Kaum eine Woche vergeht im Land ohne Badeunfall. Angst vor Raufereien und Belästigungen steigt. Wird es im Freibad gefährlicher? Bademeister Jürgen Lindinger steht Rede und Antwort.
Seit 2001 ist Jürgen Lindinger mit Leib und Seele Bademeister. Begonnen hat der 52-jährige Wiener im Döblinger Bad, seit 23 Jahren ist sein Revier aber das Simmeringer Bad. Hunderte Badegäste haben dort Platz, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, sind Konflikte nicht selten. Bademeister wie Lindinger sind dann gefordert, deeskalierend einzugreifen – wie er der „Krone“ erzählt.
„Krone“: Was sind die angenehmen Seiten des Berufs des Bademeisters?
Jürgen Lindinger: Ich liebe den Umgang mit Menschen und spreche sehr gerne mit unseren Gästen. Viele kenne ich bereits persönlich. Und dass mein „Büro“ ein Freibad ist, gefällt mir besonders gut.
Welche Voraussetzungen muss man für diesen Beruf mitbringen?
Man muss fit sein, gut schwimmen und tauchen können. Wichtig ist auch, dass man weiß, wie man mit gefährlichen Situationen umgeht und Menschen schützt. Dass wir das alles gut beherrschen, müssen wir bei der „Bassinaufseherprüfung“ unter Beweis stellen. Nach einer Zusatzausbildung in Erster Hilfe und einigen erfolgreichen Saisonen als Bassinaufseher kann der Lehrgang zum staatlich geprüften Sportbadewart (= Schwimmlehrer) abgelegt werden.
Was sind die Aufgaben des Bademeisters neben der Beckenaufsicht?
Wir schauen genau darauf, dass die Badeordnung eingehalten wird. Das betrifft sowohl Hygienevorschriften als auch wie sich die Badegäste zu verhalten haben. Besonders wichtig ist auch die Sicherheit der Badegäste, weshalb wir als Ersthelfer und Ersthelferinnen geschult sind und entsprechend eingreifen können, wenn jemand Hilfe braucht. Es gehört aber auch dazu, Konfliktsituationen zu entschärfen. An besonders heißen Tagen, wenn mehrere hundert Badegäste in einem Bad sind, steigt die Wahrscheinlichkeit von Meinungsverschiedenheiten. Am wichtigsten ist es in solchen Fällen, selbst ruhig zu bleiben und deeskalierend zu wirken.
Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Meine Kollegen und ich konnten einen Badegast reanimieren und ihn dem Notarzthubschrauber übergeben.
Wurden Sie schon einmal von Badegästen verbal oder körperlich bedroht?Kleinere, aber im Grunde harmlose Reibereien kommen schon immer wieder vor, ernste Fälle sind zum Glück aber sehr selten. In solchen Fällen greifen wir aber durch und verständigen die Badeleitung und – wenn nötig – die Polizei.
Haben Sie das Gefühl, dass weniger Badegäste (gut) schwimmen können?
Zum Teil. Die meisten Badegäste kennen aber ihre Fähigkeiten, das heißt aber nicht, dass sie nicht auch in gefährliche Situationen gelangen können.
Wie oft mussten Sie schon Badegäste vor dem Ertrinken retten?
Wie ernst die Lage ist, ist im Vorfeld oft nicht erkennbar. Daher springen wir lieber zu oft als zu selten in das Schwimmbecken, um zu helfen. Das kann auch mehr als einmal am Tag vorkommen.
Handy-Spanner werden in Zeiten von Social Media immer mehr zum Problem. Wurden Sie darauf geschult, heimliche Aufnahmen zu erkennen?
Wir sind geschult und darauf sensibilisiert, verdächtiges Verhalten zu erkennen und gleich zu reagieren. Das betrifft besonders die Kinderbecken. Heutzutage hat fast jeder ein Smartphone und das macht eine punktgenaue Kontrolle schwieriger, speziell wenn gerade Hochbetrieb herrscht. Dennoch sind wir natürlich stets achtsam.
Von 1 bis 10 – wie gut schwimmen Sie und wie oft?
Ich versuche mich fit zu halten und trainiere drei Mal pro Woche bis zu 30 Minuten. Ich finde, nur Profi-Schwimmer können mit einer 10 bewertet werden. Wenn ich im Sommer genug trainiert habe, würde ich mir eine 8 geben, im Winter roste ich vielleicht ein wenig ein, dann vielleicht eine 7.
Was macht ein Bademeister im Winter?
Ich selbst arbeite im Winter als Schwimmlehrer im Hallenbad. Andere studieren oder sind saisonal in Bädern beschäftigt. Es gibt aber auch Kolleginnen und Kollegen, die im Winter ganz was anderes machen.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.