern mit Lockerheit und Spaß. So steht die „Grüne Fee“ tatsächlich für das imaginäre Wesen, das einem im übertriebenen Absinth-Rausch erscheinen kann. „Als ich noch jünger war, habe ich mit Freunden in Prag einen sogenannten ,Pub Crawl‘ gemacht. Da wurden immer zwei Shots gereicht, ein roter und ein grüner. Der rote schmeckte nach Lakritze, was ich gar nicht mochte, als hielt ich mich am grünen – und schwups, hatte ich meinen ersten großen Absinth-Rausch.“

Wunder können passieren
Mit dem Wort „Wunder“ als Titel für die Liedsammlung deckt Shinade natürlich mehrere Facetten ab. „Viele Leute geben im Leben viel zu schnell auf – vor allem dann, wenn es um Beziehungen geht. Man kann nicht immer alles über Bord werfen, wenn einem gerade was nicht passt, sondern muss auch mal an sich und der Zweisamkeit arbeiten. Wenn aber nur einseitig gearbeitet wird, dann passiert auch kein Wunder. Die wirklichen Wunder passieren dort, wo sich Leute zusammenraufen und zueinanderstehen.“ Das „Alpenherz“, wie auch ein Lied Shinades heißt, schlägt bei der Künstlerin also laut und optimistisch. „7000 Stücke“ etwa handelt davon, dass eine Person ihr in eben diese Stückmenge zerbrochenes Herz zusammengesammelt und wieder geflickt hat. Wenn Shinade sich nicht auf ihre eigene Musik konzentriert, hört sie gerne Rihanna oder die Lumineers und verbringt irrsinnig viel Zeit mit ihrer Familie und den liebsten Freunden.

Live in Linz und Wien
Live zu sehen ist Shinade am 10. Oktober im Last Linz als Support von Marten auf seiner „Eigene Art“-Tour und am 18. Oktober im Wiener G5 im Rahmen der „Delma Jag Session“ mit KTEE, Mikol Frachey und Anna Turrei. Möglicherweise darf man sich auch bald über einen Weihnachtssong der Welserin freuen …

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