Das Ergebnis einer österreichweiten Waldinventur zeigt, dass besonders in den Schutzwäldern die Wildschäden viel zu hoch sind. Die von Rehwild verursachten Schäden sind teils immens.
Keinen nennenswerten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr gibt es österreichweit in Sachen Wildverbiss. Gravierend sind aber die Unterschiede zwischen den Jahren 2019 bis 2024 im Vergleich mit dem Zeitraum von 2007 bis 2009. Auch die Flächen, die aufgrund von Wildverbiss oder des Klimawandels verjüngt werden müssen, sind deutlich angewachsen.
Dieser Trend ist auch im Ländle sichtbar: Hier bereiten das Reh- und Rotwild Vorarlbergs Waldbesitzern die größten Sorgen. Immer öfter naschen Bambi & Co an den Bäumen und sorgen so für teils immense Schäden. „Obwohl sich die Lebensräume eher verkleinert haben, sind die durch Rehwild verursachten Schäden seit 1988 um 50 Prozent gestiegen“, weiß Thomas Ölz, Forstreferent bei der Vorarlberger Landwirtschaftskammer.
Weniger ins Gewicht fallen in Vorarlberg hingegen sogenannte Schälschaden. Diese treten dann auf, wenn Rotwild die Rinde von Stangenhölzern abknabbert. Vermehrt Gefallen findet das Schalenwild inzwischen an den neu gepflanzten und klimaresilienteren Mischbäumen. Auch der gestiegene Freizeitdruck hat Folgen für Schutzwälder, denn oft wird das Wild regelrecht in abgelegene Teile verdrängt, dort nehmen folglich aufgrund der höheren Populationsdichte die Verbissschäden zu. Und nicht zuletzt wirkt sich der Klimawandel auf das territoriale Verhalten aus: Gamswild etwa, das in der Regel über der Baumgrenze beheimatet ist, wandert immer weiter talwärts, um sich im kühleren Wald vor der stetig zunehmenden Hitze zu schützen.
Ganz oben auf dem Speiseplan steht in der Regel die Fichte. Allerdings ist das Schalenwild nicht die größte Gefahr für das Nadelgehölz, weit größeren Schaden richtet der Borkenkäfer an: „Der Hauptverursacher für das Absterben von Fichten ist der Buchdrucker, eine Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer. Aber auch der Kupferstecher ist eine weitere gefährliche Art, die Fichten befällt“, erklärt Thomas Ölz.
Ein weiteres Problem für Vorarlbergs Waldbesitzer ist die Topografie: Aufgrund des hohen Gebirgsanteils gibt es im Westen Österreich nur wenige Wirtschafts-, dafür aber sehr viele Schutzwälder. Und je höher gelegen diese sind, desto langsamer wachsen die Bäume. Was letztlich auch bedeutet: Der Verjüngungsprozess dauert wesentlich länger als im Tal.
Wildfütterungen ließen Bestände anwachsen
Doch was ist zu tun, um Vorarlbergs Schutzwälder besser zu schützen? Thomas Ölz plädiert unter anderem dafür, die Wildfütterungen zu überdenken. „Der Grundgedanke war, das Wild zu füttern, um Wildschäden zu vermeiden. Tatsächlich ist es aber so, dass die Bestände durch die Fütterung immer größer geworden sind.“ Auch die Jäger seien gefragt: So würden etwa im Ländle regelmäßig Hegeschauen, bei denen die eindruckvollsten Geweihe gezeigt werden, stattfinden – ein eindeutiger Beleg dafür, dass bei vielen Waidmännern die Trophäenjagd nach wie vor eine große Rolle spielt.
Bleibt noch das schwellende TBC-Problem in Vorarlberg, welches ebenso wie die Verbissschäden mit der großen Rotwild-Population in Zusammenhang steht. Zu Beginn der Alpsaison hatten die Landwirte einmal mehr ihrer Angst Ausdruck verliehen, dass an Tuberkulose erkranktes Rotwild die Erreger auch heuer wieder auf Alptiere übertragen könnte und in den Hochrisikogebieten höhere Abschusszahlen gefordert – diesem Wunsch ist bekanntlich stattgegeben worden. Eine erste Zwischenbilanz: „Im Silbertal hat sich die Lage nicht zuletzt aufgrund der hohen Abschusszahlen entspannt. In Schönenbach im Bregenzerwald ist der Zustand noch nicht so gut“, weiß Thomas Ölz. Ob sich die verringerten Bestände bereits positiv auf den Zustand der Wälder ausgewirkt haben, vermag Ölz noch nicht einzuschätzen – für einen definitiven Befund sei es noch zu früh.
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