Missbrauchsvorwürfe

Griss leitet Untersuchung zu SOS-Kinderdörfern

Österreich
22.09.2025 14:08

In Kärnten und Tirol sind zuletzt Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe gegen SOS-Kinderdörfer laut geworden. Um den Anschuldigungen auf den Grund zu gehen, wird eine Untersuchungskommission vermutlich noch in dieser Woche ihre Arbeit aufnehmen. Den Vorsitz der Kommission übernimmt die ehemalige OGH-Präsidentin Irmgard Griss.

Wie Aufsichtsrat Willibald Cernko sowie Geschäftsführerin Annemarie Schlack am Montag ankündigten, wird Griss die Strukturen der gesamten Organisation unter die Lupe nehmen. Cernko und Schlack räumten auch Fehler ein. „Eine interne Evaluierung reicht in dieser Situation nicht mehr aus“, so Cernko.

Letztendlich habe man es „nicht geschafft, den Kindern jenes Zuhause und jene Sicherheit zu bieten, die wir versprochen haben“, erklärte der Aufsichtsrat weiter. Es reiche nicht aus, nur auf die beiden betroffenen Standorte zu blicken, denn man habe die Botschaft ganz klar verstanden: „Wir brauchen Unterstützung von kompetentester Seite. Wir wollen wirklich einen neuen Startpunkt setzen, um die Organisation zukunftsfit zu machen.“ Aufbauend auf der bereits bestehenden Kinderschutzrichtlinie wolle man „Empfehlungen für eine tiefgreifende Erneuerung vorlegen“, ergänzte Schlack.

Dafür soll nun bereits am Dienstag die sechsköpfige Untersuchungskommission unter dem Vorsitz der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshofes (OGH) und Ex-NEOS-Abgeordnete Irmgard Griss die Arbeit aufnehmen. Neben Griss sitzen auch Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation „möwe“, Soziologin Veronika Reidinger sowie drei Mitglieder des Aufsichtsrates in der Kommission.

SOS-Kinderdörfer Geschäftsführerin Annemarie Schlack und Aufsichtsrat Willibald Cernko
SOS-Kinderdörfer Geschäftsführerin Annemarie Schlack und Aufsichtsrat Willibald Cernko(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Ziel sei eine „lückenlose Aufarbeitung und ein Reformplan“, sagte Cernko, der selbst ebenfalls Teil des Gremiums sein wird. Man wolle so bald wie möglich starten und hoffe, dass noch diese Woche „die erste konstituierende Sitzung“ des Gremiums stattfinde.

Er garantiere dabei persönlich für Transparenz, sagte Cernko. Werde externen Mitgliedern der Zugang zu Informationen erschwert, „dann ist jemand gescheitert und zwar ich“, erklärte er. Sein selbsterklärtes Ziel sei, bereits in einigen Monaten „erste Vorhabensberichte am Tisch liegen zu haben“. Befangenheit bei den Aufsichtsratmitgliedern schließt er aus: „Wir haben bewusst das Gewicht auf externe Experten gelegt.“

Möglicherweise weitere Verdachtsfälle
Natürlich könnten sich durch die Berichterstattung der vergangenen Tage auch Schützlinge aus anderen Kinderdörfern mit möglichen Vorwürfen melden. „Das ist nicht ausgeschlossen“, sagte Schlack. „Dann werden wir uns dieser Situation zu stellen haben“, ergänzte Cernko. Jene beiden Studien, die die Missbrauchsfälle ans Licht brachten, seien mittlerweile an die Kinder- und Jugendhilfen in Tirol und Kärnten weitergeleitet worden.

Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Falter“ vor mehr als einer Woche rund um möglichen Missbrauch im SOS-Kinderdorf im Kärntner Moosburg hatte die Oberstaatsanwaltschaft Graz die untergeordnete Anklagebehörde in Klagenfurt im Rahmen der Fachaufsicht angewiesen, die Wiederaufnahme eines Verfahrens aus dem Jahr 2020 zu prüfen. Auch die Staatsanwaltschaft Innsbruck prüft einen möglichen Anfangsverdacht.

Dem Bericht zufolge sollen Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein. Die Informationen der Wochenzeitung stammen aus einer Studie, die SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegeben, aber nie öffentlich gemacht hatte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt