Auftragslage schwach

Heimische Industrie muss weiter Jobs abbauen

Wirtschaft
26.09.2025 14:13

Die österreichische Industrie hat zu Herbstbeginn einen spürbaren Rückschlag erlitten. Der EinkaufsManagerIndex (EMI) der UniCredit Bank Austria sank im September um 1,5 Punkte auf 47,6 Zähler. Damit wurde die Wachstumsschwelle von 50 Punkten erneut deutlich unterschritten. „Der Aufwärtstrend über den Sommer ist ins Stocken geraten“, erklärte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Freitag. 

Ausschlaggebend für die Schwäche war ein stärkerer Rückgang der Auftragseingänge. Auch im Euroraum zeigte sich eine Eintrübung: Der vorläufige Einkaufsmanagerindex fiel auf 49,5 Punkte, belastet vor allem durch Rückgänge in Deutschland (48,5) und Frankreich (48,2).

Betriebe fahren Produktionsleistung zurück
„Eine hohe Unsicherheit auf Seiten der Kunden führte zu Zurückhaltung bei Neubestellungen“, sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl laut Mitteilung. „Zudem belasteten die protektionistische US-Zollpolitik und die starke Konkurrenz aus dem Ausland.“ Fast ein Drittel der befragten Unternehmen erhielt im September weniger Aufträge aus dem In- und Ausland, während nur etwas mehr als 20 Prozent ein Plus verzeichneten. Die schwache Nachfrage veranlasste die Betriebe, ihre Produktionsleistung zurückzufahren – der Produktionsindex sank auf 49,7 Punkte und damit erstmals seit Monaten wieder unter die Wachstumsschwelle.

So hat sich das Wirtschaftswachstum in den vergangenen Quartalen entwickelt:

Die Infografik zeigt das Wirtschaftswachstum in Österreich nach Quartalen von 2024 bis zum zweiten Quartal 2025. Im Vergleich zum Vorquartal gab es 2024 leichte Schwankungen zwischen plus 0,1 und minus 0,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal war das Wachstum 2024 durchgehend negativ, mit dem stärksten Rückgang von minus 1,6 Prozent im ersten und zweiten Quartal. Für das zweite Quartal 2025 wird ein leichter Anstieg von 0,1 Prozent erwartet. Quelle: WIFO.

Mehr Jobs gehen verloren
Die schwächere Auslastung spiegelte sich auch am Arbeitsmarkt wider. Bereits seit 29 Monaten in Folge baut die Industrie Beschäftigung ab, zuletzt wieder mit höherem Tempo. Der Beschäftigtenindex fiel auf 44,4 Punkte. „In der Sachgütererzeugung arbeiten derzeit rund 620.000 Personen, das sind knapp 26.000 weniger als im Frühjahr 2023“, so Pudschedl. Der Abbau erfolgt vor allem über die Nicht-Nachbesetzung frei werdender Stellen. Die Ökonomen erwarten, dass sich dieser Trend angesichts hoher Kostenbelastungen auch in den kommenden Monaten fortsetzt. Positiv sei lediglich, dass die Produktivität dadurch steige, hieß es.

Kosten steigen, Optimismus sinkt
Für zusätzliche Belastung sorgten die deutlich gestiegenen Einkaufspreise. Während die Inputpreise in weiten Teilen Europas zuletzt rückläufig waren, kletterte der Index für Österreich im September auf 54,4 Punkte – den höchsten Stand seit Jänner 2023. Steigende Preise für Energie, Vormaterialien und Rohstoffe setzen die Unternehmen unter Druck. Gleichzeitig konnten die höheren Kosten wegen der schwachen Nachfrage und des Wettbewerbs nicht an die Kunden weitergegeben werden. Im Gegenteil: Die Verkaufspreise sanken abermals, was die Ertragslage der Betriebe verschlechterte.

Auch die Aussichten trübten sich ein. Der Index der Produktionserwartungen sank auf 53,7 Punkte und lag damit erstmals seit einem halben Jahr wieder unter dem langjährigen Durchschnitt. „Die Sorgen hinsichtlich der hohen Kosten und der Wettbewerbsfähigkeit haben zuletzt zugenommen“, erklärte Bruckbauer. Immerhin sei die Industrieproduktion in den ersten sieben Monaten 2025 noch um durchschnittlich 3,2 Prozent gestiegen. Damit werde das laufende Jahr zwar mit einem leichten Produktionsplus enden, das Vorkrisenniveau von 2022 könne aber weiterhin nicht erreicht werden.

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