Clinch mit der Schweiz

Käsekrieg: Österreich kämpft um den Emmentaler

Innenpolitik
17.07.2025 15:00

In Brüssel wird derzeit um eine der beliebtesten Käsesorten Europas gerungen – und Österreich mischt kräftig mit. Im Zentrum des Streits: der Emmentaler. Die Schweiz beansprucht die Namensrechte exklusiv für sich, doch die EU-Kommission stellt sich quer. Jetzt hat sich Österreich offiziell in das Verfahren vor dem Europäischen Gericht eingeklinkt – als sogenannte Streithelferin.

Emmentaler für alle – oder nur aus dem Emmental? Was wie eine harmlose Frühstücksfrage klingt, hat für Europas Käsemärkte ernste Folgen. Die Schweiz will den Namen „Emmentaler“ als geschützte Ursprungsbezeichnung durchsetzen – wie etwa Champagner oder Parmaschinken. Wer Emmentaler sagt, soll künftig auch „aus dem Emmental“ meinen. Für Österreichs Käsewirtschaft wäre das ein herber Rückschlag. „Emmentaler ist in Österreich seit Jahrzehnten ein Begriff für eine Käsesorte – nicht für eine Herkunft“, stellt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) klar. Der Tiroler hat seine Juristen bereits aufmarschieren lassen: „Wir kämpfen jetzt auf dem Rechtsweg für unsere bäuerlichen Betriebe und unsere Verarbeitungsbetriebe.“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig schickt die Juristen nach Luxemburg, um den Emmentaler ...
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig schickt die Juristen nach Luxemburg, um den Emmentaler zu retten.(Bild: Krone KREATIV/Eva Manhart, Marina – stock.adobe.com)

Ein Käse mit Geschichte – auch ohne Pass
Tatsächlich wird Emmentaler in Österreich seit den 1930er-Jahren hergestellt. Der mild-nussige Hartkäse mit den typischen Löchern gehört längst zum Standardrepertoire in heimischen Supermarktregalen und in so mancher Jausenbox. Allein im Jahr 2023 wurden hierzulande mehr als 13.700 Tonnen produziert. Der Name ist etabliert, der Absatz gesichert – doch sollte die Schweiz vor Gericht durchkommen, wäre der Verkauf unter dem Namen „Emmentaler“ verboten. Selbst Zusätze wie „österreichischer Emmentaler“ könnten unterbunden werden. Besonders heikel: Die Maßnahme könnte rückwirkend bis zu fünf Jahre gelten.

Eine Scheibe Recht für alle
Aufseiten der EU-Kommission sieht man den Fall ähnlich wie Österreich. Auch Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Polen sprachen sich gegen den Schweizer Antrag aus. Ihr Argument: Emmentaler sei längst ein sogenannter Gattungsbegriff – vergleichbar mit „Gouda“ oder „Camembert“, die auch nicht auf eine Region beschränkt seien. Totschnig warnt vor den wirtschaftlichen Folgen: „Wir reden hier nicht nur über Etiketten. Es geht um Arbeitsplätze, um Wertschöpfung im ländlichen Raum und um Rechtssicherheit für unsere Betriebe.“ Sein Fazit: „Wenn Begriffe, die sich seit Generationen eingebürgert haben, plötzlich monopolisierbar werden, wäre das ein fatales Signal.“

Das letzte Wort hat Luxemburg
Ob sich die Schweizer Seite mit ihrem Wunsch nach exklusiver Namensnutzung durchsetzen kann, entscheidet nun das Europäische Gericht in Luxemburg. Österreichs Bauern und Käsemacher hoffen derweil, dass die Löcher im Emmentaler bleiben und nicht in der Argumentation ihrer Verteidiger auftauchen.

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