„Krone“-Interview

Kerry King: „Habe anderen Vibe als bei Slayer“

Musik
24.07.2025 09:00

Kerry King ist eine markante Erscheinung und eine echte Legende. Als Gitarrist der frühpensionierten Slayer revolutionierte er das Thrash-Metal-Genre. Hier und da spielt er noch mit den alten Helden, unlängst zwei Konzerte in Großbritannien vor rund 55.000 Fans. Nun kommt er solo in die Wiener Simm City – und erzählte uns schon beim letztjährigen Nova Rock, wie es um ihn und sein musikalisches Schaffen bestellt ist.

kmm

„Krone“: Kerry, du hast deine allererste Europa-Show unter deinem eigenen Namen am 3. Juni 2024 im niederländischen Tillburg gespielt – direkt an deinem 60. Geburtstag.
Kerry King:
 Und genau an diesem Ort musste ich früher das einzige Mal in meinem Leben eine Show absagen. Das war mit Slayer und ich war so krank, dass es einfach nicht ging. Wir fuhren damals hin und ich dachte, ich hätte den Kater meines Lebens, dabei war die Party am Vorabend gar nicht wild. Ich habe mich dann übergeben und es wurde nicht besser. Dann habe ich gemerkt, es ist etwas anderes. Auch das ständige Headbangen hat mir nicht gutgetan und mir war irrsinnig schwindlig. Ich habe es bis zum letzten Abdruck versucht, aber es ging einfach nicht. Ich konnte nicht lange genug geradestehen. Zum Glück waren dort zwei Konzerte eingeplant und am zweiten Tag ging es dann.

Mittlerweile hast du schon einige Konzert mit deiner neuen Band in den Knochen. Wie geht es dir damit?
Sehr gut. Die Fans starten nicht nur bei den Slayer-Songs ihre Moshpits, sondern auch bei unseren eigenen. Gerade in Europa sind die Rückmeldungen besser als ich je erträumt hätte. Wir sind eine gute Truppe.

Dein Debütalbum hast du „From Hell I Rise“ getauft. Spricht der Titel auf etwas Tiefergehendes bezüglich deiner Karriere an oder klingt er im Zuge eines Thrash-Metal-Albums schlichtweg cool?
Der gleichnamige Song sollte am letzten Slayer-Album sein, aber das ging sich nicht aus – der Titel war also schon länger da. Ich war nicht ganz zufrieden mit dem Track und habe dann noch einmal daran gefeilt. Er hätte dann am nächsten Slayer-Album landen sollen - das aber nicht passieren wird. Als wir Slayer in die Pension schickten und auch noch die Pandemie ausbrach, war mir klar, ich setze ihn anders ein. Dieser Song und „Idle Hands“ waren dann recht schnell fertig.

Wäre uns die Pandemie nicht passiert, hätten wir deine Solosongs schon früher hören können?
Tatsächlich hätte ich gerne schon 2020 ein paar Songs hergezeigt – dann wurde es eben 2024.

Bei deiner Sammlung an Gitarrenriffs und Songskizzen ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis dein nächstes Album herauskommt …
Drummer Paul Bostaph und ich haben zumindest Demoversionen von zehn weiteren Songs. Es könnte gut sein, dass wir nach diesem Sommer ins Studio gehen, wenn wir noch frisch und aufgeheizt sind. Die Leute werden nicht ewig warten müssen. In meinem Alter sollte man sich bei solchen Projekten nicht allzu viel Zeit lassen. (lacht)

An deine neue Band, die allesamt aus Könnern des Genres besteht, hast du dich mittlerweile gut gewöhnt. Die Chemie scheint auf jeden Fall zu stimmen.
Die ersten paar Shows waren so, wie wenn du den Fisch aus dem Wasser ziehst. Ich habe davor gut viereinhalb Jahre lang kein richtiges Konzert mehr gespielt und in der Zeit auch kein Gitarrenpedal verwendet. Es war schon eine Lernkurve, aber wir haben sie gut gemeistert.

