Unternehmer klagen seit Jahren über Fachkräftemangel, gleichzeitig werden ältere Arbeitnehmer aus dem Arbeitsmarkt gedrängt. Fast eine halbe Million Menschen in der Altersgruppe 60 bis 64 befinden sich in Österreich nicht in Beschäftigung. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 zumindest 100.000 wieder in Beschäftigung zu bringen.
In der Frage, welcher Weg zu diesem Ziel führt, herrscht allerdings politisch Uneinigkeit. Arbeitnehmervertreter wie AK und ÖGB wollen die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen und fordern ein Bonus-Malus-System für Betriebe. Jene, die Ältere beschäftigen, sollen belohnt und jene, die das nicht tun, bestraft werden. Die Unternehmer klagen ihrerseits, dass ältere Arbeitnehmer zu teuer seien. Auch die „Krone“ wurde kontaktiert.
Grafik: Beschäftigungszahlen der 60-64-Jährigen
Ein Unternehmer mit einem kleinen Betrieb in Oberösterreich rechnet vor, dass ihn ein über 50-Jähriger, der aufgrund der Vordienstzeiten netto 1000 Euro mehr verdient als ein 27-Jähriger, ihn über 5 Jahre gerechnet circa 100.000 Euro mehr kostet.
Dabei gibt es deutliche branchenspezifische Unterschiede. Vor allem in Schwerarbeitsbranchen wie dem Bau ist der Älterenanteil deutlich geringer als im Versicherungs- und Bankenbereich. Aber völlig unabhängig von der Branche zeigt sich, dass viele, auch große Betriebe keine Älteren beschäftigen.
So gibt es im Handel 1324 Betriebe und in der Beherbergung und Gastronomie 1037 Betriebe mit mehr als 20 Arbeitnehmern, die keine Über-60-Jährigen beschäftigen. Andererseits gibt es im Handel 146 Unternehmen und in der Beherbergung und Gastronomie 71 Betriebe, die 10 bis 15 Prozent Ältere ab 60 beschäftigen. Es gibt 150 Betriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern, in denen keine einzige Person über 60 beschäftigt ist.
Anhand des Beispiels Handel zeigt sich aus Sicht von AK und ÖGB ganz klar: „Hier handelt es sich nicht um ein generelles Branchenproblem, sondern eine unterschiedliche Einstellung zur Älterenbeschäftigung zwischen verschiedensten Arbeitgeber.“
Für die Arbeitnehmervertreter legen die Zahlen nahe, dass es ein detailliertes Monitoring der Zielwerte für die Älterenbeschäftigung in den Branchen und Betrieben brauche. Jeder Betrieb ab 20 Arbeitnehmern soll einmal jährlich über seine Älterenquote und die Zielquote der Branche, der er angehört, informiert werden. Jene Betriebe, die die branchenbezogene Zielquote erreichen, sollen einen Bonus erhalten, jene, die die Zielquote nicht erreichen, einen Malus. Der Bonus kann kostenneutral finanziert werden, schlagen AK und ÖGB vor.
Hier handelt es sich nicht um ein generelles Branchenproblem, sondern eine unterschiedliche Einstellung zur Älterenbeschäftigung zwischen verschiedensten Arbeitgeber.
AK und ÖGB
Das fordern die Arbeitnehmervertreter
Derzeit zahlen Betriebe für Arbeitnehmer über 60 gießkannenartig keinen FLAF-Beitrag, keinen ALV-Beitrag, keinen UV-Beitrag und keinen IESG-Beitrag. Diese Befreiungen verpuffen ohne erkennbaren Beschäftigungseffekt und sollten daher aufgehoben werden, fordern die Arbeitnehmervertreter. Die freiwerdenden finanziellen Mittel (derzeit rund eine Milliarde) sollten dann gezielt für die Förderung der Älterenbeschäftigung zum Einsatz kommen und als Bonus für jene Betriebe verwendet werden, die die branchenbezogenen Zielquoten erreichen, für die Förderung altersgerechter Arbeitsplätze, für Prävention und ähnliches.
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter ist seit 2000 bei den Männern von 58,5 auf 62,4 Jahre, also um 3,9 Jahre, und bei den Frauen von 56,8 auf 60,4, also um 3,6 Jahre, gestiegen. Allein in den letzten 10 Jahren betrug der Anstieg sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen genau 3 Jahre.
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