Alex Serdjukov holt mit seinen pfeilschnellen Huskys Sieg um Sieg in den extremsten Schlittenhunderennen der Welt. Er begeistert Kinder in seinen Wildoner Camps durch Strenge, trotzte schon Wolf, Bär und wütendem Elch.
Eigentlich wollten wir Alex Serdjukov ja treffen, um von ihm zu hören, wie sein unglaubliches Leben als Abenteurer so ist: den Großteil des Jahres mit seinen Vierbeinern im schwedischen Lappland zu verbringen, sich in den härtesten Schlittenhunderennen der Welt wie dem Amundsen-Bewerb immer an die vordersten Linien zu setzen und wie es sein kann, dass sogar Adelshäuser oder die New Yorker Society ihre Kinder in seine Huskycamps schicken. Aber zuerst muss der Steirer etwas loswerden – und man merkt, wie schwer es ihm fällt, nicht völlig zu explodieren. Nämlich angesichts des Skandals, bei dem im Murtal 20 Huskys unter ärgsten Bedingungen gehalten wurden, sogar mit Todesfolge. Und das vor den Augen der Behörden.
Rollkrallen entstehen nicht von heute auf morgen
„Das ist so unfassbar, dass einem die Worte fehlen“, tobt der 52-Jährige. „Ich hab mir die Fotos angeschaut. Da gibt es welche von Rollkrallen, das sind eben Krallen, die sich derart eindrehen, dass sie sich zurück ins Fleisch bohren und einwachsen. So was entsteht nicht innerhalb weniger Wochen! Wie wurde da kontrolliert?“
Er schildert, wie das in Lappland so läuft: „Selbst in den so gut wie nicht besiedelten Gebieten wird Tierhaltung streng kontrolliert. Da kommen Organe zur Stichprobe, lassen sich keinesfalls abwimmeln und verrechnen Tierquälern jeden Cent bei der Abnahme. Da läuft das anders.“ Auch bei uns wird es wohl Änderungen geben müssen. . .
Kräuter, Käse und Schlittenhunde
Aber zurück nach Wildon, in dessen Nähe der Steirer und seine großartige Partnerin im Sommer leben. Auch sie, Petra, ist versierte Schlittenhundeführerin, sichtlich verliebt in die 15 Alaskan Huskys, aber zudem auch so versiert etwa in Kräuterkunde, dass man mit ihr in der Wildnis überleben könnte. Aber auch von ihrem hervorragenden Käse, der so klingende Namen wie „Blumerlkäs“ hat und ihr auf dem Gaberl im Käsladen aus der Hand gerissen wird.
Bei Wildon stehen jetzt wieder die Huskycamps an. Vor 18 Jahren hat Alex Serdjukov diese ins Leben gerufen – und obwohl sie nicht billig sind und sogar mit strenger Hand geführt werden, gibt es sogar Wartelisten dafür. „Weil wir hier die Kinder Kinder sein lassen“, verrät der Naturbursch sein Geheimrezept. „Es gibt kein Handy und damit basta. Wenn wir fischen gehen, wird früh aufgestanden, die Tiere müssen auch versorgt werden.“ Dafür lernen die Kinder wieder in Erde zu wühlen, auf Bäume zu klettern, den richtigen Umgang mit Tieren, sie kochen, schlafen im Zelt, suchen Schwammerl, machen Feuer. „Hier gibt es welche, die werden mit dem Privatjet hergebracht“, schildert Alex. „Aber sobald sie da sind heißt es weg mit dem Designer-Kofferl und rein in die Natur. Die Kids lieben es.“ An den sehnsüchtigen Blicken der Erwachsenen merken Alex und Petra, dass manche gern mit dem Sprössling tauschen würde.
Die Huskys selbst sind entzückend, total verschmust, „unsere Familienmitglieder“, stellt Alex klar. Ihren Sommer am riesengroßen Grund mit dem herrlichen Teich und den vielen Kindern genießen die Vierbeiner. Aber auch, wenn es dann wieder nach Lappland geht. „Acht Monate leben wir dort“, sagt das Duo. „Und genießen es.“
Liebe zu Lappland
Warum? „Wegen der Freiheit. Der Polarlichter. Dem Leben mit den Hunden und der Natur.“ Davon können Alex auch riskante Begegnungen nicht abbringen. „Die Wölfe, die wissen eh, dass sie die Kings sind, die tun einem nichts.“ Aber auch einem aggressiven Riesenelch stand der Steirer schon mal einsam mitten im Schneeland gegenüber. Er nahm seine Schlittenhunde als Wölfe wahr, wollte sie attackieren, „und ich hatte nur eine kleine Schneeschaufel mit zum Vertreiben. Da geht dir der Reiß’.“
Seinen Hunden geht es so gut, sie danken es dem Alex, indem sie für ihn rennen wie wild: mit vollster Begeisterung, mit Freude, mit Elan. So schnell, dass der Steirer sogar das gefürchtete Amundsenrennen in Lappland gewonnen hat – „wir gewinnen eh fast alles“.
Aber ein „Doping“ hat er: „Meine Hunde, Petra und ich nehmen jeden Tag Kürbiskernmehl. Da ist alles drin, was man braucht und was gesund ist. Wir schwören drauf.“ Selbst in Lappland bleibt so ein Steirer halt ein Steirer.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.