Fühlt sich dein Soloprojekt wie eine zweite Haut an? Und hat sich das Bandgefüge schnell gefunden, weil jeder motiviert war und seinen Part dazu beitragen wollte?
Es war nicht schwierig. Phil Demmel ist seit 2018 aktiv dabei, mit Paul bin ich schon seit jeher befreundet und Mark Osegueda hat sich früh als Sänger ins Spiel gebracht, wir haben schnell die ersten Demos mit ihm aufgenommen. Kyle habe ich bei der letzten Tour mit Hellyeah gefragt, was denn seine Pläne für die Zukunft wären. Falls er Lust hätte, wieder auf Achse zu sein, hätte ich da was für ihn. Ich bin sehr glücklich darüber, dass alle an Bord sind und ich mein A-Team habe, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Gibt es in puncto Songwriting denn so etwas wie Demokratie bei euch?
Ich bin offen für alles, aber ich habe eigentlich genug Songs für das nächste Album beisammen. Wenn Phil mit einem tollen Riff um die Ecke kommt oder Mark eine gute Textzeile hat, dann werden wir vielleicht adaptieren, aber das wird vermutlich erst ab dem dritten Album passieren.

Was sind denn in der Live-Performance die größten Unterschiede zwischen deiner neuen Band und den Erfahrungen, die du jahrzehntelang mit Slayer gemacht hast? Fühlt sich alles ganz anders an?
Alles ist viel kleiner, was ich aber auch schön finde, weil es so frisch wirkt. Paul ist so etwas wie meine Sicherheitsdecke, denn wir teilen uns all die Slayer-Jahre und sind uns vertraut. Ich höre ein Schlagzeug und wenn er loslegt, legen wir alle los. Er gibt die Richtung vor und ich steige ein. So war es auch früher immer. Kyle ist ein unheimlich solider Bassist, den ich furchtbar gerne öfter aus der Publikumsperspektive beobachten würde. Phil ist ein noch besserer Gitarrist als ich anfangs dachte. Er hat 2018 kurzfristig Gary Holt bei Slayer ersetzt und mich total weggeblasen. Hätte mich eine meiner Lieblingsbands, wie etwa Judas Priest, gefragt, ob ich einspringe, hätte ich wahrscheinlich nein gesagt. Wie hätte ich mir in 48 Stunden ein Set draufschaffen sollen? Phil hat das durchgezogen.

Judas Priest werden langsam bereits die Metalversion der Rolling Stones – man kann sich die Band mittlerweile gut vorstellen, wie sie auch als 80-Jährige noch auf der Bühne stehen. Ist das auch für dich als Musiker vorstellbar?
Absolut nicht – aber das heißt nicht, dass es nicht passieren kann. Die Musik, die wir spielen, ist physisch schon wesentlich anstrengender und vor allem Paul am Schlagzeug hat wirklich einen harten Job. Schauen wir mal, was unsere Körper in 15-20 Jahren dazu sagen.

Als sich Slayer 2019 in die Pension verabschiedet haben, war immer klar, dass das nicht für dich gilt, sondern vor allem für Sänger Tom Araya. Was waren deine ersten Schritte nach der damals letzten Slayer-Show? Hast du dich erst einmal zurückgezogen oder sofort an deinem Solomaterial gearbeitet?
Die ersten drei Monate nach Slayer war in den USA erst einmal Football-Saison. Ich bin also nur auf meinem Hintern gesessen und habe Sport geschaut, aber Anfang 2020 habe ich mich an meine Demos gesetzt. Die Pandemie kam dann recht schnell und es wäre leicht gewesen, vor laute Langeweile nur herumzusitzen und sich einen Drink nach den anderen in die Figur zu schütten, aber meine Frau und ich haben sogar weniger getrunken als sonst, weil wir wussten, diese Zeit ist gefährlich, um ungute Routinen aufzubauen. Ich habe also viel an Musik gearbeitet und so war „Trophies Of The Tyrant“ eines der frühen fertigen Lieder. Die Grundzüge von „Two Fists“ und „Shrapnel“ standen auch gleich. „Two Fists“ ist stark von 80er-Jahre-US-Punk beeinflusst - deshalb ist es auch einer der schnellsten Songs am Album.

