Viel ökonomischer

Nachbarschaftshilfe: Wie Alleingang Kosten spart

Burgenland
18.07.2025 17:00

Der demografische Wandel stellt ländliche Gemeinden vor große Herausforderungen. Politik und Vereine buhlen mit Geschäftsmodellen um die Gunst der Kommunen und ihrer älter werdenden Bevölkerung. Nickelsdorf setzt Nachbarschaftshilfe weder mit Vereinen noch mit dem Land um, sondern in Eigenregie.

Der 1850-Einwohner-Ort Nickelsdorf im Bezirk Neusiedl am See gehörte zu jenen 26 burgenländischen Gemeinden, die in den vergangenen Jahren mit dem gemeinnützigen Verein „NachbarschaftshilfePlus“ kostenlose soziale Dienste für ältere und bedürftige Bürger leisteten.

Seit vor kurzem bekannt wurde, dass das Land ab 2026 die Förderungen, die es bisher gab, streicht und ab kommenden Herbst mit einem eigenen flächendeckenden Landesmodell durchstarten will –  die „Krone“ berichtete – haben bereits 13 Teilnehmergemeinden aus budgetären Gründen ihren Vertrag mit dem Verein gekündigt. 

Overheadkosten von mehreren tausend Euro
Nickelsdorf tat das schon früher. „So wie jede Gemeinde erhielten auch wir von Seiten des Landes eine Förderung von 9000 bis 10.000 Euro pro Jahr. Die übrigen Kosten an den Verein in der Höhe von 15.000 bis 17.000 Euro per anno mussten wir selbst tragen. Inkludiert waren die Personalkosten für eine Mitarbeiterin, die pro Woche acht Stunden beschäftigt war, sowie die gesamten Overhead-Kosten für die Vereinswebsite, Öffentlichkeitsarbeit, Buchhaltung, Werbung, Drucksorten etc., die allein 7400 Euro betrugen“, erzählt SPÖ-Bürgermeister Gerhard Zapfl.

Kritik am Sparkurs
Als sich jedoch abzeichnete, dass alle Gemeinden sparen müssen, sei klar gewesen, dass man sich diese Summen auf Dauer nicht mehr leisten könne, sagt er. „Die Lebensqualität und das soziale Wohl der Bürger ist uns aber wichtig. Deshalb stiegen wir Ende 2024 aus dem Projekt aus und stellten mit ,Nickelsdorf hilft’ ein eigenes auf die Beine“, so Zapfl.

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Reduktionen im Sozialbereich zu Lasten der älteren Bevölkerung sind mit Sicherheit nicht der geeignete Ansatz, um kommende Herausforderungen bewältigen zu können. Deshalb wird Nickelsdorf weiterhin mit viel Freude eine gangbare Sozialarbeit und Hilfe leisten.

SPÖ-Bürgermeister Gerhard Zapfl

Ein Jahr lang wurde mit einem externen Mitarbeiter alles koordiniert und die Verwaltung effizienter gestaltet. Die Organisation der Dienste hat die Gemeinde selbst inne. Für die Klienten änderte sich dadurch nichts: Alle Services sind weiterhin kostenlos.

In regelmäßigen Abständen finden Nachbarschaftshilfe-Treffen statt.
In regelmäßigen Abständen finden Nachbarschaftshilfe-Treffen statt.(Bild: Gemeinde Nickelsdorf)

Erfolgreiche Umsetzung
Aktuell nehmen sieben Personen mit persönlichen Einschränkungen die gratis Nachbarschaftshilfe in Anspruch. Unterstützt werden sie von zehn Ehrenamtlichen aus dem Ort, die Versorgungsfahrten zum Arzt und zur Apotheke übernehmen, Einkaufsdienste erledigen, die Klienten zu Bank- und Behördenwegen begleiten und Besuchsdienste machen: „Sie sind versichert, erhalten einen Fahrtspesenersatz und können das Stundenausmaß, die Einsatztage und den Umfang ihrer freiwilligen Leistung selbst bestimmen. Wer will, kann das Projekt auch mit einer freiwilligen Spende unterstützen.“

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Im Vorjahr nahmen zwar noch mehr Personen die sozialen Dienste in Anspruch, weil es damals in unserer Gemeinde noch kein Burgenländisches Anrufsammeltaxi gab. Doch für all jene, die persönlich eingeschränkt sind, ist das keine Lösung. Für sie ist ein individueller Begleitdienst vonnöten. Genau diesen bieten wir an.

SPÖ-Bürgermeister Gerhard Zapfl

Der Alleingang der Gemeinde Nickelsdorf in Sachen Nachbarschaftshilfe zahlt sich ökonomisch betrachtet jedenfalls aus. „Nachdem niemand anderer mitschneidet, konnten wir die Ausgaben bereits auf ein Drittel reduzieren und hoffen, dass wir sie noch weiter senken können“, freut sich der Bürgermeister.

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