Dröhnende Motoren, quietschende Reifen. Österreichs Panoramastraßen werden immer öfters als Rennstrecken missbraucht. Um festzustellen, wie laut es wirklich ist, hat die „Krone“ Lärmmessungen im Glocknergebiet durchgeführt und setzt mit der Kampagne „Ich bremse auch für Murmeltiere“ ein Zeichen für mehr Achtsamkeit in den Bergen.
Sie sind die Stars: Murmeltiere, gemütlich, wachsam, neugierig – und ein Symbol der Berge. Doch wo einst nur das Pfeifen der Mankei zu hören war, dröhnen heute Sportwagenmotoren und röhren getunte Motorräder.
Maggie Entenfellner und Diana Zwickl von der „Krone“-Tierecke sowie die „Bergkrone“ haben daher Lärmmessungen entlang der Großglockner Hochalpenstraße (Grohag) durchgeführt. Und das Ergebnis gibt zu denken: Während in den frühen Morgenstunden angenehme 40 Dezibel gemessen wurden – vergleichbar mit Vogelgezwitscher – steigen die Werte tagsüber, an den Wochenenden und Schönwetter auf 60 bis 80 Dezibel an, verursacht durch den Ausflugsverkehr.
Doch das Problem sind keinesfalls normale Autofahrer oder Ausflugsgäste, sondern einzelne Sportwagen- und Motorradfahrer, die die Panoramastraßen mit Rennstrecken verwechseln.
Vor allem nach Kurven beschleunigen einige rücksichtslos, lassen Motoren aufheulen – und sorgen so für Lärmspitzen von fast 100 Dezibel. Ein Wert, der bereits als gesundheitsschädlich gilt und das, was man eigentlich in den Bergen sucht – Ruhe und Naturerlebnis – massiv stört.
Die Verlierer bei viel Lärm: Wildtiere und Menschen
Die Folgen dieser Lärmexzesse betreffen nicht nur Erholungssuchende, sondern vor allem die Tierwelt. Tierschützerin Martina Gebert, die sich seit Jahren für den Schutz der Murmeltiere am Großglockner einsetzt, weiß: „Wenn es richtig laut ist, ziehen sich die Murmeltiere sogar in ihre Baue zurück. Die ständige Störung stresst die Tiere – und sie verlieren so die Scheu vor der Straße, weil sie täglich mit ihr konfrontiert sind. Das endet dann oft tödlich.“
Allein heuer wurden allein auf den drei Kilometern zwischen Glocknerhaus und der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe sechs (!) Murmeltiere überfahren – darunter glücklicherweise kein Muttertier. Diese Zahl zeigt, wie sehr der Lebensraum der Tiere durch Verkehr und Lärm zerschnitten wird. Denn Murmeltiere geben ihre Reviere über Generationen weiter. Ein Männchen, das täglich durch die stark befahrene Galerie läuft, um sein Revier zu markieren, ist für Martina ein tragisches Symbol: „Dieses Tier überquert jeden Tag eine Straße, auf der Rennmotorräder aufdrehen.“
Auch die Jäger stört Raserei auf Bergstraßen
Nicht nur Tierschützer, auch Jäger, wie den Obmann der Kärntner Aufsichtsjäger Bernhard Wadl, ein pensionierter Polizist, schlagen Alarm: „Die Raserei auf Österreichs Panoramastraßen führt auch alljährlich zu tödlichen Verkehrsunfällen.“ Alleine die letzte Schwerpunktaktion der Polizei auf Kärntner Seite brachte 340 Anzeigen und Strafmandate in zwei Tagen.
Bernhard unterstützt daher die „Krone“-Kampagne aus Überzeugung und empfiehlt seinen Weidkameraden, es ihm gleichzutun: „Achtsamkeit in der Natur und Bergwelt bedeutet auch, Rücksicht auf unsere Wildtiere zu nehmen.“
Mehr als ein Schutzschild für Murmeltiere
Die Kampagne der „Kronen Zeitung“ ist daher viel mehr als ein Schutzschild für Murmeltiere – sie ist ein Aufruf an unser Gewissen. Denn wer die Berge liebt, lässt den Motor leiser werden und sich von der Natur beeindrucken.
Machen Sie mit – und helfen Sie mit dem Aufkleber, mehr Achtsamkeit in unsere Bergwelt zu bringen. Denn: „Ich bremse auch für Murmeltiere.“
Aufkleber können kostenfrei unter tierecke@kronenzeitung.at bestellt werden.
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