Tragödie in Spanien

US-Teenager nach Zug-Crash: “Wie auf einer Achterbahn”

Ausland
26.07.2013 11:25
Nach der verheerenden Zugkatastrophe mit 80 Toten und rund 170 teils schwer Verletzten in Spanien hat sich nun einer der Überlebenden in einem Interview zu dem Drama geäußert. Der 18-jährige Stephen Ward ist einer von fünf US-Amerikanern, die bei dem Unglück am Donnerstag mit Verletzungen davonkamen – im Gegensatz zu einem Landsmann, der getötet wurde. "Es war wie auf einer Achterbahn", erklärt der Teenager, der lediglich einen Wirbelbruch erlitt – und damit in seinem jungen Leben dem Tod bereits das zweite Mal von der Schaufel gesprungen ist.

Ward, ein Mormone aus dem US-Bundestaat Utah, befindet sich derzeit im Auftrag der "Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints", der fast alle gläubigen Mormonen angehören, für eine zweijährige Missionstätigkeit in Spanien. Die ersten sechs Wochen seines Aufenthalts besuchte er einen Spanisch-Kurs in Madrid, um für seine Arbeit gewappnet zu sein.

Versehentlich falsches Ticket gekauft
Eigentlich hätte der 18-Jährige bereits am Mittwoch mit dem Zug von der spanischen Hauptstadt in die Küstenstadt Ferrol im Nordwesten des Landes fahren sollen, um dort mit seiner Missionstätigkeit zu beginnen. Versehentlich kaufte er jedoch ein Ticket für den nächsten Tag – und landete somit an Bord des Unglückszuges, der schließlich nahe der Pilgerstadt Santiago de Compostela mit rund 190 km/h statt der erlaubten 80 Stundenkilometer in eine Kurve raste und entgleiste (siehe Video oben).

Wie Ward nun in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP schildert, habe er kurz vor dem Unglück gerade etwas in seinen Notizblock geschrieben, als ihm auffiel, wie außergewöhnlich schnell der Zug unterwegs war. Als er auf den Bildschirm vor sich sah, habe dieser eine Geschwindigkeit von 194 km/h angezeigt – weit mehr als die 100 Stundenkilometer, die seit der Abfahrt von Madrid durchschnittlich aufgeschienen waren. Nur Sekunden später sei der "Alvia" plötzlich von den Gleisen abgehoben und "wie eine Achterbahn" in die Luft gestiegen. Das Letzte was er gesehen habe, sei ein Rucksack gewesen, der vor ihm von der Gepäckablage fiel, erklärt der Teenager. Danach habe er das Bewusstsein verloren.

"Da waren zahlreiche Leichen, es war grauenvoll"
Als er wieder aufwachte, habe ihm jemand aus dem zerstörten Waggon geholfen, der in einem Graben zum Liegen gekommen war. Zuerst habe er noch gedacht zu träumen, so Ward zur AP, doch als er sein blutverschmiertes Gesicht abtastete und die Szenerie um sich erblickte, sei im schlagartig bewusst geworden, was passiert war. "Jeder war blutüberströmt. Vom Zug stieg Rauch auf. Ich hörte nur Schreie und Weinen. Da waren zahlreiche Leichen, es war grauenvoll."

Binnen weniger Minuten seien die Rettungskräfte vor Ort gewesen und hätten ihn zu einer Stelle abseits des Wracks geführt. Dort sei er dann drei Stunden auf dem Gras gelegen, bis ihn ein Ambulanzwagen in ein Krankenhaus brachte. Die Ärzte diagnostizierten bei dem 18-Jährigen einen gebrochenen Halswirbel sowie ein Cut über dem rechten Auge, bleibende Schäden bleiben Ward zum Glück erspart. Mittlerweile konnte der Teenager - versehen mit einer Halsschiene - das Spital bereits wieder verlassen.

Gegenüber der AP versichert Ward, auch für die restliche Zeit seiner vorgesehen Missionstätigkeit in Spanien bleiben zu wollen. "Vom religiösen Standpunkt aus gesehen glaube ich, dass Gott noch etwas mit mir vorhat und dass es einen guten Grund dafür gibt, dass ich noch hier bin", meint der 18-Jährige.

Zuvor schwere Krebserkrankung überstanden
Das Zugunglück war übrigens nicht das erste Drama, das Ward überstehen musste. Vor vier Jahren war bei dem damals 14-Jährigen das Burkitt-Lymphom diagnostiziert worden, eine seltene Krebserkrankung und einer der am schnellsten wachsenden humanen Tumoren überhaupt. Die zur Genesung erforderliche Knochenmarktransplantation hatte Ward nur knapp überlebt. Heute gilt er nach Angaben der Ärzte als geheilt.

"Ich betrachte mich als gesegneten Glückspilz. Ich glaube, nicht viele Menschen können von sich behaupten, vor ihrem 20. Lebensjahr dem Tod gleich zwei Mal ein Schnippchen geschlagen zu haben", so der Teenager.

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