Weiße Kleidung, unschuldiger Blick – so betrat ein 14-Jähriger am Montag den Gerichtssaal im Wiener Landl. Doch was dem Jugendlichen zur Last gelegt wird, hat es in sich: schwerer Raub! Was noch mehr erstaunt als die Anklage selbst ist das Motiv des Wieners ...
Der angeklagte Vorfall ereignete sich kurz vor Silvester im Wiener Stadtteil Aspern. Am 28. Dezember wollten der Bursche und ein erst zwölfjähriger Freund – er war am Montag als Zeuge geladen – sich offenbar für einen gemeinsamen Bekannten rächen, der auf einem Video von mehreren Burschen verprügelt worden sein soll.
In Wohnhausanlage gelockt
Doch statt zur Polizei zu gehen, lockte das Duo die mutmaßlichen Angreifer Ende Dezember in eine abgelegene Wohnhausanlage und stellte die drei zur Rede – mit einem Messer in der Hand!
„Über 16 Zentimeter lang war die Klinge“, heißt es im Prozess. Die eingeschüchterten Burschen – unter ihnen ein ebenfalls erst Zwölfjähriger – mussten eine Jacke und eine Haube herausrücken. Anschließend verschwanden die beiden Möchtegern-Rächer.
Gestohlene Kleidung zurückgebracht
Was allerdings danach geschah, wirkt beinahe absurd: Die beiden Burschen erhielten einen Anruf der Polizei – und brachten die gestohlene Kleidung tatsächlich wieder zurück.
Im Prozess am Montag zeigte sich der 14-jährige Angeklagte geständig und reumütig. „Es tut mir wirklich leid“, entgegnet er der Richterin. „Ich wollte ihnen nur eine Lektion erteilen.“ Das Messer habe er angeblich vor der Tat in einem Park gefunden.
Die Gerichtsverhandlung selbst gestaltete sich mühsam. Die drei Opfer sowie der Mitläufer des 14-Jährigen waren als Zeugen geladen – machten zum Teil einen kindischen Eindruck, gaben Antworten im lockeren Jugendslang.
Angeklagter und Opfer waren befreundet
Entsetzt zeigten sich auch Richterin und Staatsanwältin über den mangelnden Ernst. Schnell klar wird auch: Der Angeklagte ist mit einem der Opfer sogar befreundet. „Wir waren früher befreundet. Sind es wieder. Wir haben uns wieder vertragen, er hat sich entschuldigt“, so der gleichaltrige Zeuge gegenüber der Richterin.
Mein Mandant war von Beginn an geständig. Er kommt aus einem absolut stabilen, familiären Umfeld und möchte bald eine Lehre beginnen.
Verteidiger Roland Friiis
Dass dem angeklagten Wiener eine Strafe droht, dürfte jedoch keinem der Jugendlichen tatsächlich bewusst sein. Verteidiger Roland Friis ist sich allerdings sicher: „Mein Mandant war von Beginn an geständig. Er kommt aus einem absolut stabilen, familiären Umfeld und möchte bald eine Lehre beginnen.“
Anfang August könne er mit seiner Ausbildung starten, ersuchte der Verteidiger im Hinblick darauf um ein mildes Urteil. Am Ende wurde der 14-Jährige zu sechs Monaten bedingt verurteilt.
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