Mehr als 300 Vorarlberger Haushalte mit rund 500 Schülern wurden unlängst zu den Themen Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung und Nachhilfe befragt. Das Ergebnis: 70 Prozent der Eltern wünschen sich ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen in Vorarlberg.
Die Sommerferien sind vorbei – und viele Eltern sind erleichtert. Denn angesichts neun Wochen Ferien, aber nur fünf Wochen Jahresurlaub, sind viele von ihnen bei der Betreuung ihrer Kinder und Jugendlichen an ihre Grenzen gestoßen. Zwar wurde das Angebot an Nachmittagsbetreuung stark ausgebaut, doch nicht für alle Eltern ist mit dem Schulstart ein Aufatmen in Sicht.
Gemäß einer Umfrage des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) hätten im vergangenen Schuljahr rund elf Prozent aller Schüler gerne eine Nachmittagsbetreuung gehabt, diese aber nicht erhalten. Die Haupthindernisse waren zu hohe Kosten (46 Prozent) und ein fehlendes Angebot am Schulstandort (25 Prozent). Die gute Nachricht: 89 Prozent erhalten entweder bereits Betreuung oder brauchen keine.
Weitere Ergebnisse der IFES-Umfrage zeigen, dass im vergangenen Schuljahr rund jeder dritte Vorarlberger Schüler (Volksschule sowie Sekundarstufe 1 und 2) in einer externen Nachmittagsbetreuung war. 2022 waren es ein Viertel der Mädchen und Buben. Bei konstanten Schülerzahlen entspricht das einer Erhöhung von 28 Prozent an Kindern und Jugendlichen in einer Nachmittagsbetreuung.
Zudem ergab die Umfrage, dass zehn Prozent der Schüler in einer Ganztagsschule und weitere 13 Prozent direkt an ihrer jeweiligen Schule betreut und gefördert werden. Die übrigen Kinder und Jugendlichen besuchen einen Hort, eine andere Betreuungsform oder erhalten keine externe Nachmittagsbetreuung.
Besonders stark angestiegen sind die Zahlen bei den Mädchen und Buben im Volksschulalter: Waren im Jahr 2022 noch 29 Prozent der Volksschulkinder in Nachmittagsbetreuung, sind es inzwischen bereits 41 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl an Volksschulkindern, die in eine Ganztagsschule gehen, von 6 Prozent auf 12 Prozent verdoppelt. Die Betreuung von Volksschulkindern an den regulären Schulen ist im selben Zeitraum noch stärker angestiegen – nämlich von 8 Prozent auf 21 Prozent.
Lob an die Gemeinden
Für Schüler im Volksschulalter griff im vergangenen Schuljahr zum ersten Mal der Versorgungsauftrag der Gemeinden. Die Kommunen sind verpflichtet, bei Bedarf an Schultagen zumindest bis 16 Uhr eine Schülerbetreuung sicherzustellen. „Die Gemeinden leisten hier wirklich gute Arbeit und nehmen ihren Versorgungsauftrag ernst. Das zeigt sich daran, dass die Angebote von den Familien auch intensiv genutzt werden“, resümiert Vorarlbergs AK-Präsident Bernhard Heinzle.
Bei allem Lob ortete er aber auch Verbesserungspotenzial: Die Verfügbarkeit und die Kosten sind für manche Eltern weiterhin Hürden. Wichtig wäre, dass bei aller Weiterentwicklung die Qualität und die Arbeitsbedingungen nicht auf der Strecke bleiben würden.
Chancengerechtigkeit
Besonders groß ist der Wunsch nach einem flächendeckenden Angebot an Ganztagsschulen: 70 Prozent der Eltern in Vorarlberg wünschen sich gemäß der IFES-Erhebung ein solches Angebot. „Dabei geht es nicht nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine gute Ganztagsschule kann auch zur Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem beitragen“, ergänzt AK-Bildungsexperte Linus Riedmann.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.