Du hattest sicher auch genug Ideen und Einfälle in puncto Religion, Politik oder Tagesgeschehen, die sich auf diesem Album Bahn brechen wollten und mussten.
Was die Pandemie für mich und wahrscheinlich die ganze Welt gemacht hat: Es war genug Zeit, um Serien und Shows zu bingewatchen, die man sonst nicht einmal mit der Zange angegriffen hätte. Dann bist du ins Bett, irgendwann aufgewacht und hast in den Morgennachrichten den nächsten Bullshit gesehen, der sich auf der Welt ereignet hat. Meine politischen Meinungen sind dieses Mal weniger vage, weil ich mich auf so viel Bullshit konzentrieren konnte. Ich wusste über Politik noch nie so gut Bescheid wie nach Corona – es gibt also eine niemals versiegende Quelle an Inspirationen für Lieder. Amerika ist so ein verrücktes, komplett zerrüttetes Land – hier sind alle verrückt und das gibt mir viel Material.

Kerry King (Mitte) mit seinen Mitstreitern Kyle Sanders, Phil Demmel, Mark Osegueda und Paul ...
Kerry King (Mitte) mit seinen Mitstreitern Kyle Sanders, Phil Demmel, Mark Osegueda und Paul Bostaph (v.l.).(Bild: Jim Louvau)

Die ganze Welt scheint immer verrückter zu werden. Ein guter Freund von mir hat einen kausalen Zusammenhang mit dem Ende von Slayer und dem schleichenden Untergang der Welt hergestellt. Seit es Slayer nicht mehr gibt, kam die Pandemie, der Angriffskrieg auf die Ukraine, der Krieg zwischen Israel und Palästina und die Inflation ist auch nicht mehr aufzuhalten.
Du bist natürlich nicht der Erste, der mich darauf aufmerksam macht. Wir waschen unsere Hände aber in Unschuld.

Wut ist nicht die schlechteste Emotion, um harte Metalsongs zu schreiben. Siehst du das auch so?
Ich kann sehr gut wütende Songs schreiben, ohne selbst wütend zu sein. In Kalifornien muss man alles mit dem Auto fahren und wenn ich wieder mal zwischen Las Vegas und Südkalifornien herumfahre, ist mir so fad, dass ich Text- oder Melodieideen währenddessen in mein Handy spreche. Ich kann fast aus jeder Situation in meinem Alltag etwas Kreatives herausziehen, es ist nur die Frage, ob ich Ideen im Moment schnell genug festhalten kann.

Kannst du dich noch mit all den Songs selbst identifizieren, die du über die letzten 40 Jahre geschrieben hast? Findest du dich noch überall darin?
Ich höre mir nicht viel von dem alten Zeug an, außer ich überlege mir, etwas davon in eine Live-Setlist einzubauen. Manchmal habe ich schon vergessen, was ich den letzten Jahrzehnten alles passiert ist. Dann suche ich mir die Tracklists raus und habe Momente der Erleuchtung. Ich mache mir natürlich immer Gedanken darüber, ob wir dies oder das in den wenigen Slayer-Spezialshows einbauen können, die wir hier und da spielen. Ich würde sagen, zu 85 bis 90 Prozent ist mein heutiges Ich auch in meinen alten Songs zu finden. Selten, aber doch, denke ich mir: „Was zur Hölle sollte das eigentlich?“

