Neben Proteinpulver konnte man im Geschäft eines 46-Jährigen in Wien auch Doping-Präparate abholen. Der aufgepumpte Angeklagte bekam die Anabolika und Co. von einer internationalen Gruppe, die die Substanzen im Wert von zehn Millionen Euro umsetzt. Viel mitgeschnitten will der Wiener aber nicht haben – er wird verurteilt.
Er hatte in seinem Geschäft alles, was das Kraftsportlerherz begehrt: diverse Proteinpulver, Kreatin und andere Nahrungsergänzungsmittel. Und im Hinterzimmer brachte er Anabolika, Testosteron und andere Doping-Mittel an den Mann. „Es hat angefangen, dass ich was für mich selbst bestellt habe“, erklärt der aufgepumpte 46-Jährige im Wiener Landesgericht.
Eigenkonsum wird zu Großhandel
Der „Pole“ – sein Lieferant – hätte ihm dann ein Angebot gemacht, dass er die illegalen Substanzen in größeren Mengen direkt zu sich in den Shop liefern lassen und von dort verteilen könnte. „Ich hab‘ da kein Problem gesehen, weil wir bekommen jeden Tag Pakete. Ich dachte, die gehen unter den anderen Kartons unter“, sagt der Einzelhandelskaufmann. Das funktionierte auch ab 2021 – bis im März dieses Jahres zwei Pakete beim Zoll aufgegriffen wurden.
7000 Euro in einer Sporttasche
11.600 Ampullen und Tabletten mit Doping-Substanzen soll er über die vier Jahre zu sich bestellt und in Umlauf gebracht haben. 51 Pakete waren das, sein Gewinnanteil seien knapp 18.000 Euro gewesen – das sagte er zumindest noch bei seiner Polizeivernehmung. Jetzt spricht der 46-Jährige von deutlich geringeren Mengen. „Mitte Juni ist das Geschäft immer abgerissen. In der Proteinbranche ist im Sommer sowieso nie Geschäft.“ Das gelte auch für den Anabolikamarkt.
Die Grenzmenge ist hier mehr als ein tausendfaches überschritten.
Richter im Wiener Landl
Warum ihm das bei der Polizei noch nicht eingefallen ist? „Ich hatte vor der Vernehmung kein Frühstück. Ich hab' acht bis neun Stunden nichts gegessen“, sagt der massige Wiener. Bezahlung hätte er auch keine bekommen. Als Zwischenlieferant erhielt der Mandant von Anwalt Michael Jobst seinen Anteil in Testosteron und Co. für den Eigengebrauch. Die tausenden Euro, die bei dem Einzelkaufmann gefunden wurden, seien die Geschäftseinnahmen. Herr Rat stellt das infrage: „Ist das üblich, dass Sie ihre Einnahmen in eine Sporttasche geben?“ – da wurden nämlich 7000 Euro gefunden.
Bedingte Haftstrafe
Bei den Beamten klingelte es sofort, als sie die Pakete mit Doping-Präparaten und gefälschten Medikamenten vom Zoll gesehen haben. Schon länger ermitteln sie gegen eine EU-weit agierende Gruppe, die diese Substanzen im Straßenverkehrswert von 10 Millionen Euro vertreibt und Dealer anwirbt. Und genau ein solcher war der 46-Jährige. „Die Grenzmenge ist hier mehr als ein tausendfaches überschritten“, begründet der Richter sein Urteil von zwei Jahren bedingter Haft – nicht rechtskräftig.
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