Für Wanderbegeisterte lohnt ein Ausflug in das Appenzellerland. Das Alpstein-Gebiet lockt mit beeindruckender Landschaft und interessanter Geschichte.
Vorarlberg kann mit einer Vielzahl eindrucksvoller Berge aufwarten und ist daher zu Recht ein El Dorado für Wanderer und Bergsportler. Doch nur einen Katzensprung entfernt, eingebettet im Appenzellerland im Nordosten der Schweiz, erstreckt sich das Alpstein-Gebiet. Das Massiv ist eine der markantesten und beliebtesten Gebirgslandschaften des Voralpenraums. Obwohl der höchste Gipfel, der Säntis, mit 2502 Metern vergleichsweise moderat ist, beeindruckt die Region durch ihre steil aufragenden Kalkwände, schroffen Grate und tief eingeschnittenen Täler. Zudem prägen gleich drei Bergseen – der Seealpsee, der Fälensee und der Sämtisersee – das Landschaftsbild.
Typ: ausgedehnte Bergwanderung
Dauer: Tageswanderung
Ausgangspunkt: Bergstation der Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp, Innerrhoden (CH) Voraussetzungen: gute Grundkondition, Trittsicherheit Ausrüstung: Tagesrucksack mit Jause und Getränk, knöchelhohe Wanderschuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung, bei Bedarf Wanderstöcke für den steilen Abstieg
Anmerkung: der Parkplatz bei der Talstation ist gebührenpflichtig, die Zahlung ist sowohl mit Euro als auch mit Franken möglich
Legendär und spektakulär: Gasthaus Äscher
Im Alpstein findet man zudem viele Wanderwege sowie eine Auswahl an Berggasthäusern wie etwa das berühmte Äscher, das spektakulär eng an den Felsen gebaut ist und mittlerweile Besucher aus aller Welt anzieht. Eine schöne Tour mit interessanten Highlights startet in Wasserauen. Die bäuerliche Streusiedlung, in der sich die Talstation der Ebenalp-Luftseilbahn befindet, ist in rund 45 bis 60 Minuten mit dem Auto vom Ländle aus erreichbar. Mit der Gondel geht es dann bequem auf knapp 1600 Meter Höhe. Von der Bergstation startend orientiert man sich an den Wegweisern in Richtung Berggasthaus Schäfler, welches sich auf dem gleichnamigen Berggipfel auf einer Höhe von rund 1920 Metern befindet.
Die Gaststätte, in der Wanderer nach vorheriger Reservierung auch übernachten können, wurde in den Jahren 1913 bis 1914 errichtet. Alles Material, Lebensmittel und Getränke mussten damals mit Maultieren auf den Berg transportiert werden. In der Gaststube zeugen noch heute Fotos von dieser Zeit. Die Terrasse des Schäfler lockt mit einem fantastischen Weitblick auf den Bodensee sowie auf den Hohen Kasten und den Säntis. Danach geht es weiter entlang eines schmalen Wanderpfads, der ein Stück weit über den Berggrat des Schäflers führt, bevor die Ausschilderung in Richtung Altalp bergab weist. Nun erfolgt ein steiler Abstieg, der teilweise mit Drahtseilen gesichert ist und über Stein und Geröll führt. Bei der abgeschieden gelegenen Altalpe angekommen, orientiert man sich bei den Wegweisern nun in Richtung Äscher und wandert auf einem Höhenweg hoch oberhalb des Seealpsees dahin.
Der Weg verläuft im sachten Auf und Ab, bis man schließlich die steilen Felswände erreicht, an denen das Berggasthaus wie ein Schwalbennest zu kleben scheint. Die Gaststätte besteht seit dem Jahr 1846 und ist damit eines der ältesten Berggasthäuser der Schweiz. Das heutige Gebäude wurde 1860 anstelle der dort zuvor bestehenden Unterkunft für eremitisch lebende Mönche errichtet und steht unter Denkmalschutz. Seit das Äscher 2015 unter dem Titel „Places of a lifetime“ als Titelbild der Zeitschrift „National Geographic“ abgebildet worden war, kommt es zu einem regelrechten Ansturm auf die Lokalität. Fotos auf sozialen Medien tragen ihr Übriges dazu bei, und so musste aufgrund des befürchteten Overtourismus eine Strategie durch den Kanton Appenzell Innerrhoden ausgearbeitet werden, um dem Besucherstrom Herr zu werden. Allerdings werden die Maßnahmen von Kritikern als zu wenig weitreichend bemängelt.
Schon in der Steinzeit bewohnte Höhlen
In unmittelbarer Nähe des Äscher befindet sich das sogenannte Wildkirchli. Dieser Name ist eigentlich ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Höhlen sowie einer Kapelle am Nordabhang des Ebenalp-Massivs. Die Felsgrotten wurden wohl schon in der Steinzeit von Menschen während der Sommermonate als Quartier aufgesucht – archäologische Funde deuten jedenfalls darauf hin. Zudem wurden in den Höhlengängen die Überreste von 600 bis 800 Höhlenbären aus einem Zeitraum von rund 100.000 Jahren entdeckt. Die meisten Knochen dürften von Tieren stammen, die nicht mehr aus ihrem Winterschlaf erwacht sind. Einige könnten auch von Menschen erlegt worden sein.
Der Steife Augentrost (auch Heide-Augentrost) ist eine zierliche, einjährige Halbschmarotzerpflanze aus der Familie der Sommerwurzgewächse, die im alpinen Raum eine besondere Rolle spielt. Sie wächst bevorzugt auf mageren, eher trockenen Bergwiesen, Weiden und alpinen Matten, wo sie mit ihren feinen Wurzeln Nährstoffe aus benachbarten Gräsern und Kräutern entzieht, ohne diese jedoch vollständig zu schädigen. Der Steife Augentrost wird meist 5 bis 20 cm hoch, zeigt einen aufrechten, oft unverzweigten Stängel und kleine, gegenständige, gezähnte Blättchen. Charakteristisch sind die weißlichen bis violett angehauchten Lippenblüten mit gelbem Fleck im Schlund, die von Juli bis September erscheinen und gerne von Insekten bestäubt werden. Im alpinen Lebensraum gilt die Art als typischer Begleiter traditionell bewirtschafteter Bergwiesen und ist ein Indikator für artenreiche, nährstoffarme Standorte.
Bis ins 19. Jahrhundert lebten zeitweise noch Eremiten in dieser abgeschiedenen Stätte. Heute folgt man dem Wanderpfad durch das Berginnere, wo Schautafeln und Fundstücke Einblick in die Geschichte bieten. Nach der Durchquerung bietet sich einem noch die Möglichkeit zum Berggasthaus Ebenalp aufzusteigen (ca. 30 Minuten) oder aber man nimmt gleich die Gondel retour ins Tal.
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