Als dein erstes Soloalbum präsentiert wurde, wurden auch die ersten drei Slayer-Shows in den USA 2024 angekündigt. Das kann unmöglich so beabsichtigt gewesen sein?
Das Timing war wirklich bizarr. Ich habe meiner Band davon gar nichts erzählt, weil es für mich kein Thema war. Dann gingen die Shows raus und Phil fragte mich, ob das wahr sei und was das für uns bedeuten würde. Ich habe es nicht absichtlich verschwiegen, es erschien mir einfach nicht als wichtig – ich habe mich dafür bei den Jungs entschuldigt. Ich habe den Ball bewusst flach gehalten, denn je mehr Menschen davon wissen, umso größer ist die Chance, dass das Geheimnis aufgedeckt worden wäre. Aber keine Sorge: Slayer nehmen kein Album auf, Slayer gehen nicht auf Tour.

Es ist doch immer möglich, dass euch die eine oder andere Single auskommt oder die Distanz und das seltene Aufeinandertreffen doch für Slayer-Songs sorgen könnte …
Was ich weiß, ist, dass ich nichts weiß und im Leben nichts in Stein gemeißelt ist, aber wir drehen so gut wie jedes Angebot, das wir bekommen, ab. Ich habe auch die drei Shows in Kalifornien lange abgedreht, weil es so wirkte, als hätten wir fünf Jahre ohne Tour mit neuen Konzerten gefeiert – das hätte einen falschen Eindruck abgegeben. Wenn etwas Sinn macht, dann sagen wir für ein paar Konzerte zu. Damit hat es sich aber auch.

Ist es nicht sonderbar, neben der eigenen Band plötzlich wieder mit der „alten Familie“ die Bühne zu teilen?
Die Leute wollen Slayer sehen, das ist mir bewusst. Alles, was dir im Leben genommen wird, vermisst du. So ist es auch mit Bands und mit Musik, das ist ganz normal. Ich brauche die Shows persönlich nicht zwingend. Ich bin da sehr unentschlossen, was das anbelangt. Wir spielen ein paar schöne Konzerte und legen eine Palette neuer T-Shirts auf. Das ist es für mich – nicht mehr, nicht weniger.

Es gibt seit jeher immer wieder Gerüchte, dass Tom Araya und du sich so wenig riechen können, dass es schon allein deshalb gar nicht mehr möglich wäre, mehr Slayer-Shows zu spielen.
Auf diese Meldungen achte ich nicht. Ich lese mir keine Online-Meldungen durch und sammle nur die Magazine, wo ich oder wir als Slayer am Cover sind - als Erinnerung. Mir ist natürlich bewusst, dass die Marke Slayer auch positiv auf das Projekt Kerry King ausstrahlt und das schätze ich sehr.

Brennt mit diesem Projekt eine ganz neue Flamme in dir?
Es macht einfach riesengroßen Spaß. Slayer ist Business, Kerry King ist pure Freude. Es ist so, als hätte eine Bande Teenager gerade was für sich entdeckt, mit der Ausnahme, dass wir eben in unseren 50ern und 60ern sind. Aber die Musik gibt dir die Chance, immer ein Kind zu bleiben und diese Ungezwungenheit fühlen zu können. Der Vibe ist ganz anders, alle freuen sich, ein Teil davon zu sein. Und die Leute freuen sich schon auf das nächste Album.

Michael Poulsen von Volbeat spielt in seinem Death-Metal-Nebenprojekt Asinhell Gitarre und lässt die Musik aufleben, mit der er aufgewachsen ist. Man kann natürlich keinen direkten Vergleich ziehen, aber fühlt es sich bei dir ähnlich an?
Durchaus. Wir haben das erste Album übrigens in nur zwei Wochen eingespielt und aufgenommen. Ich musste eine Zeit lang meinen Mund halten und durfte nicht sagen, wer mich auf diesem Weg begleiten würde und mit wem ich zusammenspielen würde. Ich kann es aus heutiger Sicht kaum glauben, dass dieses Geheimnis wirklich so lange hielt. Ich habe mich bei allen per WhatsApp für die Solidarität bedankt. Wir wollten es so haben und so ist es passiert.

