Mit Kaiserin Karla und 78 Salzburger Stimmen: Anaïs Clerc bringt die große Frage nach Gut und Böse auf die Bühne der Kammerspiele – und lässt das Publikum im Salzburger Landestheater antworten. Die Uraufführung findet heute, am 26. September, statt.
Zwei Menschen verirren sich auf dem Untersberg und landen mitten in der letzten Schlacht zwischen Gut und Böse. Die Schweizer Dramatikerin Anaïs Clerc hat für das Salzburger Landestheater ein neues Stück geschrieben. Ausgangspunkt ist eine der bekanntesten Sagen der Region: Der Legende nach schläft Kaiser Karl im Inneren des Untersbergs und wartet auf die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse.
In Clercs Version ist Karl eine Karla. Die Herrscherin wacht über das Gleichgewicht der Welt und beobachtet mit Sorge, wie es bröckelt. Die mächtige Frau ist bereit, die finale Schlacht neu zu denken. Für dieses Umdenken lässt sie eine Musicaldarstellerin und einen Pfarrer zu sich holen.
Warum sie sich für die alte Sage als Ausgangspunkt entschieden hat? „Ich wollte nicht sagen, was gut ist und was böse“, sagt Clerc. „Ein Mythos lädt ja auch zu einer Utopie ein. Und ich wollte viele verschiedene Meinungen zeigen.“
Dafür hat sie sich nicht nur durch Sagen und Legenden gelesen, sondern ist mit Block und Stift durch die Salzburger Innenstadt gezogen. 78 Menschen hat sie gefragt, ob sie die Sage vom Untersberg kennen und was sie heute für gut oder böse halten. Die meisten kannten die Legende. Doch bei der zweiten Frage wurde es schnell emotional. „Da wurde schon geschimpft. Vor allem über Politik“, sagt sie. Manche Antworten hat sie in ihr Stück anonymisiert eingebaut, teils sogar wörtlich. Nur allzu Derbes wurde gestrichen: „Ich habe nicht den Sinn verändert, nur ein paar Schimpfwörter rausgenommen.“
Für Clerc war diese Recherche nicht bloß Vorarbeit, sondern ein Teil des Schreibens selbst. „Ich wollte auch mit Menschen reden, die mir vielleicht nicht gleich sympathisch sind“, sagt sie. Gerade in diesen Begegnungen sei viel passiert, auch bei ihr selbst. Die scheinbar einfache Frage nach Gut und Böse zeigte sich als hochexplosiv und als Spiegel der Gegenwart.
Das Stück ist kein Lehrstück, keine Parabel. Es ist ein offenes System, ein Kammerspiel mit großer Fallhöhe. Und Clerc ist froh, wenn nach der Vorstellung Gespräche entstehen. Mit dem Publikum, nicht über das Publikum hinweg. Die Uraufführung findet am 26. September statt.
Larissa Schütz
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