Nicht rechtskräftig

7 Jahre Haft für 30-Jährigen nach Misshandlungen

Steiermark
25.07.2025 13:35

Ein 30-Jähriger soll im Herbst in Deutschfeistritz seine hochschwangere Partnerin vergewaltigt, geschlagen und bedroht haben – und schließlich einen Brand gelegt haben, um die „Hexen auszutreiben“. So lauten die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft beim Prozess am Freitag in Graz. Freitagnachmittag fiel das nicht rechtskräftige Urteil: sieben Jahre Haft und Einweisung.

Der 26. Oktober 2024 in Deutschfeistritz. „Stellen Sie sich vor, Sie gehen in der Früh mit Ihrem Hund Gassi“, beginnt der Staatsanwalt am Freitagmorgen am Landesgericht für Strafsachen in Graz. „Sie hätten wohl nicht damit gerechnet, Rauchschwaden zu entdecken.“ Die Feuerwehr rückt mit 15 Leuten aus. Sie entdeckt mehrere Brandherde. Der Verdacht, jemand könnte dieses Feuer gelegt haben, entsteht. Kurz danach wird jener Mann festgenommen, der nun in grauer Jogginghose und gelbem Pullover vor Richterin Julia Riffel und den Schöffen Platz nimmt. Zwischen fünf und fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe drohen ihm.

Diese vermeintliche Brandstiftung war der Ausgangspunkt für ein ganzes Konvolut an Vorwürfen an den 30-Jährigen aus dem Jemen, der 2020 nach Österreich kam. „Der Angeklagte hatte eine On-off-Beziehung mit dem Opfer. Als er im Oktober 2024 wieder zurück zu seiner Partnerin kam, war diese im siebten Monat einer Hochrisiko-Schwangerschaft“, trägt der Ankläger vor.

Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, die vielen Brandherde zu bekämpfen.
Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, die vielen Brandherde zu bekämpfen.(Bild: Freiwillige Feuerwehr Deutschfeistritz)

Vergewaltigungen, Faustschläge und Drohungen
Kurz darauf sollen die Übergriffe begonnen haben: Der Teenager-Tochter der Slowakin soll er eine Kopfnuss gegeben haben, seine Partnerin soll er zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben und sie mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen haben. Er habe versucht, die Katze der Frau zu töten. Am 20. Oktober soll er ihr ein Messer an den Hals gelegt haben, dazu sagte er laut der Anklage: „Den Kopf bringe ich zu deiner Mutter, der Oberhexe.“ 

Immer wieder soll der Jemenit von „Hexen“, „Teufel“ und „Shaytan“ – was Arabisch für Teufel ist – gesprochen haben. „Ich zünde dich an, ich werde alle umbringen, ich werde ganz Österreich verbrennen!“, soll er gesagt haben. Das Feuer, das er daraufhin gelegt haben soll, hätte zu einem großen Brand ausarten können, ergibt ein Brandgutachten. Psychisch wurde dem 30-Jährigen eine schwere Störung mit narzisstischen Anteilen attestiert, er sei jedoch zurechnungsfähig. 

Zitat Icon

Sie wollte mich heiraten, aber das wollte ich nicht. Sie ist nicht mein Typ.

Angeklagter (30) über das Opfer, mit dem er zwei Kinder hat

Angeklagter bestreitet Vorwürfe
Die meisten der Taten leugnet der Arbeitslose vor Richterin und Schöffen. „Ich habe nur das Feuer angezündet“, sagt er. „Ich wusste nicht, dass das in Österreich verboten ist.“ 

Er wäre im Oktober 2024 nur zu seiner „Ex“ zurückgekehrt, weil sie ihn gebeten habe, sagt er. „Sie hat gesagt, entweder sie oder das Kind würden sterben.“ Dann hätte er sich um den gemeinsamen einjährigen Sohn und das Baby kümmern müssen. Zuerst sagt der in Handschellen vorgeführte Häftling, er und die Frau seien „nur Nachbarn“ gewesen. Als die Richterin ihn mit den Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert, weicht er aus: Sex sei von ihr ausgegangen. „Sie wollte mich heiraten, aber ich wollte das nicht. Sie ist nicht mein Typ.“ Und er lässt sich provozieren: „Sie fragen zu viel. Würden Sie mich auch fragen, wie oft ich Wasser trinke?“

Das Opfer Hexe genannt zu haben, gibt er zu, aber nicht die anderen Begriffe. „Woher soll sie dann wissen, was ,Shaytan‘ heißt?“, bohrt der Staatsanwalt nach. „Ganz Österreich weiß das“, antwortet der Angeklagte. „Ich nicht“, entgegnet Richterin Riffel. – „Dann gehen Sie nicht auf die Straße.“

Zellengenossen verprügelt?
In der Untersuchungshaft soll der 30-Jährige einem Mithäftling einen Nasenbeinbruch, eine Rippenfraktur und eine Platzwunde zugefügt haben – auch das streitet er ab. „Ich habe ihn nur gestoßen“, woraufhin er sich den Kopf verletzt hätte. Und auch bei die angeklagte Brandstiftung streitet er in großen Teilen ab: „Ich habe alte, schmutzige Sachen angezündet und sogar den Feuerlöscher mitgenommen.“ Er habe gewartet, bis das Feuer aus gegangen sei und sei dann schlafen gegangen.

Die Anklage klingt ganz anders: Er soll mitunter einen Rosenkranz, ein Kreuz und eine Marienstatue verbrannt haben. Das hat er bei der Polizei auch teilweise zugegeben – mit der Begründung, er habe „Hexen austreiben wollen“ – nimmt es nun aber zurück: „Die haben mich falsch verstanden. Ich gehe selbst oft in die Kirche.“

Freitagnachmittag fiel das Urteil. Der Mann wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt und wird in eine Anstalt eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt