„Entschädigung“ in WKO

Saftige Gagen-Erhöhungen in Hunderten Fachgruppen

Wirtschaft
19.11.2025 21:55

Über ein sattes Plus bei ihrer Gage durften sich nicht nur die Spitzenfunktionäre der Wirtschaftskammer freuen, auch in den fast 700 Fachgruppen darunter stiegen die Entschädigungen teils massiv an. Das nunmehrige „Aussetzen“ der Erhöhungen trifft sie nicht unmittelbar. Die FPÖ wittert zudem einen „Trick“ bei der Rücknahme der Erhöhungen für die Präsidenten und Co.

Das Gagenparadies Wirtschaftskammer erstreckt sich über die Spitzenfunktionäre hinaus. Unter dem Präsidium gibt es auch die Sparten sowie darunter die einzelnen Fachgruppen und dazu die Berufsgruppen, von Tier- und Raumenergetik über Astrologie, Tierbetreuung bis zur Partnervermittlung. Sie alle erhalten Entschädigungen, finanziert aus Zwangsbeiträgen. Das gibt es nicht nur bundesweit, sondern auch neunmal, jeweils pro Bundesland. Ein Blick etwa nach Wien zeigt, wie sich auch in den unteren Ebenen viele Wirtschaftskammer-Funktionäre ihre Bezüge erhöhten.

Gehälter in Fachgruppen stiegen um über 70 Prozent
Seit heuer erhält ein Fachgruppenobmann bis zu 2815 Euro brutto im Monat, das sind 20 Prozent der Gage des Kammerpräsidenten, die bei bis zu 14.075 Euro liegt. Wie weit das ausgeschöpft wird, hängt aber von den einzelnen Akteuren ab. In Wien stiegen so einige Gagen sogar um über 70 Prozent. In einer Wiener Fachgruppe erhöhte sich der Bezug beispielsweise von 1622 auf das Maximum von 2815 Euro – und der im Herbst getroffene Beschluss galt praktischerweise gleich rückwirkend ab 1. Juli 2025.

In den Sitzungen zwischen April und Oktober fielen viele Beschlüsse in den Gremien zur Erhöhung, oftmals nicht einstimmig, sondern nur mit der Hälfte der Stimmen. „Die schwarze Mehrheit denkt nur an sich – von Vorbildwirkung keine Spur. Es ist dringend an der Zeit, diese unanständigen Erhöhungen zurückzunehmen, und zwar bei allen Funktionären“, fordert der Wirtschaftssprecher der Wiener FPÖ, Udo Guggenbichler. „Denn fast im gleichen Atemzug sind für viele Unternehmen dann die Zwangsumlagen gestiegen“, so der Politiker, der auch für ein Ende der verpflichtenden Mitgliedschaft plädiert. Je nach Fachgruppe können die Entschädigungen übrigens variieren, nicht jede Fachgruppe hat das Schema bereits übernommen. Ein Beispiel einer anderen Wiener Fachgruppe zeigte zum Beispiel, dass sich dort der Obmann „nur“ 15 statt 20 Prozent des Maximums genehmigte.

Der Wiener FPÖ-Wirtschaftssprecher Udo Guggenbichler poltert gegen die „Zwangsbeiträge“.
Der Wiener FPÖ-Wirtschaftssprecher Udo Guggenbichler poltert gegen die „Zwangsbeiträge“.(Bild: Zwefo)

Ein wenig hat die Wirtschaftskammer auch bereits auf die laute Kritik reagiert und will nun in allen Bundesländern die Erhöhungen für Präsidenten, Vizepräsidenten und Spartenobleute zurücknehmen. Sie empfiehlt es auch ihren Fachgruppen, die das aber an sich frei entscheiden können. Guggenbichler sieht aber einen möglichen Trick: „Warum spricht die Kammer von ,Aussetzen‘? Das ist doch nur der Versuch, das zu verschieben, bis niemand mehr hinschaut, um die unverschämten Erhöhungen dann still und heimlich durchzuwinken.“ Nächstes Jahr prüft der Rechnungshof die Gebarung der Wirtschaftskammer, dabei sollen auch die Entschädigungen evaluiert werden, sie könnten dann wieder nach oben angepasst werden.

Parteien profitieren von steigenden Gagen
Einen Teil ihrer Gage müssen die Funktionäre übrigens als eine Art Parteisteuer an ihre Fraktion abliefern, das dürften rund fünf bis 10 Prozent sein. Nicht, dass es vor allem dem Wirtschaftsbund sonst an Geld mangeln würde: Der ÖVP-Bund bekommt jährlich ohnehin als „Wahlgruppenförderung“ fix 15 Millionen Euro bundesweit von der Wirtschaftskammer und damit von den Unternehmen, die dort Zwangsmitglieder sind. Die anderen Fraktionen erhalten ebenso eine Förderung, die aber aufgrund der geringeren Größe niedriger ausfällt.

Gebühr für Einhebung der Zwangsumlage
Detail am Rande: Vom Budget der Fachgruppen fließt einiges an die Wirtschaftskammer Wien, etwa auch für Saalmieten etc. Aber sogar eine Gebühr für das Einheben der Kammerumlage bekommt die Wirtschaftskammer Wien, einen „Einhebungskostenbeitrag“.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt