Ex-Schauspielchefin Marina Davydova äußert vor ihrer Lesung in Salzburg Sorge um die Zukunft des Theaters bei den Festspielen. Man wolle die Sparte womöglich ganz abschaffen, stellt sie empört in den Raum. Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser meldet sich in der „Krone“ zu Wort.
In Salzburg ist die Debatte um die Zukunft des Schauspiels bei den Festspielen neu entbrannt – zumindest auf kleiner Flamme. Anlass ist die erste halbszenische Lesung des Theaterstücks „Land of No Return“ von Marina Davydova diesen Donnerstag. Das Brisante daran: Die Autorin ist die ehemalige Schauspiel-Chefin des Festivals – und empört sich jetzt über die noch offene Zukunft der Theater-Sparte. In einem emotionalen Facebook-Post schreibt Davydova, das Schauspiel werde „womöglich ganz gestrichen“.
Die Wogen gingen hoch, als die Festspiele sich im Winter nach nur einer Saison von Davydova trennten. Verletzung der Dienstpflicht stand im Raum, man einigte sich außergerichtlich. Mittlerweile sind die Festspiele voll im Gange, das noch von Davydova konzipierte Programm wird unverändert umgesetzt – ohne sie. Eine neue Schauspiel-Leitung ist noch nicht in Sicht, für 2026 verantwortet Intendant Markus Hinterhäuser das Programm selbst.
Wie es danach weitergeht, ist offen. Daran stößt sich die russische Theatermacherin, schreibt vom möglichen Aus der Sparte: „Schauspiel in einem Festival zu streichen, das vor mehr als 100 Jahren vom großen Theaterregisseur Max Reinhardt gegründet wurde, ist gelinde gesagt überraschend.“
„Das ist absurd, davon ist keine Rede“, kontert Markus Hinterhäuser auf „Krone“-Nachfrage. Er selbst habe die Planung für den nächsten Sommer übernommen: „Für 2026 war ja noch nichts geplant. Es wird große Produktionen geben, darunter auch zwei Uraufführungen!“
Wie es dann weitergeht, wird im Herbst eine Experten-Klausur klären. Dabei soll die Grundsatzentscheidung fallen, welchen Platz das Schauspiel in Salzburg künftig haben wird – und ob mit eigener Leitung.
Die Lesung von Marina Davydovas „Land of No Return“ am Donnerstag in der Szene Salzburg verspricht auch jenseits der konzeptionellen Festspiel-Querelen ein spannender Theaterabend zu werden: Karl Markovics übernimmt die Hauptrolle des Stadtführers Juri, Davydova spannt in ihrem fiktionalen Erinnerungstext einen großen historischen Bogen – vom Zerfall der Sowjetunion 1991 bis zum gegenwärtigen Krieg in der Ukraine.
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