Nach dem historischen Ukraine-Gipfel in Alaska staunt der Kreml darüber, was der US-Präsident so alles durchgehen lässt. Dem noch nicht genug, wird Donald Trump instrumentalisiert, um Mitteilungen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin an dessen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj auszurichten.
Die Begegnung der zwei mächtigen Männer war perfekt inszeniert: Ihre Flugzeuge landeten im symbolträchtigen Alaska, man schüttelte sich herzlich die Hand und teilte sich sogar eine Limousine – während das Blutvergießen in der Ukraine unverblümt weitergeht und weitergehen wird.
Für den Kreml ergibt sich daraus folgende Schlussfolgerung: Die Zusammenkunft von US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin habe bewiesen, dass Verhandlungen ohne Vorbedingungen des Westens und ohne Unterbrechung des Kriegs möglich seien, zeigte sich Dmitri Medwedew, Vize-Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats in Russland, hellauf begeistert.
Trump will Druck auf Russland nicht erhöhen
Ohne Ultimaten und Drohungen sei nun ein „vollwertiger Mechanismus für Treffen zwischen Russland und den USA auf höchster Ebene“ wiederhergestellt worden. Und das ganz ohne Zugeständnisse, analysiert Medwedew. Putin habe dem US-Präsidenten während des Treffens persönlich und ausführlich seine Bedingungen für die Beendigung des Konflikts dargelegt. Der Chef des Weißen Hauses habe sich nach den fast dreistündigen Verhandlungen geweigert, „den Druck auf Russland zumindest vorerst zu erhöhen“, zeigt sich der ehemalige russische Präsident erfreut.
Mit einer realitätsfernen Wahrnehmung fiel der Vizechef des russischen Föderationsrats Konstantin Kossatschow auf, der den Gipfel gar als „gemeinsamen Erfolg“ von Trump und Putin verkaufen wollte. Der US-Präsident verkündete jedoch nach dem Treffen auf einem Luftwaffenstützpunkt in Anchorage vor der Presse: „Wir haben das Ziel noch nicht erreicht.“ Daran stören sich die russischen Staatsmedien nicht. Viel lieber wird betont und hochgespielt, dass der US-Präsident den Kreml-Chef als starken Menschen gelobt habe. „Er ist ein starker Kerl. Er ist knallhart und so. Aber es war ein sehr herzliches Treffen“, zitiert etwa RIA Novosti aus Trumps Interview mit Fox News.
Putin fordert Abzug ukrainischer Truppen aus dem Donbass
Frech funktioniert Putin nun Trump sogar zu seinem Sprachrohr um. Während dessen Gespräch mit Selenskyj soll Trump nämlich für Putin ausgerichtet haben, dass der Kreml-Chef den Abzug ukrainischer Truppen aus dem gesamten Gebiet des Donbass fordert, schreibt die internationale Nachrichtenagentur Bloomberg. Gleichzeitig soll Trump demnach betont haben, dass die Ukraine selbst entscheiden müsse, was mit ihrem Staatsgebiet geschehe.
Journalisten bekamen Handbuch für die Berichterstattung
Allgemein ist festzuhalten, dass in Russland – wo es keine freie Presse mehr gibt – nichts dem Zufall überlassen wird. Bereits am Vortag wurden die Journalisten der Staatsmedien mit einem Handbuch instruiert, wie die Berichterstattung über den Gipfel zu erfolgen habe. Putin werde Trump auf Kiews Unfähigkeit zu Verhandlungen hinweisen, der Kreml sei auf verschiedene Szenarien vorbereitet und der russische Präsident werde „die Perspektiven für die russisch-amerikanischen Beziehungen festlegen“, zitiert das russische Exilmedium Medusa daraus.
Putin habe „keine überzogenen Erwartungen“ an das Treffen, sei aber „auf Dialog eingestellt“, fügen die Autoren der Richtlinie hinzu. Sie rieten außerdem zu betonen, dass „der russisch-amerikanische Dialog und die Interaktion sich nicht nur auf die Ukraine-Frage beschränken – es gibt viele andere Wege, auf denen ein gegenseitiges Verständnis gefunden werden kann.“ In den Texten und Pressemitteilungen zum Gipfel sollte Putin als Schlüsselfigur erscheinen: Er und nicht Donald Trump sei es, der „die Perspektiven für die russisch-amerikanischen Beziehungen festlegt“, fordert die Russische Präsidialverwaltung.
Hype um Lawrows Pulli
Großen Wert legen die russischen Medien im Übrigen auch auf den provokativen Pulli des russischen Außenministers Sergej Lawrow. Dieser hatte bei der Ankunft in Anchorage einen Sweater mit der Aufschrift CCCP, der russischen Abkürzung für Sowjetunion, getragen.
Der Pulli wird von der Bekleidungsmarke SelSovet aus der russischen Stadt Tscheljabinsk hergestellt. Nun boomt das Geschäft wie nie. Bestellungen treffen nicht nur aus Russland, sondern auch aus dem Ausland ein – aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Bulgarien und den USA, schildert die Gründerin der Marke Ekaterina Warlakowa gegenüber russischen Medien. „Wir werden ihn mit Stolz tragen“, würden ihre Kunden ausrichten. „Nach Lawrow wird alles überall stärker – wo immer er auch hingeht, wachsen sogar Ananas“, schwärmt Warlakowa in russisch-kitschiger Manier.
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