Kritik von Ökonomen

So berechnet Trump die angekündigten Zölle

Wirtschaft
03.04.2025 13:00

Am Mittwochabend hatte US-Präsident Donald Trump Zölle für fast alle Länder weltweit angekündigt – teils in absurder Höhe. Wie er auf diese Zahlen kommt, ist mit Logik nur schwer zu erklären. US-Finanzjournalist James Surowiecki bezeichnet die Berechnung der Zölle als „außerordentlichen Unsinn“.

Mit den angekündigten Zöllen möchte Trump Amerika „wieder reich machen“, wie er sagt. Seine Idee sei eigentlich so simpel, „aber ich bin froh, dass niemand auf die Idee gekommen ist. Weil jetzt ist es meine Idee“, erklärt der US-Präsident. Inzwischen hat das Büro des US-Handelsbeauftragten veröffentlicht, mit welcher Formel die Zölle berechnet werden – Ökonominnen und Ökonomen kritisieren sie scharf. Auch der US-Finanzjournalist James Surowiecki findet deutliche Worte: Die Formel sei „außerordentlicher Unsinn“.

Je größer die Nachfrage, desto höher die Zölle
Das Absurde an der Formel ist nämlich: Die Länder, aus denen die USA die meisten Produkte importiert, sind die, auf die auch die höchsten Zölle verhängt werden. Das bedeutet, je höher die Nachfrage nach einem ausländischen Produkt ist, desto höher sind die Zölle darauf. Ökonominnen und Ökonomen kritisieren das scharf. Das dürfte die Preise in den USA deutlich nach oben treiben. Die Zölle werden jedem US-Haushalt etwa 5000 US-Dollar pro Jahr kosten, warnt ein Experte gegenüber der CNN.

Die US-Regierung zeigt sich unbeeindruckt von dieser Kritik. Aus dem Weißen Haus heißt es: „Präsident Trumps mutige Handelsmaßnahmen sorgen für Lob.“

Donald Trump bei der Ankündigung der Zölle.
Donald Trump bei der Ankündigung der Zölle.(Bild: AP/Mark Schiefelbein)

Trumps Zoll-Formel
Die Zoll-Formel beruht nicht – wie bisher angenommen – darauf, wie hoch die Zölle eines Landes auf Importe aus den USA sind. Stattdessen ist das Handelsdefizit der USA die Basis der Formel. Das Handelsdefizit sind die Importe eines Landes minus die Exporte.

Die zweite Komponente der Zoll-Formel sind die Exporte eines Landes in die USA. Aus dem Handelsdefizit und den Exporten errechnet sich nun die Zollhöhe des jeweiligen Landes. Weil er „freundlich“ sei, habe man diese errechneten Zölle noch halbiert, erklärt Trump. Statt rund 39 Prozent belegt Trump zum Beispiel Waren aus der Europäischen Union (EU) „nur“ noch mit Zöllen in der Höhe von 20 Prozent.

Importe aus der Schweiz sollen mit 31 Prozent besteuert werden. Hier zeigt sich, dass Trump es nicht auf sogenannte „reziproke“ – also gegenseitige Zölle anlegt. Denn in der Schweiz gibt es gar keine Zölle auf Waren, die aus den USA eingeführt werden.

Dienstleistungen werden ignoriert
Für Verwunderung sorgt auch, dass in der Formel lediglich das Handelsdefizit für Waren und nicht auch das für Dienstleistungen vorkommt. „Es ist schlimmer als ich dachte“, kommentiert Surowiecki diesen Umstand. Denn Dienstleistungen exportiert die USA mehr als sie importiert. Das liegt daran, dass riesige Konzerne wie Google oder Netflix in den Vereinigten Staaten ihren Sitz haben. „Diese Exporte zählen für Trump nicht“, meint Surowiecki.

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