Ein unscheinbares Tal, kaum 30 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt, entpuppt sich als geopolitische Zeitbombe. Laut einer Analyse der Washingtoner Denkfabrik CSIS betreibt Nordkorea dort eine bislang unbekannte Raketenbasis, die bis zu neun nuklearfähige Interkontinentalraketen beherbergen soll. Der Name: Sinpung Dong. Die Botschaft: Drohung pur.
Die Dimensionen sind beeindruckend – und beunruhigend. 22 Quadratkilometer groß, größer als der New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen, mit unterirdischen Anlagen, Tarnnetzen und versteckten Zufahrten.
Satellitenbilder zeigen Kontrollpunkte, Lagerhallen, Wohnbaracken – alles akkurat gepflegt, als handle es sich um eine ganz gewöhnliche Kaserne. Doch die Analyse legt nahe: Von hier aus könnten Raketen starten, die fast jeden Ort der Vereinigten Staaten erreichen.
Video: Der Think Thank Center for Strategic and International Studies (CSIS) zeigt die Dimensionen der geheimen Raketenbasis
Kim Jong Un drohte mit Nuklearschlägen
Pjöngjang bestreitet wie üblich nichts und bestätigt ebenso wenig. Doch dass Kim Jong Un seit Jahren aufrüstet, weiß man. Er testete immer neue Raketentypen, baute sein Atomprogramm aus – und drohte zuletzt, im Falle einer „Provokation“ den Süden mit nuklearer Vernichtung zu überziehen. Offiziell ist das alles verboten: Die UN-Sanktionen untersagen Nordkorea den Zugang zu Material und Technologie. Doch die Praxis sieht anders aus. Seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine intensivierte Kim seine Beziehungen zu Moskau, lieferte Munition – und könnte im Gegenzug von Putins Technologie profitieren. Auch nuklearer Art.
Die geografische Nähe zu China macht die Sache noch brisanter. Ein Angriff auf die Basis würde fast zwangsläufig auch chinesisches Territorium betreffen. Experten wie Leif-Eric Easley von der Ewha-Universität in Seoul warnen: „Nordkorea kalkuliert mit dieser Nähe, um westliche Militärschläge politisch zu erschweren.“
Seit 2014 in Betrieb
Die Geheimhaltung war perfekt. Bauarbeiten begannen bereits 2004, seit 2014 ist der Stützpunkt in Betrieb. Im Winter aber verriet die spärliche Vegetation die getarnten Eingänge. Nun ist der Vorhang gefallen.
Nordkorea verfügt Schätzungen zufolge über 40 bis 50 Atomsprengköpfe – genug, um die Region in Atem zu halten. Die Enthüllung von Sinpung Dong ist mehr als nur ein weiterer Baustein in Kims Rüstungsstrategie. Sie ist eine klare Erinnerung daran, dass ein Regime, das seit Jahrzehnten die Weltgemeinschaft herausfordert, längst bereit ist, das Spiel der nuklearen Drohungen auf die nächste Stufe zu heben.
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