Der mit großer Spannung erwartete Prozess gegen eine Steirerin ging am Mittwoch in Ungarn über die Bühne. Zwei Jahre Haft – eines davon unbedingt – sowie eine saftige Geldstrafe und lebenslanges Tierhalteverbot sprechen eine deutliche Sprache. Das Verfahren wirft erneut ein grelles Licht auf skrupellosen Tierhandel.
Es waren Bilder des Schreckens, die Ende letzten Jahres im ungarischen Csönge entstanden. Nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt hielt eine amtsbekannte – sie hatte im Heimatland bereits Tierhalteverbot – Österreicherin auf mehreren Höfen Hunderte Tiere unter schlimmsten Bedingungen.
Hunderte Hunde befreit
Bei der Räumung der Grundstücke stockte selbst den hart gesottenen ungarischen Tierschützern der Atem. Verwesende Kadaver in dunklen Zwingern, Hunde in kritischer Verfassung und Zustände wie auf einer Mülldeponie. Für viele Tiere kam die Hilfe zu spät, doch der Großteil konnte in verschiedene lokale Tierheime aufgeteilt werden. Dank der Initiative der Tierecke spendeten die „Krone“- Leser über 10.000 Euro als Sofortmaßnahme, damit die größte Not dort gelindert werden kann und die vielen Hunde bestmöglich versorgt werden.
Besuch am Horror-Hof
„Ich bin mit meinem Team selbst nach Ungarn gereist, um mir ein Bild zu machen. Die Frau hat auch offene Verfahren in Österreich, da sie im Verdacht steht, illegalen Welpenhandel betrieben zu haben. Es ist schrecklich zu sehen, unter welchen Bedingungen diese Welpen ,produziert‘ werden, die dann in Österreich als ,liebevolle Zucht‘ vermarktet und an ahnungslose Familien verkauft werden“, mahnt Tierecke-Chefin Maggie Entenfellner vor unbedachten Welpenkäufen. „Mein Dank gilt auch der ,Pfotenzukunft Ungarn‘, die geholfen hat, diesen schrecklichen Fall aufzurollen und den vielen, vielen beherzten Tierschützern, die sich nun aufopfernd um die Vierbeiner kümmern“, so Entenfellner weiter.
Mit Spannung erwartet
Nach einem wahren Fahndungs-Krimi – wir haben berichtet – und über einem halben Jahr Untersuchungshaft stand die Steirerin nun in Ungarn vor Gericht. Bereits vor Verhandlungsbeginn versammelten sich Tierschützer und auch betroffene Hundekäufer vor dem Gebäude. Die Verhandlung selbst fand unter größten Sicherheitsmaßnahmen statt, die Angeklagte wurde dem Richter in Handschellen und mit einer Art Leine um den Bauch vorgeführt. Die Beschuldigte verzichtete auf ihr Verhandlungsrecht, deshalb fand kein Prozess, sondern eine vorbereitende Sitzung statt.
Anklage wegen Tierquälerei
Ihr wird vorgeworfen, auf ihren Grundstücken in den Komitaten Vas und Győr-Moson-Sopron über 300 australische Schäferhunde sowie andere Haus- und Nutztiere unter katastrophalen Bedingungen gehalten zu haben. Laut Anklage waren die Tiere „mangelhaft versorgt, unterernährt, krank, nicht geimpft oder gechippt und lebten in stark mit Kot und Urin verschmutzten, beengten und dunklen Unterkünften“.
Krank in der Vermehrungsstation
Weiters dürften viele an unbehandelten Krankheiten oder genetischen Defekten gelitten haben. Mindestens 30 Hunde verendeten qualvoll – ihre Kadaver lagen unbestattet auf dem Gelände. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte den Tieren gezielt schwere Leiden oder den Tod zufügen wollte.
Weinend und mit schlackernden Knien rang die Angeklagte vor Richter Attila Szabó um Fassung. Durch Mitarbeitermangel und gesundheitliche Probleme sei ihr die Tierhaltung über den Kopf gewachsen. „Eine schauspielerische Glanzleistung, ich glaube ihr kein Wort“, berichtet ein Prozessbeobachter der „Krone“ aus dem Gerichtssaal.
Steirerin bleibt in Haft
Auch der Richter dürfte unbeeindruckt geblieben sein und sprach ein hartes Urteil. „Zwei Jahre Haft, eines davon unbedingt. Weiters 32 Millionen Forint (etwa 80.000 Euro) Geldstrafe und Verhandlungskosten, sowie eine noch nicht beglichene zivilrechtliche Strafe, die bei Uneinbringlichkeit durch Pfändung ihrer Immobilien geltend gemacht werden könnten“, berichten die Beobachter. Das ebenfalls verhängte lebenslange Tierhalteverbot dürfte dazu führen, dass die Angeklagte Ungarn wohl den Rücken kehren wird. Die Österreicherin bekannte sich schuldig, das Urteil ist bereits rechtskräftig.
In dieser „Sitzung“ ging es allerdings nur um das tierquälerische Verhalten der Angeklagten in Ungarn. Die mutmaßlichen Tatbestände rund um Welpenhandel und Steuerhinterziehung in Österreich sind noch offen. Ob diese von der heimischen Justiz geahndet werden, ist derzeit noch unklar.
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