Da Drohnen, Hubschrauber und Hund, dort pöbelnde Aktivisten: Der Polizeieinsatz am Peršmanhof in Kärnten beim Antifa-Camp sorgt für Wirbel. Jetzt gibt's eine Anzeigenflut.
Es ist bitter – 80 Jahre nach Kriegsende zeigt das Aufeinandertreffen von Polizeikräften und Anhängern der Antifaschistischen Aktion (Antifa) in Bad Eisenkappel, dass die Gräben in Kärnten nach wie vor tief sind. Denn nach dem Großeinsatz am Peršmanhof hagelt es von allen Ecken und Enden des politischen Spektrums wechselseitig Kritik und Vorwürfe.
Polizeikräfte rückten am Sonntag gemeinsam mit Beamten der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt zu einem internationalen antifaschistischen Bildungscamp aus – unter anderem wegen des Verdachts des Wildcampens.
Es wird eine umfassende Analyse der polizeilichen Maßnahmen erfolgen. Der Runde Tisch – wie von Landeshauptmann Peter Kaiser angeregt – wird ausdrücklich begrüßt.
Polizeidirektor-Stv. Markus Platzer
Die großteils jungen Aktivisten zeigten sich dabei wenig kooperativ, woraufhin sogar Polizeihubschrauber, ein Suchhund sowie Spezialkräfte der Schnellen Interventionsgruppe (SIG) dazugezogen wurden. „Ein massiv überzogener Polizeieinsatz“, kritisiert Grün-Volksgruppensprecherin Olga Voglauer, die eine „lückenlose Aufarbeitung durch das Innenministerium und das Land Kärnten“ darüber fordert, wie es zu einem derartigen Exekutivaufgebot kommen konnte.
Analyse und Aufarbeitung notwendig
Landeshauptmann Peter Kaiser hat bereits einen versöhnenden Runden Tisch angekündigt – den übrigens die Polizei selbst unterstützt, wie der stellvertretende Direktor Markus Platzer erklärt: „Orte von grausamen NS-Verbrechen, wie der Peršmanhof, sind Orte einer modernen und regional verankerten Erinnerungskultur zu den Gräueltaten des NS-Verbrecherregimes, aber vor allem sind sie auch Orte des Gedenkens an den österreichischen Widerstand.“
Jede polizeiliche Maßnahme an einem derartigen Ort bedürfe besonderer Sensibilität und Bewusstsein über die Geschehnisse vor mehr als 80 Jahren. „Es wird eine umfassende Analyse der polizeilichen Maßnahmen erfolgen.“ Eine Aufarbeitung werde ausdrücklich begrüßt.
Im Erinnerungsjahr 2025 ist ein solches Vorgehen an einem ehemaligen NS-Tatort nicht nur eine schmerzliche Erfahrung für das Museum, sondern für alle Gedenkstätten.
Markus Gönitzer, Verein Peršman
Bei den Ausrichtern des Bildungscamps, dem Klub Slowenischer Studierender in Wien, herrscht nach wie vor Entsetzen über das Vorgehen: Man hätte signalisiert bekommen, dass die Veranstaltung „einen sittenwidrigen Umgang mit der Gedenkstätte darstelle: Angesichts dessen, dass unter den Teilnehmern Nachfahren von Widerstandskämpfern und NS-Opfern aus der Region anwesend waren, gilt es, diesen Vorwurf vehement zurückzuweisen!“
Bernard Sadovnik etwa stammt aus der Peršman-Familie, die 1945 von dem Massaker mit elf Toten betroffen war: „Das reißt Wunden auf. Der Polizeieinsatz stand in keiner Relation mit den Vorwürfen.“
FP-Sicherheitssprecher Josef Ofner wiederum steht hinter der Exekutive: „Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass Menschen, die mit hasserfüllten Spruchbannern wie ,Heimat im Herzen – Scheiße im Hirn’ angereist sind, tatsächlich an einem friedvollen Gedenken interessiert waren.“
Gegenseitige Anzeigen zu erwarten
Der Peršmanhof wird also nicht nur die Politik, sondern auch die Justiz länger beschäftigen – denn während die Polizei vorerst 62 Verwaltungsübertretungen und zwei Anzeigen wegen Widerstands zählt, kündigen Volksgruppenvertreter wie Anwalt Rudi Vouk ebenfalls Anzeigen an; etwa wegen Amtsmissbrauchs.
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