Sopot bei Danzig: Krzysztof Pendereckis „Lukas-Passion“ wurde als szenische Produktion in der Waldbühne zum ergreifenden Naturereignis. Strauss’ „Salome“ forderte dazu international besetzt und erfolgreich den Kopf von Jochanaan.
Der Wald glüht, wenn eine der Ikonen der musikalischen Moderne packt und zu Herzen geht: Die gewaltige „Lukas-Passion“ des großen polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki (1933–2020) erlebte ihre szenische Aufführung in der Waldoper von Sopot. Dunkel, gewaltig ergreifen die mächtigen und andächtigen Klänge der ungebrochen gültigen Komposition. Zu danken ist das auch einer exzellenten Besetzung. Souverän leitet Bassem Akiki die hervorragende Sinfonia Varsovia und gleich drei Chöre sowie die Kinderchöre der Musikschule und der Oper aus Danzig.
Aus Wien reiste Adrian Eröd an, um als Bariton-Solist hoch präsent zu überzeugen. Olga Beszmertna strahlt mit prachtvollsten Soprantönen in die Nacht, in der auch der für Matthias Goerne souverän eingesprungene Artur Janda mit sonorem Bass begeistert.
Der polnischen Regisseurin Barbara Wiśniewska gelingt mit stimmigen, frei assoziierten Bildern und Aktionen auch den hinter der Bühne dräuenden Wald spektakulär einzubinden und damit Natur und Transzendenz überraschend kitschfrei zu vereinen.
Es ist der beeindruckende Höhepunkt des diesjährigen „Baltic Opera Festival“, das Mitte Juli für sieben Tage in Danzig und im Seebad Sopot für starke musikalische Momente sorgte. Zu danken ist das dem weltbekannten Bassbariton Tomasz Konieczny, der vor drei Jahren die Operntradition in der akustisch so wundersamen Freiluftarena im Wald von Sopot neu belebt hat.
Nach einem gelungenen „Fliegenden Holländer“ 2023 und „Turandot“ im Jahr darauf hat sich seine Initiative längst zum feinen Festival gemausert. Die große Opernproduktion galt im dritten Jahr der „Salome“ von Strauss.
Die Wien erprobte Jennifer Holloway konnte für die Hauptrolle gewonnen werden. Doch stach besonders Gerhard Siegels drall präsenter Herodes aus der sehr rätselhaft bebilderten Inszenierung Romuald Wicza-Pokojskis heraus. Dazu glänzte erneut die Sinfonia Varsovia. Diesmal unter dem etwas betulichen Dirigat von Yoal Gamzou, der den erkrankten Lothar Zagrosek ersetzte.
Vor drei Jahren hat der Bassbariton Tomasz Konieczny die verlorene Spieltradition der seit 1909 existierenden Waldoper in Sopot wiederbelebt.
Im „Krone“-Gespräch freute sich der zwischen Bayreuth, wo er wieder der Wotan im „Ring“ ist, und Sopot hin und her eilende Sänger über eine staatliche Subventionszusage für fünf Jahre. Damit sind zumindest die beiden jährlichen Opernproduktionen gesichert.
2026 wird der auch in Wien gefeierte Konieczny endlich selbst auf der Sopoter Bühne stehen. Ab 2. Juli singt er seine Paraderolle Wotan in einer „Walküren“-Inszenierung aus Kopenhagen. Fix ist ebenso die Aufführung der polnischen Nationaloper „Halka“ von Stanisław Moniuszko.
Schuberts „Winterreise“ in einer Gesang, Tanz und Film amalgamierenden Version und Alek Nowaks neue Oper „The Monster’s Voice“ ergänzten als interessante Akzente.
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