Zehn Millionen Euro hat das Land zuletzt für Schulassistenz bereitgestellt. Jetzt wird Personal eingespart, obwohl Schulassistenten einen wichtigen Beitrag für die Chancengleichheit und Inklusion behinderter Kinder leisten.
Manuela Fischer aus Andau im Bezirk Neusiedl am See ist stinksauer. Ihre 15-jährige Tochter Mara ist Asperger-Autistin und besucht die Sonderschule in Frauenkirchen, wo körperlich, geistig und physisch beeinträchtigte Kinder von Schulassistenten betreut werden. Sie begleiten diese auf dem Weg zur Schule, helfen beim An- und Auskleiden, bei Toilettengängen und dem Essen, betreuen in der Pause und unterstützen auch pädagogisch und sozial, indem sie Aufgaben erklären und die Kommunikation und Gruppenaktivitäten mit Mitschülern fördern.
Keine Nachmittagsbetreuung mehr
„Vor zwei Jahren erhielten wir Eltern ein Schreiben, in dem stand, dass nicht mehr ,Rettet das Kind‘ das Personal verwalten werde, sondern das Land. Außerdem wurde versichert, dass sich die Situation bessern werde, weil mehr Schulassistenten eingesetzt werden könnten. Leider ist das Gegenteil der Fall.
Die Stunden werden jedes Jahr gekürzt, für kommendes Schuljahr sogar so drastisch, dass es in vier von sieben Sonderschulen – nämlich Frauenkirchen, Eisenstadt, Mattersburg und Oberwart – keine Nachmittagsbetreuung mehr geben wird. Das ist eine Katastrophe für die Kinder und die Angehörigen“, schäumt Fischer, die an der Schule ihrer Tochter auch Obfrau des Elternvereins ist.
Petition gegen Diskriminierung
Mit der Einsparung lasse man nicht nur betroffene Kinder und deren Eltern im Stich und nehme 42 von insgesamt 380 Schulassistenten den Job, sondern sorge auch dafür, dass das Lehrpersonal noch mehr an seine Grenzen stoße: „Es ist ein Witz, dass auf Steuerkosten insolvente Sektkellereien und Thermen gerettet werden, aber für die Betreuung unserer Kinder kein Geld vorhanden ist! Und überhaupt frage ich mich, warum dann noch bis einschließlich August neue Schulassistenten vom Land ausgebildet werden, wenn man ohnehin schon weiß, dass sie keinen Job kriegen?
Um den Bestand der Schulassistenten für das Schuljahr 2025/26 zu sichern, hat Fischer jedenfalls vor Kurzem die Online-Petition „Burgenlands vergessene Kinder“ gestartet und bereits binnen sechs Tagen das Quorum von 2300 Stimmen erreicht. Damit will sie nun Druck auf die politischen Entscheidungsträger ausüben.
Wir Eltern müssen jährlich einen Antrag stellen sowie eine gültige ärztliche Diagnose vorlegen, die bestätigt, dass unsere Kinder nach wie vor eine Schulassistenz benötigen. Allein das ist schwachsinnig, weil es gegen Behinderungen keine Wunderpille gibt und kleine Fortschritte meist nur durch langwierige Therapien erzielt werden können, die wir Eltern selbst finanzieren müssen.
Manuela Fischer, betroffene Mutter und Obfrau des Elternvereins an der Sonderschule Frauenkirchen
Denn das Argument, dass es „keinen Rechtsanspruch“ auf Schulassistenten gibt, sei dürftig. Schließlich fordere das Österreichische Kinderverfassungsgesetz, Artikel 6, dass „die Gleichbehandlung von behinderten und nicht behinderten Kindern in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten ist.“
So reagiert der Landesrat
Und was sagt der zuständige Sozial- und Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) zu der harschen Kritik? „Schulassistenten haben bei uns eine österreichweite Sonderstellung. Sie sind bei der Sozialen Dienste Burgenland GmbH. (einer Tochter der Landesholding, Anm.) angestellt und profitieren zudem vom burgenländischen Mindestlohn.“
Und weiter: „Ab kommendem Schuljahr können wir durch die zentrale Bereitstellung der Stunden über den Sozialbereich und die bedarfsgerechte Verteilung durch die Bildungsdirektion verschiedene Unterstützungsmaßnahmen aufeinander abstimmen – von klassischer Schulassistenz über Stützlehrkräfte bis hin zu psychosozialen Angeboten. Das bedeutet weniger Bürokratie und mehr direkte Hilfe für die Kinder.“
Jenen Beschäftigten, die von der Umstellung betroffen sind, biete man aktiv Unterstützung bei der beruflichen Umorientierung im Pflege- und Betreuungsbereich an.
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