Artensterben in OÖ

„Früher hatten wir zehn Schwalbenpaare am Hof“

Oberösterreich
30.09.2025 15:00

Der Klimawandel ist schon längst in Oberösterreich angekommen. „Wissenschafter des Jahres 2002“ Franz Essl ist gebürtiger Kronstorfer und ein Experte auf dem Gebiet Botanik und Biodiversitätsforschung. Die Auswirkungen der hohen Temperaturen sehe man in den kaputten Wäldern und auf dem Bauernhof seiner Familie.

Der „Wissenschafter des Jahres 2022“ ist ein gebürtiger Oberösterreicher aus dem Ortsteil Stallbach in Kronstorf (Bezirk Steyr). Essls Spezialgebiet ist die Botanik und Biodiversitätsforschung. „Ich fühle mich wie ein Arzt, indem ich eine Diagnose gebe“, lachte er am Donnerstag zu Beginn seines Vortrags im Ars Electronica Center. Dabei projizierte er historische Landschaftsaufnahmen an die Wand – dieselben Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aus intakten Naturlandschaften wurden über die Jahre verdorrte Wiesen und kaputte Wälder.

Bäume können sich nicht mehr schützen
Warum wir diese Unterschiede nicht so dramatisch wahrnehmen, sei ganz einfach zu erklären: „Unser Referenzzeitraum sind nicht 30 Jahre, sondern vielleicht die letzten ein bis zwei Sommer.“ Das führe teilweise zu Trugschlüssen, weshalb viele den Klimawandel verharmlosen: „Nur weil der vergangene Juli recht verregnet war, sagen dann viele, er sei viel kälter gewesen als sonst – dass er in Wahrheit immer noch um zwei Grad wärmer war als jeder andere in den 90er-Jahren, sehen wir natürlich nicht.“

Die Auswirkungen der hohen Temperaturen spüre man sehr stark, wenn man einen Blick in die oberösterreichischen Wälder wirft: „Wir hatten hier schon immer Borkenkäfer, aber aufgrund des Klimawandels können sich die Bäume nicht mehr richtig gegen sie wehren.“

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Ein Viertel der globalen Treibhausgase ist auf die Zerstörung der Natur zurückzuführen – also auf Dinge wie das Abholzen von Wäldern oder zu intensive Landwirtschaft.

Franz Essl, Department für Botanik und Biodiversitätsforschung Universität Wien

„Früher hatten wir zehn Schwalbenarten am Bauernhof“
Das warme Wetter schwäche die Fichten, sie würden austrocknen und sich deshalb nicht mehr mit ihrem Baumharz schützen können. Was das Artensterben angeht, sei unser Bundesland auch alles andere als eine „Insel der Seligen“. Wenn er sich an seine Jugend in Oberösterreich zurückerinnert, muss Essl feststellen, dass vieles anders war: „In meiner Jugend gab es auf unserem Bauernhof in Stallbach zehn verschiedene Schwalbenpaare, jetzt gibt es nur noch zwei Brutpaare. Das ist ein Artenverlust von 80 Prozent.“ Österreichweit sei in den vergangenen 25 Jahren jeder zweite Brutvogel verschwunden.

Trotz der tragischen Umweltveränderungen solle man aber nicht denken, dass man nichts tun kann. „Ein Umschwung ist möglich, dazu braucht es den Einsatz der Zivilgesellschaft“, erklärt Essl. In der Vergangenheit hätten Fälle wie der Kampf gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf oder die Fridays-For-Future-Proteste gezeigt, was der Einsatz von Menschen bewirken kann. Der Druck auf die Politik sei wichtig, um etwas zu verändern.

Porträt von Julia Höllhuemer
Julia Höllhuemer
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