Johann Hechenblaikner von der renommierten Tiroler Pyrotechnikfirma HTH spricht über die Faszination der Lichteffekte, den schlimmsten Fehler beim Feuerwerk daheim und das Geschäft rund um Raketen & Co.
Herrliche Lichteffekte durch Feuerwerke zogen Johann und Gerhard Hechenblaikner sowie Hannes Thaler schon im Kindesalter in ihren Bann. Mit der seit 20 Jahren existierenden Firma HTH kombinieren sie die Faszination mit dem (Neben-)Beruf. Inzwischen betreibt man Lager in Langkampfen und St. Gertraudi (Reith im Alpbachtal) und in diesen Tagen 15 Verkaufscontainer zwischen Thaur und Kössen.
„Krone“: Herr Hechenblaikner, wie kann man Silvester mit tollen Effekten feiern, ohne dass sich der Hund des Nachbarn zu Tode ängstigt?
Johann Hechenblaikner: Es muss nicht laut krachen. Vieles in unserem Sortiment ist geräuscharm – etwa Vulkane oder römische Lichter. Bei Profi-Feuerwerken ist heutzutage oft die Musik das Lauteste. Böller würde ich am liebsten gar nicht mehr sehen und hören.
Die Kritik an Pyrotechnik scheint aber zu bleiben?
Gerade zu Corona wurde debattiert, ob sie noch zeitgemäß sind. Ich sage, der Mensch soll feiern dürfen. Und ich erlebe die Freude der Kinder, wir erhalten dann sogar Zeichnungen des Feuerwerks. Während des Jahres und um Mitternacht muss es aber nicht sein.
Böller würde ich am liebsten gar nicht mehr sehen und hören.
Johann Hechenblaikner
Wo sind Sie selbst am 31. Dezember um 24 Uhr?
Ich betreue das Feuerwerk bei Rosi’s Sonnbergstuben in Kitzbühel. Meine Kollegen, alles staatlich geprüfte Pyrotechniker, sind etwa beim Klosterbräu in Seefeld oder beim Interalpen Hotel in Telfs. Große Events wickeln wir auch in Kaltenbach, Ramsau, Mayrhofen, Scheffau, Söll oder Obsteig ab. Wir existieren nach 20 Jahren noch, weil es ein Geschäftsmodell ist, mehr aber noch unsere große Leidenschaft.
Welche Auflagen müssen Sie im Auge behalten?
Das würde den Platz in der Zeitung sprengen (lacht). Das fängt damit an, dass wir ein Gefahrengutfahrzeug mit entsprechenden Begleitunterlagen haben. Bei jedem Feuerwerk muss ein staatlich geprüfter Pyrotechniker dabei sein, bei uns ergänzt durch ein oder zwei geschulte Helfer. Verkaufscontainer unterliegen Vorgaben – etwa beim Abstand zu Gebäuden.
Viele kaufen Pyrotechnik lieber im Ausland?
Zu dubiosen Händlern ist es oft nicht weit. Ich rate zum Kauf beim Tiroler Fachhandel, auf die CE-Kennzeichnung achten. Etwas Illegales kommt bei uns sicher nicht auf die Ladentheke.
Der wichtigste Tipp bzw. Fehler bei Privaten?
Acht Meter Abstand und nie den Kopf über Pyrotechnik beugen – etwa wenn sie nicht zündet. Einfach tags darauf zurückgeben.
Tiefe Schnitt- und Risswunden, Amputationen an Fingern, Knalltraumata im Ohr, Wunden im Augenbereich sowie offene Brüche und Verbrennungen an Händen und Gesicht: Das sind Verletzungen bei Pyrotechnik-Unfällen, vor allem durch Böller. 78 Prozent – mit Abstand der größte Anteil – betreffen die Hand.
Im Schnitt verletzen sich pro Jahr 200 bis 400 Menschen in Österreich so schwer, dass sie ins Spital müssen, erhob das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Brandgefährliches „Basteln“ an Feuerwerkskörpern
Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren stellen die größte Gruppe der betroffenen Verletzten durch Böller-Unfälle dar (51 Prozent). Neben unsachgemäßer und leichtsinniger Verwendung gelten illegal im Ausland erworbene Pyrotechnikartikel sowie Selbstlaborate (Manipulieren, Zerlegen) als besonders häufige Ursache für schwere Zwischenfälle.
14 Prozent der befragten Österreicher haben laut einer IFES-Umfrage schon Feuerwerkskörper im Ausland – online oder vor Ort – gekauft. Insgesamt planten heuer sogar 25 Prozent einen Auslandskauf.
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