Salzburger Festspiele

In der Halle des Grauens: Verdi packend & blutig

Lady Macbeth ist am Ende: Asmik Grigorian in der berühmten „Schlafwandelszene“.(Bild: SF/Ruth Walz)

„Macbeth“: Asmik Grigorian begeistert als über Leichen gehendes Kraftzentrum in der Inszenierung von Krzysztof Warlikowski.

Das Böse steckt in uns allen – das kann man als erschreckendes Fazit aus diesem „Macbeth“ mitnehmen. Denn in Krzysztof Warlikowskis wiederaufgenommener Inszenierung von 2023 motiviert sich der blutige Machtrausch, in den das Powerpaar Macbeth verfällt, aus zutiefst menschlichem Trauma. Der unerfüllbare Kinderwunsch der Lady steht da zu Beginn den Weissagungen der Hexen für ihren Gatten gegenüber.

Die Verdrängung des Schmerzes macht aus der Lady ein Monster, das den Gatten ins Verderben mitreißt. Es zieht einem die Gänsehaut auf, wenn die beiden in der weiten Halle (Bühne: Malgorzata Szcześniak) mit ihrer elendslangen Bank ihr fatales Spiel beginnen. Das wäre nur halb so spannend, würde nicht Asmik Grigorian als Lady Macbeth die blutigen Zügel in die Hand nehmen: Sie ist das kühl brennende Kraftzentrum, hat sich diese Verdi-Partie bei der Wiederaufnahme noch ein Stückchen tiefer ins Nervenzentrum implantiert.

Der mordende Macbeth (Vladislav Sulimsky), angetrieben von seiner Lady (Asmik Grigorian).(Bild: SF/Ruth Walz)

Vladislav Sulimsky punktet als Macbeth weniger mit kraftstrotzenden Höhen als mit einer subtil ausgehörten Charakterstudie des willigen Mordinstruments, das völlig paralysiert samt seiner Frau vom Mob gelyncht wird.

Denn Warlikowski schält hier erbarmungslos charakterscharf seine Parabel vom Aufstieg und Fall skrupelloser Machtmenschen heraus. Dementsprechend setzt auch Philippe Jordan am Pult der wunderbaren Wiener Philharmoniker differenzierte Töne gegen drallen Früh-Verdi-Aplomb. Prächtig singt der Staatsopernchor, und auch Tareq Nazmi und Charles Castronovo bewähren sich als Banco und Macduff im gruseligen Opern-Thriller.