Zuwanderer in den Arbeitsmarkt zu bekommen, ist eine wichtige Voraussetzung für gelingende Integration – aber auch eine nicht immer leicht zu stemmende Herausforderung. OÖ könne sich hier etwas von Polen abschauen, meint Landesrat Christian Dörfel nach einem Besuch in dem 37-Millionen-Einwohner-Land.
Es ist ein schmaler Grat: Einerseits braucht Österreich dringend Fachkräfte aus dem Ausland, andererseits ist es aus unterschiedlichen Gründen oft schwierig, Zuwanderer im Arbeitsmarkt zu integrieren. Oberösterreich versucht es seit einigen Jahren mit restriktiver Politik: verpflichtende Deutschkurse, Sozialhilfekürzungen und nun kommt auch noch eine „Hausordnung“ für Zuwanderer.
Parallelen zwischen Oberösterreich und Polen
Der zuständige Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) ist überzeugt von dieser Linie: „Ein klarer und strenger Asylkurs ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integrationspolitik.“ Eine Bestätigung seiner Überzeugung fand Dörfel vergangene Woche bei einer Delegationsreise in die polnische Hauptstadt Warschau. Polen habe zwar als weitaus größeres Land mit einer EU-Außengrenze und der unmittelbaren Nähe zur Ukraine und zu Belarus ganz andere Voraussetzungen. Dennoch gebe es ähnliche Zugänge in der Migrationspolitik.
Das Beispiel Polen macht deutlich: Nur mit einer konsequenten Linie können wir Akzeptanz für die Zuwanderung von Fachkräften schaffen. Wir müssen selbst bestimmen, wer zu uns kommt und wer nicht.
Integrationslandesrat Christian Dörfel (ÖVP)
Fokus auf Beschäftigung
Was in Polen auffällt: Die Arbeit spielt in Sachen Integration die Hauptrolle. Einerseits erhalten Asylwerber nach einem halben Jahr Zugang zum Arbeitsmarkt, sollte da ihr Verfahren noch nicht abgeschlossen sein. Andererseits verlieren arbeitslose Zuwanderer sehr rasch ihre Aufenthaltsbewilligung: Wer 30 Tage ohne Arbeit ist, muss das Land verlassen.
Zentrale Servicestelle
Dem kann auch Dörfel etwas abgewinnen, wenngleich es Zuwanderer in Polen in einem Punkt besser haben als in Österreich: In Warschau gibt es mit dem International Centre of Social Development eine Anlaufstelle, wo alle entscheidenden Services angeboten werden: individuelle Integrationsprogramme, psychologische Betreuung, Berufsberatung, Erstellung von Qualifikationsprofilen, Kompetenz-Workshops, Unterstützung bei Behördengängen. Eine derartige zentrale Stelle sei ein „Vorbild“, sagt Dörfel. „Bei uns muss man alles mühsam suchen.“
Vorbereitungen auf neuen EU-Asylkurs
Bei einem Besuch im Hauptquartier der Grenzschutzorganisation Frontex konnte sich Dörfel davon überzeugen, dass dort die Vorbereitungen auf das Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS), das mit kommendem Juni in den EU-Mitgliedstaaten umgesetzt werden muss, auf Hochtouren laufen. Der EU-Pakt sieht Asylverfahren an den Außengrenzen, verpflichtende Registrierung, neue Sanktionsmöglichkeiten und mehr Rückführungen vor. „Europa ist fest entschlossen, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen“, sagt Dörfel. Frontex sei gut unterwegs, „aber jetzt liegt der Ball bei den Mitgliedsstaaten“.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.