Trotz Sparzwang

Die Verwaltungskosten bei der ÖGK explodieren

Innenpolitik
06.08.2025 22:00

Die Gesundheitskasse sitzt auf einem Budgetloch von fast einer Milliarde Euro und hat sich daher ein Sparpaket verpasst. Bis 2026 will man auf die schwarze Null kommen, gekürzt werden soll vor allem in der Verwaltung und nicht bei den Patienten. Bisher scheint im System aber nicht gerade viel gespart worden zu sein.

Der Verwaltungsaufwand in der ÖGK ist in vier Jahren doppelt so schnell gewachsen wie bei anderen Kassen. Von 2020 bis 2024 stieg der Aufwand um sagenhafte 39 Prozent – von 317,3 auf 441,1 Millionen Euro. Bei der Krankenversicherung der Beamten, Eisenbahner und Bergbau (BVAEB) sowie bei jener der Selbstständigen und Bauern (SVS) war der Anstieg mit 22,6 Prozent bzw. 22,3 Prozent nur knapp halb so hoch, wie aus einer aktuellen Anfragebeantwortung von Gesundheitsministerin Korinna Schumann an die Grünen hervor.

Laut Dachverband der Sozialversicherungsträger ist bei der ÖGK im Bereich der Personalaufwendungen der meiste Anstieg auf die kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltsabschlüsse zurückzuführen, die aufgrund der Inflation in den vergangenen Jahren entsprechend höher ausgefallen seien. Der Sachaufwand wiederum sei durch die stark gestiegenen Energiepreise erheblich belastet worden.

Ministerium: Nur scheinbarer Anstieg
Begründet wird der Anstieg auch damit, dass für die Berechnung des „Netto-Verwaltungsaufwandes“ diverse Ersätze abgezogen werden, die in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken seien, wodurch der Aufwand scheinbar stärker steigt, so das Gesundheitsministerium, das sich auf öffentlich zugängliche Informationen der ÖGK und eine Stellungnahme des Dachverbands beruft. Bereinige man die Erfolgsrechnung der ÖGK nämlich um die gesunkenen Ersätze, ergebe sich für 2020 bis 2024 eine Steigerungsrate von nur 24,6 Prozent. Die Inflation habe in diesem Zeitraum 23,8 Prozent betragen.

Im Gesundheitsbereich gibt es viele Baustellen.
Im Gesundheitsbereich gibt es viele Baustellen.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Verwiesen wurde auch auf die Gesamtstrategie der ÖGK zur Harmonisierung interner Prozesse, Digitalisierung sowie strategischer Personalplanung. Es sei eine Reduktion des Anstiegs der Verwaltungskosten um 50 Prozent bis 2029 geplant.

Generell ist der Anteil der Verwaltungskosten der ÖGK mit zuletzt 2,16 Prozent der Gesamteinnahmen ohnehin niedriger als bei BVAEB (4,00 Prozent) und SVS (5,13 Prozent). Das liegt einerseits an der Größe der Gesundheitskasse mit rund 7,5 Millionen Versicherten, andererseits aber auch an zusätzlichen Aufgaben der anderen beiden Kassen.

Ärzte sollen weniger und kürzere Therapien verordnen
Dass nicht nur in der Verwaltung gespart wird, ist selbstredend und zeigte sich zuletzt in einem Brief der ÖGK an die Vertragsärzte. Darin wurden diese angehalten, Physiotherapien für Patienten kürzer und in geringerem Ausmaß zu verordnen.

Kritik von den Grünen
Der grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner kommentierte die Anfragebeantwortung kritisch. „Es geht hier um das Geld der Versicherten, und es geht um deren Leistungen und damit am Ende um die Funktionstüchtigkeit unseres Gesundheitssystems. Wenn die Verwaltungskosten bei einem Träger um mehr als die Hälfte stärker ansteigen als bei den anderen Versicherungsträgern, dann ist das eine Dynamik, bei der es genau hinzuschauen gilt. Auch wenn der Anteil am Gesamtaufwand der Ausgaben immer noch deutlich niedriger ist, braucht es in Zeiten knapper Mittel einen kritischen und genauen Blick“, so Schallmeiner.

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