Nachdem eine Haftrichterin in Niederösterreich bei der U-Haftprüfung von einem Insassen mit dessen Fäkalien überschüttet worden ist, keimt die Diskussion um die Zustände und die Sicherheit in Österreichs Justizanstalten neu auf. Das Ministerium beruhigt.
„Seit dem Vorfall war ich nicht mehr dort. Aber ich würde diese Türe nie wieder aufmachen“, sagt jene Richterin aus Niederösterreich, die bei einer Haftprüfung Opfer einer ekelerregenden Attacke geworden ist. Wie die „Krone“ berichtete, schüttete ihr ein aufgebrachter Insasse, der in der Absonderungszelle wütete, eine Fäkalienmischung ins Gesicht. Sie stand dabei in einer Art Vorraum, etwa 1,5 Meter von den Gitterstäben entfernt.
„Er war splitternackt und klagte über Hodenschmerzen“, berichtete die geschockte Frau als Zeugin im Prozess gegen den 15-fach vorbestraften Intensivtäter im Wiener Landl.
Von drinnen hörte ich ein unbeschreibliches Toben und Schreie. Ich habe so etwas noch nie erlebt.
Die Richterin als Zeugin
Der Fall bewegt, insbesondere weil die Justiz-Bedienstete ernsthaft von einer Ansteckung mit einer schweren Krankheit bedroht war. Im Prozess wurde rasch klar, dass sie das Erlebte noch nicht verarbeitet hat. „Ich war perplex, habe die Türe zugeschmissen und noch laut gerufen, dass die Untersuchungshaft verhängt ist“, erinnert sie sich. „Von drinnen hörte ich ein unbeschreibliches Toben und Schreie. Ich habe so etwas noch nie erlebt.“
Im Justizministerium ist man der Meinung, dass der Mitarbeiterin bestmöglich geholfen wurde: „Sie wurde unmittelbar in der Ordination der Justizanstalt erstversorgt. Hier wurde ihr auch Ersatzkleidung zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde ihr auch die Möglichkeit unterbreitet, mit den Fachdiensten zu sprechen, um den Vorfall in professionellem Rahmen thematisieren zu können“, sagte eine Sprecherin zur „Krone“.
Richterin in Insassenkleidung ins Spital
Dass die von oben bis unten mit dem Kot-Gemisch überschüttete Richterin Ersatzkleidung bekommen hat, berichtet sie auch als Zeugin im Prozess gegen den Intensivtäter. Konkret war es Häftlingskleidung, gegen die sie ihre Bluse und den Poncho tauschte. „Ich bin in Insassenkleidung ins Spital“, erinnert sie sich mit brechender Stimme.
Wilde Schilderungen, doch aus dem Ministerium heißt es sehr allgemein gehalten: „Erkenntnisse aus sicherheitsrelevanten Vorfällen, die bundesweite Relevanz haben, werden im Rahmen von Sicherheitsbesprechungen noch einmal breit analysiert und diskutiert. Das trägt maßgeblich zur Prävention solcher Vorfälle und damit zur Sicherheit in den Justizanstalten bei.“
Die Generaldirektion für Straf- und Maßnahmenvollzug habe den Vorfall genau geprüft und Maßnahmen veranlasst. Welche diese sind, bleibt auf „Krone“-Anfrage unbeantwortet.
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