Um mehr Menschen von Teilzeit in die Vollzeit zu bringen, fordert die Arbeits- und Sozialministerin Corinna Schumann (SPÖ) neue Anreize und vor allem mehr Flexibilität. In vielen Bereichen hinkt die Alpenrepublik nach, lautet ihr Fazit.
Nach der Einigung im Zollstreit ist nun vielen angst und bange – viele Österreicher fragen sich, ob die Zölle in Höhe von 15 Prozent Auswirkungen auf ihre Jobs haben werden. Die Sozialministerin räumt im „Ö1 Mittagsjournal“ jedenfalls „schwierige Herausforderungen“ ein. Denn der Deal mit den Vereinigten Staaten werde auf jeden Fall bei der Beschäftigung und in der Industrie Folgen nach sich ziehen – aber zumindest nicht in solcher Härte, wie das bei den ursprünglich geplanten 30-Prozent-Zöllen gewesen wäre, meint Schumann.
Neben dieser „Baustelle“ zeigen aktuelle Zahlen: Die Österreicher arbeiten immer weniger, die jährliche Leistung an Arbeitsstunden sinkt. Sowohl die Wirtschaftskammer (WKO) als auch Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer (ÖVP) warnten vor zu viel Teilzeit und mahnten zu mehr Vollzeit. Auch NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ebenfalls ÖVP) wandte sich an die Öffentlichkeit, um diesen Arten von Arbeitsmodellen entgegenzutreten: Sie sprach gar von einer „Lifestyle-Teilzeit“.
„Viele sind belastet“
Schumann appelliert hier an ein differenziertes Denken. Man müsse „Teilzeit gesamt ansehen“, den größten Anteil machten Frauen mit Betreuungspflichten aus. Auch würden viele Vollzeit gar nicht mehr schaffen, weil der Job die Mitarbeiter regelrecht ausbrenne. „Viele sind belastet, gerade in der Pflege“, zeigt sich die SPÖ-Politikerin alarmiert.
Die Infrastruktur muss mitspielen
Neben der Reduktion des Arbeitspensums in diversen Berufen sieht die Sozialministerin einen ordentlichen Aufholbedarf bei den Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen. „82.000 Frauen wollen mehr arbeiten“, dies scheitere aber oft an mangelnder Infrastruktur. Auch müssten die Arbeitszeiten per se mehr Flexibilität ermöglichen, etwa mit einer Anhebung der Teilzeitstunden. Wenn für den Betrieb klar sei, dass die Teilzeitkräfte innerhalb von drei Monaten mehr leisten, dann solle man diesen das Recht geben, auf mehr Stunden oder in die Vollzeitarbeit zu gehen.
„In den letzten Jahren ist viel versäumt worden. Wir müssen mehr Teilzeitkräfte auf höhere Teilzeitkräfte und Vollzeit bekommen, da braucht es neue Ideen“, meint Schumann.
Einigung bei Lieferando-„Wildwuchs“
Einen „Wildwuchs“ ortet die Ministerin etwa bei der Aktion des Lieferdienstleisters Lieferando. Nach einer gewaltigen Kündigungswelle, von der über 1000 Leute betroffen waren, wurden im Anschluss alle als freie Dienstnehmer eingestellt. Hier sei eine Einigung erzielt worden, die SPÖ-Politikerin spricht von einem „Meilenstein“. Man könne nun auch freie Dienstnehmer in den Kollektivvertrag einbinden, sie dürften nicht der Ausbeutung unterliegen. Auch sollen faire Arbeitgeber nicht die Verlierer sein.
Weiterbildungszeit statt Bildungskarenz
Trotz Ankündigung, dass bis zum Sommer die Details fix sein würden, hält sich die Regierung bei der Bildungskarenz nach wie vor bedeckt. Die Nachfolge hierfür soll die Weiterbildungszeit sein. Man befinde sich aktuell in den „letzten Zügen der Verhandlung“, es gehe jetzt „nur noch um Details“, versichert die Ministerin.
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