Experimente zeigen:

Menschenaffen erinnern sich lange an Verstecke

Wissenschaft
19.07.2013 08:24
Nicht nur der Mensch wird durch Erfahrung klug. Auch Schimpansen und Orang-Utans verfügen über ein bisher ungeahnt langes Erinnerungsvermögen, wie deutsche und dänische Forscher jetzt bei Experimenten mit den Tieren herausgefunden haben. Bisher hatte die Wissenschaft den Primaten diese Fähigkeit nicht zugetraut.

Menschen können sich an Ereignisse erinnern, die ihnen vor vielen Jahren widerfahren sind, und den Erfahrungsschatz nutzen sie beim Bewältigen neuer Aufgaben.

Jetzt berichten die Forscher, dass auch Primaten sich problemlos an eine Werkzeug-Suche erinnerten, die sie in einem Experiment drei Jahre zuvor nur viermal geübt hatten. Die Tiere hätten die Erfahrungen mühelos abgerufen - obwohl sie gar nicht erwarten konnten, dass sie sich einmal daran erinnern müssten, sagt Mitautorin Gema Martin-Ordas von der Aarhus-Universität in Dänemark.

Primaten erinnern sich blitzschnell
Die Wissenschaftler arrangierten ihr neues Experiment genauso, wie es die Menschenaffen drei Jahre zuvor erlebt hatten: Sie versteckten Werkzeuge unter Gegenständen. Es zeigte sich, dass die Schimpansen und Orang-Utans sich augenblicklich erinnerten, wo sie suchen mussten.

"Ich war überrascht, dass die Tiere sich nicht nur an die Situation erinnerten, sondern dass sie das auch noch so schnell taten", so Martin-Ordas. Im Durchschnitt brauchten sie fünf Sekunden, um die Werkzeuge zu entdecken. Zum Vergleich: Unerfahrene Tiere aus einer Kontrollgruppe wurden auch nach fünf Minuten noch nicht fündig.

Das zeige, dass die blitzschnellen Primaten nicht einfach planlos herumgelaufen seien. Viel wahrscheinlicher sei, dass sie sich an das Erlebnis vor drei Jahren erinnert hätten und diese Erinnerung ihnen dabei half, die Werkzeuge so fix zu finden, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Current Biology".

"Merkmale des autobiografischen Gedächtnisses"
Auch an ein Erlebnis, das nur 14 Tage zurücklag, erinnerten sich die Primaten mit Bravour und lösten die ihnen gestellte Aufgabe. Das zeige, dass sie auch zwischen ähnlichen Ereignissen in der näheren und fernen Vergangenheit unterscheiden können, folgern die Forscher. Dies sei ein äußerst wichtiger Befund, betont Martin-Ordas. Denn um solche Unterscheidungen zu treffen, müssten die Tiere unterschiedliche Elemente wie Aufgabenstellung und Werkzeug richtig kombinieren können.

Aus ihren Ergebnissen schließen die Wissenschaftler, dass Schimpansen, Orang-Utans und Menschen einige Merkmale des Verschlüsselns und des Erinnerns von persönlichen Erlebnissen teilen. Das Erinnerungsvermögen der Primaten spiegle somit schon Merkmale des autobiografischen Gedächtnisses des Menschen wider.

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