Die Tiwag spricht von einem „Meilenstein“ bei den Kraftwerksplänen im Kaunertal (Tirol) mit dem umstrittenen Speicher im Platzertal, denn die Behörde sieht die UVP-Unterlagen als vollständig. Die Pläne liegen nun neun Wochen öffentlich auf und an die (kritischen) Bürger gibt es ein Versprechen...
Ein Schritt ist getan, viele weitere müssen aus Tiwag-Sicht folgen – die Rede ist vom Pumpspeicherkraftwerk Versetz, das Herzstück der 1,6 Milliarden Euro teuren Erweiterung im Kaunertal. Vor allem der Speichersee im Platzertal sorgt – wie berichtet – für hartnäckige Kritik.
50 Gutachter in 45 Fachgebieten tätig
„In den vergangenen Monaten prüften 50 Gutachter der Behörde in 45 Fachgebieten die Einreichunterlagen auf Vollständigkeit“, sagte Tiwag-Vorstandsdirektor Alexander Speckle bei einem kurzfristigen Medientermin.
Er betonte, dass man für „Fragen, Sorgen und Ängste“ offen sei. Gute Argumente wird es angesichts massiven Gegenwindes auch brauchen. In den fünf Standortgemeinden Kaunertal, Pfunds, Prutz, Tösens und Fendels sind für die Bevölkerung sogenannte Beratungen zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) geplant. Bekanntlich gab es in Pfunds bereits eine Volksbefragung zum Projekt (fast 85 Prozent „Nein“).
Rund 200 Millionen Euro werden investiert in Ausgleichsmaßnahmen. Wir wollen offen und faktenorientiert reden mit der Bevölkerung.
Tiwag-Projektleiter Andreas Dengg
Mehrere Etappen bis zur mündlichen Verhandlung
Nächster Schritt im Verfahren ist die öffentliche Auflage der 9000 Seiten umfassenden Unterlagen bis zum 12. September. Das UVP-Gutachten der Behörde wird dann erneut öffentlich ausgelegt. Letzter Akt ist die mündliche Verhandlung, danach ergeht der Bescheid.
Mit Pumpspeicherkraftwerken können Schwankungen zwischen Stromerzeugung und Strombedarf binnen weniger Sekunden ausgeglichen werden.
Tiwag-Vorstandsdirektor Alexander Speckle
Knapp zwei Jahre kann ein durchschnittliches UVP-Verfahren durchaus dauern. „Der politische Wille, erneuerbare Projekte voranzubringen, ist da“, erhofft sich Speckle etwas Rückenwind.
Tiwag-Projektleiter verspricht „offenes Ohr“
Ansprechpartner für das Großvorhaben ist der neue Projektleiter Andreas Dengg. „Ich habe für Anliegen ein offenes Ohr, will offen und faktenbasiert diskutieren“, versprach der studierte Bauingenieur.
Die Tiwag organisiert bis September sieben sogenannte UVP-Beratungen in den betroffenen Gemeinden. In Kaunertal und Pfunds gleich zweifach.
Tiwag: Ideale Ergänzung zu Sonne und Wind
Speckle betont die enorme Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken. Bei Überschüssen im Stromnetz, zum Beispiel bei viel Sonne oder Wind, wird mit dieser Energie Wasser in ein höhergelegenes Speicherbecken gepumpt und dort eingelagert.
Im umgekehrten Fall wird bei Bedarf mit dem Wasser aus dem Speicherbecken Strom erzeugt. „Damit können Schwankungen zwischen Stromerzeugung und Strombedarf binnen weniger Sekunden ausgeglichen werden. Das trägt in Zukunft zur sicheren Stromversorgung und zu stabilen Netzen bei“, argumentiert Speckle.
WWF weist auf Gefahren hin
Der WWF kritisierte die Pläne wenige Stunden darauf prompt als „gefährlich und natur-zerstörerisch“. Mögliche Gefahren im Zusammenhang mit der Klimakrise, wie beispielsweise Bergstürze durch das Auftauen von Permafrostböden in den Alpen, seien weiterhin ungeklärt und stellten daher ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Zudem würde durch den Platzertal-Speicher ein Tiroler Naturjuwel für immer zerstört...
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