Wien bemüht sich mit vielen Angeboten um Hilfe bei – in der Stadt zunehmenden – psychischen Problemen. Oft kommt die Hilfe aber deshalb nicht an, weil sich Betroffene schämen. Dagegen machen Volkshilfe und Wiens Psychosoziale Dienste nun mobil.
Befragungen zeigen: Psychische Probleme nehmen auch in Wien zu, vor allem bei jüngeren Menschen und solchen in finanziellen Notlagen. Hilfe gibt es – von der 24h-Hotline des sozialpsychiatrischen Notdiensts (0131330) bis zu zwei neuen Einrichtungen der Volkshilfe Wien: einem Verbund aus zwölf Garçonnièren für Menschen mit psychischen Problemen und der Ausbildungsstätte Jobtrain, wo etwa unter Autismus leidende junge Menschen speziell auf sie zugeschnittene Berufswege beschreiten können.
Doppeltes gesellschaftliches Stigma
Das Problem: Die angebotene Hilfe wird oft nur zögerlich angenommen – aus Scham. Zum Teufelskreis wird das, wenn Armut dazukommt, und damit ein doppeltes gesellschaftliches Stigma. Dabei ist gerade dann Handlungsbedarf gegeben: So leiden etwa drei Prozent der Menschen mit hohem Einkommen unter Depressionen – aber 18,5 Prozent der Menschen mit niedrigem Einkommen. Für das Durchbrechen des Schweigens kämpft die Volkshilfe Wien nun gemeinsam mit den Psychosozialen Diensten (PSD) im Zuge der „European Mental Health Week“. „Wie geht‘s Dir“, fragt die entsprechende Kampagne und fordert: „Darüber reden wir.“
„Man stelle sich vor, wir würden uns für eine Grippe schämen – absurd, oder? Genauso absurd ist es, sich für Depressionen, Ängste oder andere psychische Herausforderungen zu schämen“, unterstreicht Wiens Volkshilfe-Präsident Michael Häupl. Und auch Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely macht klar: „Eine Krankheit ist eine Krankheit – und aus.“ Ob körperlich oder psychisch: Reden über Beschwerden sei der erste Schritt zu Hilfe und damit Besserung.
Nur zwei von unzähligen Angeboten
Beispielhaft für die Vielfalt der Angebote, mit denen in der Stadt geholfen wird, sind die zwei gerade eröffneten Einrichtungen der Volkshilfe: Die zwölf Kleinwohnungen ermöglichen Menschen, vorwiegend mit psychischen Erkrankungen durch begleitende Betreuung ein Leben in größtmöglicher Selbstständigkeit, was wiederum positiv auf die Befindlichkeit wirkt und damit allenfalls weit teurere und belastendere Aufenthalte in Kliniken vermeidet.
Die Ausbildungsstätte „Jobtrain“ wiederum wendet sich an Menschen zwischen 15 und 25 und verbindet in einem ganzheitlichen Zugang Training, Coaching, Wissensvermittlung und Sport, ausgerichtet auf passende Berufsfelder, von Handwerk bis zur IT-Branche. Vor allem aber geht es darum, nötige Hilfe früh in Anspruch zu nehmen. Auch der PSD räumt ein, dass es nicht einfach sei, über die Angebote den Überblick zu behalten und fordert deshalb auf, sich unter 0131330 zu melden – und darüber zu reden.
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