Wie geht es dir eigentlich mit der neuen Welt der Musik? Alben werden weniger wert, es geht um Streamingzahlen und Playlists. Im Metal vielleicht noch etwas weniger als sonst, aber fürchtest du dich allgemein für einer Zukunft als Musiker und Kreativschaffender?
Es ist wirklich sehr unglücklich gelaufen, dass Musiker für ihre Arbeit so wenig bezahlt bekommen und alle anderen die größeren Stücke vom Kuchen naschen. Heute geht es um Konzerte und den Merchandise-Verkauf, für junge Künstler und Nachwuchsbands ist das tödlich. Der Karren ist aber verfahren und nicht mehr aus dem Dreck zu ziehen. Ich versuche mich so wenig wie möglich über Dinge zu ärgern, wo ich überhaupt keinen Einfluss nehmen kann – die Mechanismen des modernen Musikbusiness gehören da dazu.

Hast du Angst, dass dir die künstliche Intelligenz über kurz oder lang die Schneid abkaufen wird?
Es würde mich nicht überraschen. Ich habe mehr als 40 Jahre Karriere in meinen Adern fließen und für mich wäre es nicht so schwierig, mich davon abzustoßen und andere Wege einzuschlagen. Die KI lernt sekündlich dazu und wir alle können nicht abschätzen, wohin das führen wird. Wir werden es aber ohnehin sehen – ob wir wollen, oder nicht.

Was macht dich rückblickend auf deine Karriere am meisten stolz?
Das sind – denke ich – zwei Dinge. Das Vermächtnis von Slayer ist wohl ziemlich einzigartig – darauf bin ich wirklich sehr stolz. Beim Kerry-King-Projekt bin ich vor allem stolz auf die Konzerte. Ich habe im ersten Jahr mit meinem Team bis in den Herbst hinein Konzerte gebucht und die Venues haben mich aufgenommen, ohne eine Note meiner neuen Musik gehört zu haben. Das hat mich echt sprachlos gemacht und bedeutet, über all die Jahrzehnte habe ich viele Dinge richtig gemacht, dass mir die Menschen so vertrauen, dass sie wissen, was auch immer kommt, es wird nicht schlecht sein. Dann haben wir die Konzerte gespielt und die Fans lieben die Musik. Die ganze harte Arbeit hat sich mehr als ausgezahlt.

Anfangs startet man immer ohne Druck in etwas Neues - doch ab jetzt erwarten sich die Leute bestimmte Dinge, wenn sie unter Kerry King veröffentlicht werden. Spürst du diese Erwartungshaltung?
Die Leute wissen in etwa, wie ich klinge und ich weiß, wie das nächste Album klingen wird. Insofern bin ich dementsprechend entspannt und mir sicher, dass es gut ankommen wird.

In puncto Slayer wird es immer wieder Jubiläen und Möglichkeiten von einzelnen Shows geben. In dieser Tonart werdet ihr damit weitermachen?
Die Leute sollen sich nicht erwarten, dass wir jedes Jahr irgendwo aufkreuzen und ein paar Konzerte spielen. Wenn es passt, dann passt es. Wenn nicht, dann nicht. Es gibt schon so viele Menschen, die ihre Meinung dazu haben, mich und die anderen zu jeder sich bietenden Gelegenheit dazu befragen. Mir ist auch bewusst, warum dem so ist, aber wir lassen absolut alles offen. „Reign In Blood“ hätte 2026 sein 40-jähriges Jubiläum, aber auch da war nie ein Thema, es komplett zu spielen. Warum auch? Das haben wir schon viele Male getan. Wenn wir wo spielen, dann muss es einen guten Grund geben und das ist nicht das Geld allein – das ist nicht signifikant genug.

