Talk zur Kontroverse

Strafmündig mit 14 – aber TikTok erst ab 16?

Innenpolitik
19.08.2025 15:09

In Österreich wird die Debatte über Sicherheit und Überwachung immer intensiver. Während der neue Erlass des Innenministeriums vorsieht, die Zahl der Videoüberwachungs-Hotspots von derzeit rund 20 bis 30 auf über 100 zu erhöhen, wächst zugleich die Diskussion über ein mögliches Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren.

„Videoüberwachung gibt es bereits in Österreich, das ist kein völliges Neuland“, erklärt Rechtswissenschaftler und Philosoph Marlon Possard. Neu sei allerdings der Ansatz, nicht nur an Orten zu überwachen, an denen bereits etwas passiert ist, sondern auch dort, wo ein Angriff nach einer Risikoabschätzung stattfinden könnte. „Damit stellen sich rechtsstaatliche und ethische Fragen“, warnt er.

Auswirkung auf menschliches Verhalten
So spricht Possard etwa vom sogenannten Chilling-Effekt: „Menschen ändern automatisch ihr Verhalten, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden.“ Zudem müsse immer die Verhältnismäßigkeit geprüft werden - also ob der Eingriff tatsächlich gerechtfertigt sei im Vergleich zum Ziel. Und nicht zuletzt bleibe die heikle Frage: „Wie geht man mit den Daten um? Was passiert mit meinen Daten, und wozu werden sie verwendet?“

Kontroverses Social-Media-Verbot 
Parallel dazu sorgt ein anderes Thema für Diskussion: ein mögliches Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren. Auch hier äußert sich Possard skeptisch: „Man muss mit dem Wort Verbot sehr vorsichtig sein.“ Denn die Rechtslage sei widersprüchlich: Jugendliche gelten in Österreich ab 14 Jahren als strafmündig und können auch nach dem Datenschutzgesetz selbst einwilligen. „Warum man ihnen Social Media dann erst ab 16 verbieten will, erschließt sich mir nicht.“

Zudem gebe es große Unterschiede im Jugendschutz. „In einem Bundesland darf ein Jugendlicher bis 1 Uhr früh ausgehen, dürfte aber kein Social Media nutzen – das passt nicht zusammen.“ Ein österreichischer Alleingang wäre seiner Meinung nach der falsche Weg: „Es braucht definitiv eine EU-weite Lösung.“

Statt auf Verbote zu setzen, plädiert Possard für Aufklärung und Bildung. „Der Schlüssel liegt in gestärkter Medienkompetenz und politischer Bildung – und zwar schon in Schulen, teilweise sogar in Kindergärten.“ Auch die Elternarbeit sei entscheidend: „Nur gemeinsam findet man einen gangbaren Weg.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt