Der Vorarlberger Dialekt hat bekanntlich seine Eigenarten, insbesondere im Osten Österreichs versteht man nicht immer, was einem der Alemanne sagen will. Der Kabarettist und Autor Stefan Vögel will mit „Vögels Lexikon“ Abhilfe schaffen und Brücken bauen. Die heutige Lektion: Im Ländle wird nicht nachgedacht, stattdessen „tut ma sinna und sinniera“.
Obgleich auch das alemannische Gehirn nicht zu den klassischen Sinnesorganen gehört, benutzt es der Einheimische mitunter zum sogenannten Sinna: dem Nachdenken.
Mit diesem Sinna ist daher weniger das lapidare Alltagsdenken gemeint („Soll ich den Kaffee schwarz trinken oder mit Milch?“), sondern vielmehr ein grüblerischer, ja fast angestrengter Denkvorgang oft problembehafteter Natur, welcher nach Lösungen für die Zukunft sucht, Verarbeitung von Geschehenem bezweckt oder schwierige Fragestellungen der Gegenwart erörtert.
Erscheint das gegebene Problem und die damit verbundene Denkanstrengung einem außenstehenden Beobachter als besonders intensiv, so spricht der Alemanne auch verstärkend von einem Hintersinna oder Sinniera („Was bischt di all am hindersinna?/Was bischt denn all am sinniera?“).
Die Grenzziehung zwischen Sinna, Sinniera und Hintersinna verläuft fließend und ist keinesfalls fest geknüpft an die jeweilige Problemstellung, sondern vielmehr abhängig vom Intelligenzgrad des Denkers, der sich mit ihr grüblerisch befasst. Was den einen nur ein kurzes Sinna kostet, verlangt dem anderen schon ein angestrengtes Sinniera ab und führt bei einem Dritten gar zum äußerst komplexen Hintersinna.
Da übermäßiges Nachdenken aber nicht zwangsläufig als lobenswerte Tugend gilt, sondern mitunter sogar als Zeitverschwendung angesehen wird, schwingt bei allen drei genannten Verben nicht selten ein etwas abfälliger Unterton mit.
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