Nach der Rettung eines Vierjährigen aus dem Wiener Donaukanal, der zuvor stundenlang ohne Aufsicht gewesen sein dürfte, hat die Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) der Stadt Wien nun weitere Schritte eingeleitet. Der siebenjährige Bruder des Buben wurde nach einer Gefährdungsabklärung aus der Familie geholt und in ein Krisenzentrum gebracht. Auch der Vierjährige kommt dann dorthin, wenn er aus dem Spital entlassen wird, sagte Sprecherin Ingrid Pöschmann am Samstag.
Die Familie wird seit zwei Jahren von der MA 11 betreut. Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützte sie aufgrund einer Erkrankung eines Elternteils mit Erziehungsberatung und ambulanter Betreuung. „Die Zusammenarbeit war gut“, betonte Pöschmann. Nach dem Vorfall wurde eine Gefährdungsabklärung eingeleitet und dabei sei man zu dem Entschluss gekommen, den Siebenjährigen aus der Familie zu holen. Für den Vierjährigen sei zudem ein Ausfolgeverbot ausgestellt worden, sagte die Sprecherin. Das heißt, wenn das Kind aus dem Spital entlassen wird, kommt es nicht zurück zu den Eltern, sondern zum Bruder ins Krisenzentrum.
Der Bub ist mittlerweile auf die Normalstation verlegt worden. Er sei ansprechbar und kommuniziere, sagte Pöschmann.
Bauarbeiter als Lebensretter
Wie lange das Kind im Wasser war, ist unklar. Donnerstagmittag entdeckten Passanten das Kind reglos auf Höhe der Augartenbrücke im Wasser treibend. Ein beherzter Bauarbeiter, der sich auf einem Boot in der Nähe befand, rettete den Buben aus dem kalten Wasser und begann sofort mit der Wiederbelebung. „Das ist ein Lebensretter“, zollte Pöschmann dem Mann Respekt. Das Team der Wiener Berufsrettung übernahm das Kind und brachte es ins Spital, wo es sich erstaunlich schnell erholte. Als der Vierjährige gefunden wurde, war er nämlich bereits stark unterkühlt, bewusstlos und hatte aufgehört zu atmen.
Aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse des Kindes stellte sich die Suche der Polizei nach den Eltern als schwierig heraus. Es konnte nur seinen Namen sagen. Das Paar meldete den Buben nämlich erst gegen 21 Uhr bei einer Polizeiinspektion in Wien-Brigittenau als vermisst. Laut Einvernahme des 40-jährigen Vaters brachten die beiden und der Vierjährige den Siebenjährigen in die Schule. Danach trennten sich die Wege des Paares. Die Mutter war dann alleine mit dem jüngeren Kind unterwegs. Die 42-jährige Frau rief dann am Nachmittag den Ehemann an, um zu sagen, dass sie den Vierjährigen nicht mehr finden kann.
Daraufhin starteten die Eltern die Suche, die bei der Neuen Donau, beim Islamischen Zentrum aber auch bei der Friedensbrücke stattfand. Als sie das Kind nicht finden konnten, gingen sie zur Polizei. Dort meinten sie, der Sohn sei erst seit zwei Stunden abgängig. Als die Beamten sagten, der Sohn wurde bereits zu Mittag gefunden, sollen die Eltern gemeint haben, dass sie nach ihrem Kind gesucht hätten und aufgewühlt gewesen seien.
Mutter wurde angezeigt
Die 42-jährige Mutter wurde angezeigt, da der Vierjährige zum Zeitpunkt des Vorfalls in ihrer Obhut stand. Der Vater wird als Zeuge geführt. Die Einvernahme der Frau ist noch ausständig.
Beim Vater soll es sich um einen österreichischen Staatsbürger handeln, der aber ursprünglich aus Saudi-Arabien stammt. Bei der Frau ist die Staatsangehörigkeit ungeklärt, sie ist aber demzufolge in Syrien geboren.
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