„Fliegender Holländer“

Grandioser Fluch der Karibik im Opern-Steinbruch

Ganz großes Kino der Marke „Fluch der Karibik“ bei den Opernfestspielen im burgenländischen St. Margarethen. Richard Wagners „Fliegender Holländer“ passt dank einer hervorragenden Inszenierung in den kargen Steinbruch, die norwegische Sopranistin Elisabeth Teige brilliert dabei als Senta.

An der norwegischen Küste, da wo der Fliegende Holländer vor dem Zuhause des Seefahrers Daland und seiner Tochter Senta aufkreuzt, weht ein rauer Wind. Und so packten auch die Premierenbesucher ihre dicken Pullover aus und hüllten sich in warme Decken – und fügten sich damit optimal in das von Momme Hinrichs grandios gezimmerte Bühnenbild.

Spektakulär: Dalands Haus, von Lichtprojektionen in Szene gesetzt(Bild: wearegiving)

Dalands Matrosen rudern über die Bühne(Bild: MikeOhMedia)

Das Geisterschiff der Marke „Fluch der Karibik“(Bild: wearegiving gmbh)

(Bild: MikeOhMedia)

Der Steinbruch wird zur norwegischen Küste(Bild: wearegiving gmbh)

Der Steinbruch wird zur kargen Küste, gesäumt von bunten Holzhäuschen samt Leuchtturm. In der Mitte Dalands Haus, das sich immer wieder neu verwandelt – darunter das wogende Meer, eingefasst von meterhohen Schaumkronen, aus denen das unheimliche Geisterschiff des Holländers, mit roter, zerfetzter Takelage samt akrobatischer Besatzung, heran segelt. Hollywoods „Fluch der Karibik“ lässt grüßen!

Der Leuchtturm des norwegischen Fischerdorfs thront über dem Steinbruch(Bild: wearegiving gmbh)

Seefahrer Daland (Liang Li) und seine Mannschaft(Bild: MikeOhMedia)

Warten auf die Ankunft des Schiffes(Bild: MikeOhMedia)

Dramatische Liebe: Senta (Elisabeth Teige) und der Holländer (George Gagnidze)(Bild: MikeOhMedia)

Kaum zu glauben, dass man in der 29-jährigen Geschichte des Opernfestivals das auch für Wagner-Neueinsteiger recht leicht zu verdauende, 2,5-stündige packende Drama noch nie inszeniert hat. Intendant Daniel Serafin hat erkannt, dass sich der Ort als optimale Spielstätte eignet und ist das „Wagnis Wagner“ eingegangen. Zu Recht und mit Erfolg! Dass das auch optimal gelingt, liegt an der durchdachten Inszenierung des erprobten Opernregisseurs Philipp M. Krenn. Er konzentriert sich weniger auf effektheischende Bombastik, sondern auf stimmige Lichtspiele und intelligente Personenführung.

Eine mobile Kamera folgt den Protagonisten, fängt Gestik, Mimik ein und projiziert deren emotionale Achterbahnfahrten ausdrucksstark und in vergilbter Seemanns-Optik auf die Felswand, schafft eine wunderbar stimmige, geradezu mystische Atmosphäre. Und so wird die brodelnde Eifersucht Eriks (stark: AJ Glueckert), Sentas fanatisches Begehren (berührend schön:  Elisabeth Teige, die Bayreuth-erprobt leichtfüßig sämtliche Höhen und Tiefen stemmt) und des Holländers verzweifelte Sehnsucht nach Erlösung  (solide: George Gagnidze) zum intensiv-immersiven Erlebnis –  abgerundet durch das wohltemperierte Dirigat Patrick Langes und seinem Piedra Festivalorchester.

Feuer muss aber offenbar dann noch um jeden Preis noch irgendwie mit auf die Bühne und so wird Senta, bevor sie in die Fluten springt und so ihren Holländer nach Jahren der Irrfahrten von seinem Fluch erlöst, abgefackelt. Die wahrscheinlichste Interpretation: Sie wurde vom entfachten Feuer der Liebe in Brand gesteckt. Fazit: ein spektakuläres und in jeder Hinsicht stimmiges Opernerlebnis! Trotz Kälte und Windböen: Viel Applaus!