"Alvia" entgleist

Mit 190 km/h in Kurve: 79 Tote bei Zugunglück

Ausland
25.07.2013 10:56
Bei einer der schlimmsten Katastrophen in der spanischen Eisenbahngeschichte sind am Mittwochabend mindestens 79 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 140 weitere Personen verletzt worden. Wie der Lokführer, der nur leicht verletzt wurde, mittlerweile zugab, war er mit dem Hochgeschwindigkeitszug "Alvia" in der Pilgerstadt Santiago de Compostela mit 190 km/h in eine Kurve gerast - obwohl an dieser Stelle nur 80 km/h erlaubt sind. Die Garnitur entgleiste, die Waggons schoben sich übereinander und wurden teils vollständig zerfetzt.

Das Unglück ereignete sich gegen 21 Uhr in städtischem Gebiet. Alle Waggons des Zugs, der sich auf dem Weg von Madrid nach El Ferrol befand, entgleisten. Ein Waggon wurde vollständig zerstört. Der an den Unglücksort geeilte Regionalpräsident von Galicien, Alberto Nunez Feijoo, sprach von einem "schockierenden" Anblick. "Das ist wie Dantes Inferno." Auch Stunden nach dem Unglück waren einige Teile des völlig zerstörten Wracks den Rettungskräften nicht zugänglich. Die ganze Nacht über waren 200 Personen im Rettungseinsatz.

Die Zahl der Opfer, die zunächst mit zehn angegeben worden war, wurde mehrmals nach oben korrigiert. Am Donnerstag in der Früh sprach ein Regierungssprecher schließlich von 79 Toten und über 140 Verletzten. Insgesamt befanden sich 238 Personen im Zug.

Behörden schließen Anschlag aus
Die Behörden sind davon überzeugt, dass es sich bei dem Unglück um einen Unfall handelt. Ein Anschlag könne ausgeschlossen werden, vermeldete das Innenministerium. Für Spekulationen sorgten jedoch Augenzeugenberichte, wonach kurz vor dem Unglück eine Detonation zu hören war. Das Unglück weckte zudem Erinnerungen an die islamistischen Anschläge auf Regionalzüge in der Hauptstadt Madrid im Jahr 2004, bei denen 191 Menschen ums Leben kamen.

Mit 190 km/h in die Kurve gerast
Bereits vor dem Geständnis des Lokführers hatten die Zeitungen "ABC" und "El Pais" berichtet, dass der Zug viel zu schnell unterwegs gewesen sei. Demnach sei er statt mit den erlaubten 80 Stundenkilometern mit 190 km/h in die Kurve gerast. Der Lokführer des Hochgeschwindigkeitszugs habe laut "El Pais" offenbar eine Verspätung aufholen wollen.

Einige Waggons waren bei dem Unglück gegen eine Mauer geprallt, andere verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg. Spanische Medien veröffentlichten Bilder von um den Zug liegenden Leichen, die teils nur notdürftig mit Badetüchern oder Decken bedeckt waren. Die galicischen Gesundheitsbehörden riefen die Bürger auf, Blut zu spenden.

"Es passierte so schnell", sagte ein Überlebender dem Radiosender "Cadena Ser". Der Zug habe sich in einer Kurve verdreht, danach hätten sich die Waggons aufgetürmt. "Eine Menge Menschen wurde zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen, und bemerkten dabei, dass der Zug in Flammen stand. Ich habe Leichen gesehen."

Krisensitzung der Regierung
Die spanische Regierung trat noch am Mittwochabend zu einer Krisensitzung zusammen, nachdem zuvor Verkehrsministerin Ana Pastor an den Unglücksort geeilt war. Diesen wird am Donnerstag auch Ministerpräsident Mariano Rajoy besuchen, der selbst aus Santiago de Compostela stammt. Neben Rajoy kondolierte in der Nacht auch König Juan Carlos den Angehörigen.

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