Gibt es aus deiner Vergangenheit neben „Reign In Blood“ eigentlich noch weitere Alben, die du aus unterschiedlichen Gründen nie wieder zur Gänze aufführen möchtest?
Eigentlich gilt das für alle Alben. Fans lieben das und in der Theorie klingt es cool, aber ich persönlich war nie begeistert davon. Ich liebe die alten Songs und spiele sehr gerne, aber es bleibt dabei: Wir werden dieses Thema nicht mehr ausreizen.

Hast du eigentlich noch viel Kontakt mit deinen alten Kumpanen von Slayer oder hält sich das – abseits von Paul, deinem Schlagzeuger - stark in Grenzen?
Mit Gary Holt bin ich hie und da in schriftlichem Kontakt. Mit Tom beschränkt sich der Kontakt zumeist auf die Vorbereitungen einzelner Shows. Drei bis vier Tage sollten wir proben, dazu noch zwei bis drei Tage für die Pyro-Effekte einkalkulieren. Bei uns wird bekanntlich sehr viel abgefeuert, da muss jeder Schritt sitzen.

Ist es eigentlich heute viel härter Musiker und Rockstar zu sein in dem Wissen, dass jeder mit einer Tastatur ungefiltert seine Meinung zu allem abgeben kann und dabei auch gehört und gelesen wird? Macht dir das die Arbeit im Generellen schwerer?
Das kann Leuten sicher den Wind aus den Segeln nehmen, aber wie gesagt: Ich kümmere mich so gut wie gar nicht darum. Ich habe keine eigene Social-Media-Plattform und spare mir das – so kann mir das alles erst gar nicht unter die Haut gehen. Ich mache mein Ding und gehe unbeirrbar weiter, so habe ich das immer gemacht. Wenn man mir etwas unter die Nase hält und sagt, ich soll es mir durchlesen, dann werde ich das tun und meine Meinung dazu kundtun. Was Kerry King als Projekt betrifft: 90 Prozent der Kommentare scheinen positiv zu sein – auch was die Konzerte betrifft. Mehr muss ich nicht wissen.

Gibt es noch Träume, die du dir als Musiker unbedingt erfüllen möchtest?
Ich mache die Dinge aus Liebe zur Musik und habe keine Verpflichtung mehr. Ich könnte auch in Ruhe daheimsitzen, die Zeit mit meiner Frau verbringen und mir Footballspiele anschauen, aber ich liebe Musik und ich liebe die Bühne. Ich bin seit mehr als 40 Jahren in diesem Geschäft und viele Menschen mögen noch immer, was ich mache. Das erfüllt mich mehr als ausreichend.

Gab es in deiner Karriere auch mal Momente des Zweifels und der Unsicherheit? Oder Momente, wo du so wenig Lust auf alles hattest, dass du schon den Hut draufhauen wolltest?
In den 90er-Jahren war es schwierig, aber das lag nicht am im Heavy-Metal-Segment so verpönten Grunge – ich liebe Grunge! Als Bands wie Limp Bizkit aus dem Boden sprossen und der harte Sound sehr abgedreht wurde, habe ich nicht viel geschrieben. Die Motivation war wie weggeblasen und das hört man dem Slayer-Album „Diabolus In Musica“ aus 1998 deutlich an. Ich bin nicht sehr stolz auf dieses Album, es ist viel Müll drauf, aber egal, so war es und dazu stehe ich. Drei Jahre später spielten wir „God Hates Us All“ ein und das war für Slayer wie eine Wiedergeburt. Es war die Unterlage für die kommenden 20 Jahre und zeigte uns wieder so frisch und energiegeladen wie bis Mitte der 90er-Jahre. Ich hatte meine fünf Jahre Tiefe, aber fand auch wieder raus – das ist am Ende alles, was zählt.

Live in der Simm City
Nach dem gefeierten Nova-Rock-Auftritt 2024 kommt Kerry King mit seiner Band nun zum ersten Mal für eine Club-Show nach Österreich. Am 30. Juli spielt er in der Wiener Simm City und hat neben Solomaterial auch so einige Slayer-Hits im Gepäck. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten für das sommerliche Thrash-Metal-Highlight.

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