Fast 30 Prozent mehr Drogennotfälle sind 2024 in Wien bei unter 18-Jährigen angefallen. Insgesamt stieg die Zahl der Rettungseinsätze wegen einer Rauschgiftüberdosis um rund 15 Prozent im Vorjahresvergleich. Das zeigen Daten für den Rettungsdienst in der Bundeshauptstadt von der zuständigen Magistratsabteilung 70 (MA 70). Vor allem bei jungen Patienten gebe es „eine stetige Zunahme“, so Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung.
Über die vergangenen Jahre sei eine kontinuierliche Steigerung erkennbar, hieß es. Konkret stiegen die Zahlen bei Patienten unter 18 Jahren von 231 auf 297, bei Erwachsenen von 2224 auf 2512 und bei Personen mit unbekanntem Alter von 506 auf 597 Einsätze im vergangenen Jahr an. Bei Erwachsenen liegt die Zunahme damit knapp unter, bei Patienten ohne Altersnachweis knapp über dem Gesamttrend in diesem Bereich. Bei den medikamentös bedingten Intoxikationen gab es mit in Summe 2831 Ausrückungen ein Plus um mehr als vier Prozent, jedoch mit einem Rückgang bei den unter 18-Jährigen um mehr als siebeneinhalb Prozent.
Mischintoxikationen „traurige Realität“
Während hier vor allem Anwendungsfehler, aber auch Einnahmen in suizidaler Absicht das Gros der Einsätze ausmachen, seien im Rauschgiftbereich „vor allem Opiate ein Thema, auch in Kombination mit Partydrogen wie Liquid Ecstasy“, so Krammel, insbesondere bei jungen Patienten. Doch auch andere Formen von Mischintoxikationen gehörten mittlerweile „zur oft leider traurigen Realität im Rettungsdienst“, so der Notfallmediziner. Häufig drohe Lebensgefahr.
Laien rät Krammel daher bei entsprechendem Verdacht im eigenen Kreis zum sofortigen Notruf über 144. „Ein Mitarbeiter in der Leitstelle bleibt dann am Telefon und sagt, was man individuell zu tun hat, bis die Kollegen eintreffen“, so Krammel. Gängige Symptome seien oft Bewusstseinstrübung oder -verlust sowie Atemprobleme.
Drogenkoordinator: Rufen der Rettung „grundsätzlich positiv“
Der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, sagte zu der Einsatzstatistik, das Rufen der Rettung bei solchen Notfällen sei „grundsätzlich sehr positiv zu bewerten“. Die Daten ließen jedoch keine Rückschlüsse auf die Anzahl der Konsumierenden sowie eine Aussage darüber zu, ob es sich um gemeldete Wiener handelt. Oft sei der Wohnsitz nicht bekannt, „was die Interpretation der Zahlen erschwert“, wie Lochner meinte.
Teils fehle es Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Risikobewusstsein. Auch die psychosozialen Herausforderungen seien insgesamt mehr geworden. „Zudem zeigen Analysen, dass die Substanzen immer potenter werden.“
Während sich der Konsum selbst in Wien laut Lochner auf eher stabilem Niveau bewegt, seien dagegen riskantere Konsummuster – auch im Bereich rezeptpflichtiger Medikamente – und stärkere Substanzen ein wachsender Trend. Er nannte hier Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine – Beruhigungsmittel, die vor allem unter Jugendlichen gerne mit anderen Substanzen kombiniert werden. Die dazu im Frühling 2024 – auch in Folge des Drogentods einer 14-Jährigen in Wien-Simmering – gegründete Arbeitsgruppe Benzodiazepine lasse ihre Ergebnisse bereits in die bestehende Aufklärung und Frühintervention einfließen.
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