Bezirksserie – 1220

Sterben die Gartensiedlungen in der Donaustadt?

Wien
23.04.2025 12:00

Die „Krone“ fragte alle Spitzenkandidaten der Donaustadt, welche Herzensprojekte sie in der nächsten Legislaturperiode umsetzen wollen. Und das sind ihre Antworten.

Fast 230.000 Menschen leben mittlerweile in der Donaustadt – der 22. Bezirk gehört damit zu den am stärksten wachsenden Stadtteile Wiens. Dass das nicht ohne Wachstumsschmerzen geht, liegt auf der Hand.

Vor allem diverse Stadtentwicklungsgebiete wie Berresgasse, Seestadt oder Oberes Hausfeld sorgen aktuell für gewaltige Baustellen – und Diskussionen, ob genug Grün eingeplant wurde und ob die Infrastruktur des Bezirks überhaupt mit der Geschwindigkeit standhalten kann. Auch juristische Turbulenzen um den roten Bezirkschef Ernt Nevrivy – er sieht sich in der Causa Wienwert und in Sachen Kleingärten mit Anklagen konfrontiert (die Unschuldsvermutung gilt) – sorgen für politische Unruhe.

Was macht den 22. Bezirk nun aus?
Und was würde ihn besser machen? Die „Krone“ wollte von allen Spitzenkandidaten, die sich der Wahl zur künftigen Bezirksvorstehung stellen, wissen, was sie in den kommenden Jahren unbedingt umsetzen wollen.

Der Bezirksvorsteher selbst beantwortete jene Frage in aller Kürze. Er wolle auch weiterhin dafür sorgen, dass die Donaustadt „der lebenswerteste Bezirk Wiens bleibt“. Mit konsequenter und harter Arbeit wolle und werde er das auch weiterhin gewährleisten. Dass es da und dort Probleme gibt, streitet er nicht ab.

Auch Ärztezentren, wie hier in der Zschokkegasse (o.), entstehen.
Auch Ärztezentren, wie hier in der Zschokkegasse (o.), entstehen. (Bild: Tomschi Peter)

Mehr Primärversorgung und ein Radfahrverbot
Baustellen sind ÖVP-Kandidatin Michaela Löff ein Dorn im Auge. Ihr Projekt sieht sie im Schutz der Gartensiedlungen. Jene seien „das Herz der Donaustadt“ und „mehr als nur Wohnraum“. Die Betonflut und das Planungschaos, so Löff, gefährde jene Rückzugsgebiete für alle Donaustädter. Man setze auf Masse statt Klasse, sorge für Parkchaos, Überforderung der Öffis – sie fordert Regeln zur Bauhöhen- und Wohneinheitenbegrenzung und „echte Infrastrukturplanung“.

Wolfgang Orgler von den Grünen fordert sinnvolle Fußgänger- und Begegnungszonen wie an der Mariahilfer Straße, bessere und attraktivere, umweltschonende Mobilität und mehr Bäume für den ganzen Bezirk, um die Straßen endlich mit natürlichen Klimaanlagen zu kühlen und vor der Hitze zu schützen.

Mehr Freilauf für Hunde
Hundefreilaufzonen, zum Beispiel auf der Donauinsel, will Toni Mahdalik von der FPÖ. Gleichzeitig möchte er ein Radfahrverbot für die Donauinsel umsetzen. Neben mehr Angeboten für die 50.000 Jugendlichen der Stadt liegt ihm vor allem das Thema Parkplatzvernichtung am Herzen. „Wir wollen eine Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer statt der einseitigen Bevorzugung von Radfahrern“, erklärt er der „Krone“.

NEOS-Spitzenkandidatin und Apothekerin Jing Hu möchte sich für die Gesundheitsversorgung des Bezirks einsetzen. Täglich sehe sie, wie viele Menschen monatelang auf Termine bei Fachärzten oder auf Operationen warten müssen. Neben allgemeinmedizinischen Primärversorgungszentren, wie etwa in der Zschokkegasse, fordert sie daher auch welche für eine schnelle Erstversorgung bei psychischen Erkrankungen.

Der Bezirk in Zahlen
Um fast 30.000 Bewohner wuchs die Donaustadt allein seit 2021 an – auch aus anderen Bezirken zieht es immer mehr Menschen in die Donaustadt. Auch wenn sich im 22. oftmals Bürger über den Fokus auf die Radwege beschweren, nahm deren Kilometernetz laut Stadt Wien zwischen 2014 und 2023 sogar permanent ab. Mit 42 Hunden auf 1000 Einwohner ist die Donaustadt jener Stadtteil mit der höchsten Hundedichte. Jenen stehen mit 11,7 Quadratmetern Auslauffläche pro Vierbeiner aber ganze acht Quadratmeter weniger an Hundezonen als im Stadtschnitt zur Verfügung.

Ein Grund: Der Verkehr. 458 Kilometer Straßen ziehen sich durch den 22. Bezirk – von 2799 in ganz Wien. Mit 41 Autos kommen in dem Flächenbezirk natürlich mehr auf 100 Bewohner als in der ganzen Stadt (36). Mehr als 50.000 Menschen pendeln Tag für Tag aus anderen Gegenden zum Arbeiten in die Donaustadt, im Gegenzug müssen mehr als 75.000 die Donaustadt dafür verlassen. Wahlberechtigt sind in der Donaustadt übrigens besonders viele. Ob jene ihr Wahlrecht auch nutzen, bleibt jedoch ihnen überlassen.

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